04.02.2015 Aufrufe

Europas Aufstieg und Verrat

Wie Gott Geschichte macht Ein Auszug von 480 Seiten als Leseprobe

Wie Gott Geschichte macht
Ein Auszug von 480 Seiten als Leseprobe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

II. Anfänge freiheitlicher Strukturen | Konstantin der Große – Entscheidung der Weltgeschichte<br />

eifrig die Eingewanderten versuchten, sich der einheimischen, lateinisch<br />

sprechenden Bevölkerung anzugleichen. So residierte Theoderich der Große<br />

im ehemaligen Kaiserpalast in Ravenna, bediente sich des römischen Hofzeremoniells,<br />

unterstrich die „romanitas“ seiner Herrschaft <strong>und</strong> betonte seine<br />

Hochachtung vor den römischen Senatoren <strong>und</strong> der katholischen Kirche. 38<br />

Er soll gesagt haben: „Ein reicher Gote imitiert die Römer, ein armer Römer<br />

die Goten.“ 39 In dieser Begegnung der Kulturen haben die meisten Einwanderer<br />

auch das Christentum als die Religion der überlegenen Kultur angenommen<br />

<strong>und</strong> sich in die Kirche integriert 40 ; freilich nicht überall freiwillig,<br />

wie wir von den Sachsen wissen. Doch darüber später mehr.<br />

Verfestigung des Cäsaropapismus in Byzanz:<br />

Die Entwicklung in Byzanz verlief ganz anders. Das Reich konnte, wie<br />

erwähnt, den Anstürmen der Barbaren besser widerstehen als Rom. Der Historiker<br />

W. Pohl schreibt über die Zeit der Auseinandersetzungen mit den<br />

Ostgoten: „Die Kaiser des Ostens verfügten nicht immer über die Macht,<br />

um Plünderungen in den Balkanprovinzen zu verhindern. Aber die Konsolidierung<br />

eines gotischen Königtums im Hinterland der Hauptstadt verhinderten<br />

sie ebenso sehr mit Versprechungen wie durch die Mobilisierung<br />

barbarischer Konkurrenten. So konnte aus Ostrom das byzantinische Reich<br />

werden.“ 41 Und mit Blick auf das vorläufige Ende der Völkerwanderung<br />

stellt W. Pohl fest: „Das Weströmische Reich war fast völlig durch römischbarbarische<br />

Königreiche ersetzt worden… Das Ostreich hingegen bestand<br />

nach 568 fast genau in denselben Grenzen wie im Jahr 375.“ 42 Dieser militärisch-diplomatische<br />

Großerfolg erleichterte es den Kaisern in Konstantinopel,<br />

die Einheit des Staates <strong>und</strong> der Kirche, wie sie seit Konstantin bestand,<br />

zu festigen. Im erblichen Kaiserreich Byzanz gab es keine Freiräume, in<br />

denen die Kaiser sich nur durch Zugeständnisse an regionale Fürsten an der<br />

Macht hätten halten können. Sie erhielten sich die Loyalität <strong>und</strong> den Gehorsam<br />

der Patriarchen durch Bindung an den Hof. So wurde der Gehorsam<br />

gegenüber dem Kaiser auch von der Kirche gestützt. Unabhängige Bestrebungen<br />

kamen nicht auf.<br />

138

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!