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Europas Aufstieg und Verrat

Wie Gott Geschichte macht Ein Auszug von 480 Seiten als Leseprobe

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III. Früchte der Freiheit | Ketzer <strong>und</strong> vorreformatorische Bewegungen<br />

Die Katharer oder Albigenser 63<br />

Die Katharer, vom griechischen Katharsis (Reinigung), oder Albigenser, welche<br />

den Auftakt zu anderen Laienbewegungen bildeten, reizten die Kirche<br />

durch ihre Lehre <strong>und</strong> ihr Verhalten dermassen, dass diese nur mit Gewalt<br />

reagieren konnte. Sie bildeten eine der größten Laienbewegungen des Mittelalters<br />

<strong>und</strong> breiteten sich in den Jahren nach 1140 rasch aus. Erstmals sind sie<br />

1143 in Köln nachgewiesen. Bereits 1160 besassen sie in Südfrankreich <strong>und</strong><br />

Oberitalien eine große Zahl von Anhängern. Ihre Lehre breitete sich aus bis<br />

nach Sizilien, ins Rheinland, nach Österreich, Spanien, England <strong>und</strong> Skandinavien.<br />

Der Dualismus bildete das wichtigste Element ihrer Lehre. Die<br />

materielle Welt galt als böse. Das Gute ist nur im Himmel zu finden. Aufgabe<br />

des Menschen ist es daher, sich von der materiellen Welt fernzuhalten<br />

<strong>und</strong> die Seele in den Himmel zu retten. Die Katharer lehnten das Alte Testament<br />

ab, denn im Schöpfer sahen sie auch den Verursacher einer bösen Welt.<br />

Die Vergebung der Sünden <strong>und</strong> die Erlösung konnte nur durch Aufnahme<br />

in ihre Kirche erreicht werden. Durch besondere Weihen konnten Gläubige<br />

in die Reihe der Vollkommenen (Perfecti) aufsteigen. Sie mussten allerdings<br />

von da an ein entbehrungsreiches Leben führen, auf jede geschlechtliche<br />

Beziehung verzichten <strong>und</strong> strenge Speisegebote beachten. Die Katharer<br />

lehnten generell die Zeugung von Kindern ab, da Adam <strong>und</strong> Eva ursprünglich<br />

ohne Sexualität gelebt haben sollen <strong>und</strong> vom Teufel zur Reproduktion<br />

verführt wurden. Die Katharer betrachteten sich als die wahre Kirche, <strong>und</strong><br />

es gelang ihnen überraschend schnell, eine eigene Hierarchie mit Bischöfen,<br />

Diözesen, Diakonen <strong>und</strong> Konzilien aufzubauen. Vor allem in Südfrankreich<br />

waren sie wegen ihres Widerstandes gegen Rom auch bei den lokalen Fürsten<br />

beliebt <strong>und</strong> gelangten durch Schenkungen zu beträchtlichem Reichtum.<br />

So entstand unter den Augen der Päpste eine eigentliche Gegenkirche.<br />

Rom reagierte spät. Erst 1206 entsandte Papst Innozenz III. einige Zisterziensermönche,<br />

darunter auch Dominikus, um auf dem Weg des Gesprächs <strong>und</strong><br />

der gütlichen Einigung die Katharer zu gewinnen. Aber 1208 wurde das Scheitern<br />

dieser Bemühungen deutlich. Darauf rief der Papst zum Kreuzzug gegen<br />

die Katharer auf. Der Albigenserkreuzzug (1209-1229) richtete vor allem<br />

in Frankreich verheerende Schäden an <strong>und</strong> bewirkte grosses menschliches<br />

Leid. Es kam zu Belagerungen von Bergfestungen, in welche sich die Katharer<br />

zurückgezogen hatten. Auch die Inquisition wurde gegen sie eingesetzt.<br />

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