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Europas Aufstieg und Verrat

Wie Gott Geschichte macht Ein Auszug von 480 Seiten als Leseprobe

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II. Anfänge freiheitlicher Strukturen | Konstantin der Große – Entscheidung der Weltgeschichte<br />

Konstantins Glaube<br />

In diesem Zusammenhang stellen sich zwei Fragen. War Konstantin ein gläubiger<br />

Christ oder ein Staatsmann, der das Christentum für politische Zwecke<br />

benützte Und: War der Sieg an der Milvischen Brücke ein glücklicher Zufall<br />

oder ein Zeichen von Gottes Eingreifen in die Geschichte<br />

Betrachten wir zunächst Konstantins Sieg vor Rom. In Feldzügen gilt<br />

allgemein die Regel, dass der Angreifer dem Verteidiger zahlenmäßig <strong>und</strong><br />

waffentechnisch überlegen sein muss. Zudem muss die Versorgung seiner<br />

Truppen trotz der Entfernung von der Basis gesichert sein. Maxentius war<br />

als Kaiser von Rom in jeder Beziehung im Vorteil. Er konnte auf den Schutz<br />

der hohen Stadtmauern vertrauen, hinter denen er schon zwei Belagerungen<br />

überstanden hatte. 5 Den 40 000 Mann unter Konstantin konnte er 100 000<br />

Mann entgegenstellen. Die Versorgung der Truppen war für ihn kein Problem.<br />

Warum wurde er dennoch geschlagen Einmal unterschätzte Maxentius<br />

offensichtlich seinen Gegner. Statt sich in der Stadt zu verschanzen <strong>und</strong><br />

Konstantin zu einer langwierigen Belagerung zu zwingen, trat er ihm vor<br />

Rom entgegen, offenbar in der Meinung, ihn leicht besiegen zu können.<br />

Doch dann geschah es, dass Maxentius bei dem Versuch, mit seinen Prätorianertruppen<br />

Konstantin anzugreifen, von seinen eigenen, vor dem Gegner<br />

zurückweichenden Einheiten behindert wurde, in dem entstehenden<br />

Gewühl in den Tiber stürzte <strong>und</strong> sein Leben verlor. 6 Damit war die Schlacht<br />

entschieden. Wir fragen: War das ein unerklärliches verhängnisvolles Missgeschick<br />

oder doch ein Zeichen von Gottes Eingreifen in die Geschichte<br />

Zu der anderen Frage, ob Konstantin eine echte Bekehrung erlebt habe<br />

oder aus staatsmännischer Klugheit das Christentum förderte, weise ich<br />

zunächst auf einen Aspekt hin, der, wie ich meine, oft übersehen wird. Ich<br />

halte die Frage nach der Echtheit der Bekehrung Konstantins für falsch<br />

gestellt. Sie entspringt unserem westeuropäischen Denken, wie es sich seit<br />

der Aufklärung herausgebildet hat. Wir unterscheiden eine äußere Zustimmung<br />

zu einer Religion, in die man hineingeboren wird, von einer echten<br />

Glaubensüberzeugung, der ein oft längerer Prozess vorauszugehen hat oder<br />

sich auf eine plötzliche Bekehrung stützt. Diese Unterscheidung verstehen<br />

Christen in vielen nicht-westlichen noch heute nicht. Anfang der neunziger<br />

Jahre war ich in Karabach, wo die christlichen Armenier sich verzweifelt<br />

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