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Europas Aufstieg und Verrat

Wie Gott Geschichte macht Ein Auszug von 480 Seiten als Leseprobe

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I. Voraussetzung der Freiheit | Das christliche Menschenbild<br />

Friedens <strong>und</strong> versuchte daher, die Bewegung durch Strafen <strong>und</strong> Hinrichtungen<br />

zu unterbinden. Für die Christen ging es darum, Gott allein anzubeten,<br />

also um ein rein geistliches Anliegen. Faktisch aber haben sie mit ihrer<br />

Forderung, „ Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“, schon<br />

damals das gefordert, was wir heute Religionsfreiheit nennen. Diese zieht<br />

Gedanken- , Gewissens – <strong>und</strong> Redefreiheit, Versammlungs- <strong>und</strong> Organisationsfreiheit<br />

nach sich. Mit anderen Worten: In der Glaubenstreue gegenüber<br />

Gott als einzigem Herrn ist im Kern schon die Notwendigkeit enthalten,<br />

Glaubensfreiheit zu fordern. Politische Freiheit beginnt in den Herzen<br />

der von Gott befreiten Menschen.<br />

Beauftragt zur Liebe<br />

Viele sind der Ansicht, in der Ethik der Nächstenliebe erschöpfe sich die<br />

christliche Botschaft; das ist ein fatales Missverständnis. Denn diese Sicht<br />

verzichtet auf Gott, die Quelle der Liebe. Dem gegenüber ist erstens festzuhalten:<br />

Der Auftrag zur Nächstenliebe kann nur verstanden werden als<br />

logische Folge von Gottes Liebe zu den Menschen. Nur weil Gott Liebe ist,<br />

sind auch die Menschen als seine Ebenbilder zur Liebe beauftragt. Und sie<br />

schöpfen die Kraft zur Liebe aus der Erfahrung von Gottes Vergebung <strong>und</strong><br />

Gnade. Und zweitens geht das biblische Liebesgebot weit über das hinaus,<br />

was andere Religionen fordern, sofern Liebe überhaupt einen wesentlichen<br />

Aspekt ihrer Lehre darstellt. Christliche Liebe erschöpft sich auch nicht in<br />

der oft zitierten so genannten Goldenen Regel: Was du nicht willst, dass<br />

man dir tu, das füg auch keinem anderen zu. Diese ist nur scheinbar identisch<br />

mit dem, was Jesus in Matth. 7, 12 sagt: „Alles nun, was ihr wollt, dass<br />

euch die Menschen tun, das sollt auch ihr ihnen tun.“ Jesus lässt das passive<br />

Den-Nächsten-nicht-schädigen der Goldenen Regel weit hinter sich, indem<br />

er es in aktive liebende Fürsorge für jeden Bedürftigen wendet. So fordert<br />

Jesus im Gleichnis vom barmherzigen Samariter auf zu rettendem Handeln<br />

gegenüber einem Unbekannten. (Luk. 10,25 ff) Und in der Bergpredigt<br />

radikalisiert er das Liebesgebot <strong>und</strong> fordert: „Liebt eure Feinde, betet für<br />

die, die euch verfolgen.“ (Matth. 5,44) Das Wesen der schenkenden Liebe<br />

(agape) im Unterschied zur begehrenden besitzenden Liebe (eros) hat Paulus<br />

im berühmten 13. Kapitel des 1. Korintherbriefes geschildert. Dieses Hohe<br />

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