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Europas Aufstieg und Verrat

Wie Gott Geschichte macht Ein Auszug von 480 Seiten als Leseprobe

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V. Abwehr der islamischen Expansion | Die Zweite Belagerung von Wien 1683<br />

Die Schlacht am Kahlenberg<br />

Papst Innozenz XI. gelang es, Kaiser Leopold I. zu einem Bündnis mit dem<br />

polnischen König Johann III. Sobieski zu bewegen. Mit einer Zahlung von<br />

fast unglaublichen 1,2 Millionen Gulden machte der Papst die Versorgung des<br />

Entsatzheeres möglich. Denn für die Kosten wollten die deutschen Fürsten<br />

nicht aufkommen. So versammelten sich r<strong>und</strong> 70 000 Mann 30 km von Wien<br />

aus Donau aufwärts, zusammengesetzt aus Truppen von Venedig, Bayern,<br />

Sachsen, Franken, Schwaben, Baden, Oberhessen <strong>und</strong> natürlich aus Polen. Sie<br />

führten 168 Geschütze mit sich. 73 Die Zusammenführung einer aus so vielen<br />

Landesteilen zusammengesetzten Truppe ist an sich als logistische Meisterleistung<br />

zu bezeichnen. Sobieski beschloss, die Türken bei Wien vom Westen her<br />

anzugreifen. Dazu musste das Heer die Donau überschreiten.<br />

Am Morgen des 12. September griffen die christlichen Truppen an. Dabei<br />

marschierten sie in guter Ordnung vom Kahlenberge herab auf Wien zu, verschwanden<br />

zeitweise in kleinen Talsenken, tauchten dann wieder auf, um<br />

schließlich auf die Hauptmacht der Türken zu treffen. Der türkische Zeremonienmeister<br />

berichtet dazu: „Die Giauren (Ungläubige, Christen) hatten die<br />

Palanke (Festung) auf dem Berg erreicht <strong>und</strong> tauchten nun mit ihren Abteilungen<br />

auf den Hängen auf wie die Gewitterwolken, starrend von (dunkelblauem)<br />

Erz… Sie bedeckten Berg <strong>und</strong> Feld <strong>und</strong> formierten sich in sichelförmiger<br />

Schlachtordnung. Es war, als wälze sich eine Flut von schwarzem Pech (Anspielung<br />

auf die Panzerung) bergab, die alles, was sich ihr entgegenstellt, erdrückt<br />

<strong>und</strong> verbrennt.“ 74 Die Türken leisteten erbitterten Widerstand, <strong>und</strong> die Kämpfe<br />

dauerten bis in den späteren Nachmittag. Aber die auf türkischer Seite kämpfenden<br />

48 000 Tataren wandten sich als erste zur Flucht, worauf der Kampfeswille<br />

auch bei den übrigen Truppen zusammenbrach <strong>und</strong> bald eine kopflose<br />

Flucht einsetzte. Dazu der Zeremonienmeister: „Die meisten flohen geradewegs<br />

zu ihren Zelten hin <strong>und</strong> dachten nur noch daran, ihr Leben <strong>und</strong> ihre Habe zu<br />

retten… Auch der Privatschatz des Großwesirs <strong>und</strong> sein ganzes sonstiges Eigentum<br />

blieb in den Zelten zurück. Nur solche Kleinigkeiten, die man in den Brustbausch<br />

stecken <strong>und</strong> in den Arm nehmen konnte, wurden gerettet.“<br />

Auf christlicher Seite fielen nur 500 Mann, auf türkischer 8 000. Die<br />

Beute war ungeheuer: Die ganze Zeltstadt, Waffen, Munition, 200 Geschütze,<br />

Lebensmittel, Tiere, gefangene Christen, Frauen <strong>und</strong> Kinder. Das eigentliche<br />

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