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Europas Aufstieg und Verrat

Wie Gott Geschichte macht Ein Auszug von 480 Seiten als Leseprobe

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VII. Vordenker der Gottlosigkeit | René Descartes (1596-1650) – der Weichensteller<br />

Intellektuelle waren begeistert von der Idee, den Glauben auf ein unerschütterbares<br />

F<strong>und</strong>ament zu stellen, so sicher wie das vom Verstand bewiesene<br />

Wissen. Es leuchtete ein,– wie es noch heute vielen einleuchtet – dass<br />

gut ist, was verstandesmäßig, was rational ist, schlecht hingegen alles, was<br />

unvernünftig ist. 9 Endlich wurde Gott, die Welt <strong>und</strong> ihre Ordnung dem Verstand<br />

zugänglich gemacht. Darum, wer rational handelt, der handelt gemäß<br />

dem Willen Gottes. “Denn“, wie schon zitiert, „so weit reicht zweifellos das<br />

natürliche Licht des menschlichen Verstandes.“ Dieses Denken hat die Aufklärung<br />

in allen ihren Aspekten begründet. Sie heißt denn auch, wie erwähnt,<br />

im Englischen „Enlightenment“ oder „Age of Reason“ <strong>und</strong> im Französischen<br />

„Siècle Philosophique“ oder „Siècle des Lumières“. Die vernunftgeleitete<br />

Ethik war die Wurzel jener Herrschaft der Vernunft, welche die Französische<br />

Revolution errichten wollte. 10 Descartes hat es, entgegen seiner Absicht,<br />

den nachfolgenden Generationen möglich gemacht, dem Verstand, <strong>und</strong> das<br />

heißt auch, sich selber alles zuzutrauen. Er hat nicht vorausgesehen, dass in<br />

letzter Konsequenz die autonome Vernunft auch Gott selber abschaffen <strong>und</strong><br />

die Regeln der Moral selber setzen wird. Mit Descartes beginnt der Weg zum<br />

autonomen Menschen ohne Gott, der selbst bestimmt, was gut <strong>und</strong> was böse<br />

ist, wer leben <strong>und</strong> wer sterben soll.<br />

Dieses autonome Denken kommt der menschlichen Natur sehr entgegen.<br />

Denn dass der Mensch seine Sündhaftigkeit erkennen soll, widerstrebt<br />

ihm im Innersten. Wenn er ein Sünder ist, dann braucht er die Hilfe Gottes.<br />

Dann muss er zugeben, dass er auf Gott angewiesen, also nicht autonom<br />

ist. Doch genau diese Autonomie will er unbedingt erhalten. Und warum<br />

sollte es nicht zutreffen, dass alles Vernünftige auch gut ist Warum kann der<br />

Mensch sich nicht einfach auf sein eigenes Denken verlassen Das leuchtet<br />

unmittelbar ein. Descartes <strong>und</strong> mit ihm die Aufklärer befreien den Menschen<br />

von Gott. Die Bibel hingegen sagt uns, dass der Mensch seine Freiheit immer<br />

wieder zum Ungehorsam <strong>und</strong> Unglauben missbraucht. Er hat im Paradies<br />

vom Baum der Erkenntnis gegessen. Seither kennt er nicht nur das Gute,<br />

sondern auch das Böse. Er kann seinen Verstand dazu benutzen, Nothilfe für<br />

Katastrophenopfer möglichst effizient zu organisieren. Er kann aber denselben<br />

Verstand einsetzen, um die Nachbarin zu verführen oder einleuchtende<br />

Gründe für einen Völkermord zu finden. Der Verstand irrt nicht nur <strong>und</strong><br />

lässt den Menschen Fehler machen, die er korrigieren kann. Der Verstand<br />

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