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Europas Aufstieg und Verrat

Wie Gott Geschichte macht Ein Auszug von 480 Seiten als Leseprobe

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VI. Missionierung der Welt | Protestantische Mission<br />

Ferner gilt es zu bedenken, dass die protestantischen Länder vom Zugang<br />

zu den Weltmeeren weitgehend ausgeschlossen waren <strong>und</strong> dass keine Weltmächte<br />

wie Portugal oder Spanien ihre Missionsunternehmungen förderten.<br />

Im Gegenteil. Die Kolonialisierung durch protestantische Mächte wie<br />

Holland <strong>und</strong> England hat zu Beginn die Mission behindert. So hat die British<br />

East India Company, die für alle Angelegenheiten in Indien zuständig<br />

war, zwar für Pfarrer für den Eigenbedarf gesorgt, sich aber lange Zeit<br />

mit allen Mitteln der Mission der indischen Bevölkerung widersetzt. 14 Und<br />

schließlich, als in gewissen protestantischen Kreisen das Bewusstsein für die<br />

Notwendigkeit der Weltmission langsam erwachte, standen keine Orden zur<br />

Verfügung, deren Männer <strong>und</strong> Frauen zu Tausenden zur Aussendung bereit<br />

waren wie in der Katholischen Kirche. So waren die Anfänge protestantischer<br />

Mission äußerst bescheiden. Als der österreichische Baron Justinian von<br />

Weltz 1664 mehrere Aufrufe zur Mission veröffentlichte, wurde er als Träumer,<br />

Fanatiker <strong>und</strong> Häretiker bezeichnet. Er ließ sich jedoch nicht abschrecken,<br />

legte seinen Adelstitel ab, reiste nach Surinam (Holländisch Guayana),<br />

wo er nach wenigen Jahren starb. 15<br />

Die Situation änderte sich erst, als die pietistische Erweckung durch Philip<br />

Spener (1635-1705) <strong>und</strong> andere neues geistliches Leben weckte <strong>und</strong> damit<br />

auch die Sorge für die Heiden erwachte. Erst jetzt rückte die Mission als integraler<br />

Teil des Glaubens in das Verantwortungsbewusstsein der protestantischen<br />

Gläubigen: Auch die Heiden mussten die Botschaft vom ewigen Heil<br />

in Christus hören. Die Erziehungs- <strong>und</strong> Bildungsanstalten von August Hermann<br />

Francke (1663-1727) wurden zu Zentren des Pietismus <strong>und</strong> der missionarischen<br />

Bewegungen im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert. Allerdings war der offizielle<br />

kirchliche Widerstand noch nicht gebrochen. Als Bartholomäus Ziegenbalg<br />

<strong>und</strong> Heinrich Plütschau, die in Halle studiert hatten, nach Trankebar an der<br />

südostindischen Küste ausreisten, nannte sie die theologische Fakultät in Wittenberg<br />

„falsche Propheten“. 16 Der Durchbruch kam durch Nicolaus Ludwig<br />

Graf von Zinzendorf (1700-1760), den Gründer der Herrenhuter Brüdergemeinde.<br />

Durch direkte Begegnung mit einem Schwarzen von den westindischen<br />

Inseln <strong>und</strong> zwei Eskimos, die Zinzendorf um Missionare baten,<br />

beschloss er, sich auch dieser Aufgabe zu widmen. Das war 1730. Schon<br />

zwei Jahre später konnte Zinzendorf Missionare aussenden. Die ersten zehn<br />

starben bald nach ihrer Ankunft auf den Jungferninseln. Aber andere waren<br />

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