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Europas Aufstieg und Verrat

Wie Gott Geschichte macht Ein Auszug von 480 Seiten als Leseprobe

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V. Abwehr der islamischen Expansion | Die Zweite Belagerung von Wien 1683<br />

Hainfeld <strong>und</strong> Türnitz wurden erschlagen Eheleute 225, Kinder 46, Dienstboten<br />

89, zusammen 360 Personen. In die Sklaverei abgeführt Eheleute 215,<br />

Kinder 518, Dienstboten 275, zusammen 1008 Personen. Häuser wurden<br />

niedergebrannt, verwüstet, verödet 284.“ 71 So sah es überall in der Umgebung<br />

von Wien aus.<br />

Die türkischen Truppen waren nicht nur wegen Überzahl <strong>und</strong> ihren ungefährdeten<br />

Nachschublinien im Vorteil. Sie hatten auch französische Ingenieure bei<br />

sich, welche im Minenkampf große Erfahrung hatten. Dagegen mussten die<br />

Verteidiger erst lernen, wie sie die unterirdischen Minen-Grabarbeiten der<br />

Türken entdecken <strong>und</strong> stören konnten. In tiefen Kellern stellten sie Wasserbottiche<br />

auf. Wenn die Wasseroberfläche leicht zitterte, wussten sie, dass nicht<br />

allzu weit entfernt gegraben wurde. Aus der Aufstellung von mehreren Bottichen<br />

in verschiedenen Häusern entlang der Stadtmauer konnten sie die ungefähre<br />

Richtung bestimmen <strong>und</strong> selber einen Stollen den Türken entgegen graben.<br />

Beim Zusammentreffen kam es dann zu Kämpfen Mann gegen Mann,<br />

bei dem die besser gepanzerten Verteidiger meist gewannen. Vom türkischen<br />

Zeremonienmeister im Dienste von Kara Mustafa gibt es über die Belagerung<br />

<strong>und</strong> die Schlacht ein aufschlussreiches Tagebuch mit einem Anhang. Aus<br />

christlicher Sicht schildert das Buch „Die Türken-Belagerung von Wien“ vom<br />

Verlag Melchior die Ereignisse auf Gr<strong>und</strong> von zeitgenössischen Dokumenten.<br />

Beide Seiten kämpften mit Todesmut. Immer wieder kam es zu Nahkämpfen<br />

mit Handgranaten. Auch hier waren es vor allem die Janitscharen, welche<br />

die Sturmangriffe ausführten. Die Verluste waren ebenfalls auf beiden Seiten<br />

hoch. Die Türken verloren bei Sturmangriffen 48 000 Mann. Doch verfügte<br />

Kara Mustafa immer noch über ca. 140 000 Mann. Andere Quellen nennen<br />

168 000 Mann. 72 Die Verteidiger konnten die Stadt halten; allerdings wurden<br />

die Nahrungsmittel <strong>und</strong> Munition sehr knapp <strong>und</strong> die Breschen in der Stadtmauer<br />

immer größer. Viele Verteidiger starben an der Ruhr. Mit drakonischen<br />

Maßnahmen musste Graf Starhemberg gegen Deserteure <strong>und</strong> Wehrdienstverweigerer<br />

vorgehen, um den Willen zur Verteidigung aufrecht zu erhalten.<br />

Von den ursprünglich 11000 Verteidigern waren am Schluss noch etwa 5000<br />

einsatzfähig. Als das Entsatzheer endlich eintraf, waren die Verteidiger der<br />

Erschöpfung nahe. Wären die Entsatztruppen eine Woche später eingetroffen,<br />

so wären sie wahrscheinlich zu spät gekommen.<br />

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