Europas Aufstieg und Verrat

VII. Vordenker der Gottlosigkeit | René Descartes (1596-1650) – der Weichensteller
VII. Vordenker der Gottlosigkeit
1. René Descartes (1596-1650) – der Weichensteller
ie Aufklärung beginnt nicht mit René Descartes. Aber an seinem
inneren Weg wird beispielhaft anschaulich, wie in der
Aufklärung die Entchristlichung der Gesellschaft begann. Bei
ihm sieht man die entscheidende Weichenstellung, welche
die menschliche Vernunft zum alleinigen Maßstab der Wahrheitsfindung
machte. Es war nicht Descartes Absicht, die Ablösung Europas von Gott zu
ermöglichen. Im Gegenteil, er wollte die Existenz Gottes als unzweifelhaft
nachweisen und so den Glauben absichern. Tatsächlich aber förderte er maßgeblich
eine geistige Bewegung, die schließlich Gott verabschiedete. Descartes
machte die Vernunft (ratio) zur Quelle der Wahrheitsfindung. Damit
wurde das Denken über Gott und den Sinn des Lebens von der biblischen
Offenbarung abgespalten. Der Gott, der dabei erdacht wurde, konnte nur
ein selbstgemachtes Wesen sein.
René Descartes wurde am 31. März 1596 im französischen La Haye
(Heute: La Haye-Descartes) in der Touraine südwestlich von Paris geboren.
Er wurde zuerst bekannt als genialer Mathematiker, führte absichtlich ein
zurückgezogenes Leben und bereiste dennoch viele Länder. Seine philosophischen
Ausführungen brachten ihn in Widerspruch zur katholischen Hierarchie.
Deshalb emigrierte er 1628 in die Niederlande, wo er am meisten
Gedanken- und Religionsfreiheit fand. 1649 zog er auf Grund einer Einladung
der Königin Christine von Schweden nach Stockholm. Dort unterwies
er die Königin dreimal in der Woche morgens um 5 Uhr in Philosophie.
Descartes, alles andere als ein Frühaufsteher, holte sich eine Lungenentzündung.
Da er allen Ärzten misstraute und jede Hilfe von sich wies,
starb er schon am 11. Februar 1650. Seine sterblichen Überreste wurden
nach Frankreich überführt. 1
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