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Europas Aufstieg und Verrat

Wie Gott Geschichte macht Ein Auszug von 480 Seiten als Leseprobe

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III. Früchte der Freiheit | Wie finster war das Mittelalter<br />

Kreisbahnen um diese Mitte. Ptolemäus teilte die Erde mit Breiten- <strong>und</strong><br />

Längengraden ein. Den Erdumfang berechnete er erstaunlich genau auf 30<br />

000 km statt 40 000 km. Dieses Weltbild war auch im Mittelalter für alle<br />

Gelehrten selbstverständlicher Ausgangspunkt ihrer physikalischen Untersuchungen.<br />

2 Auch in volkssprachlichen Quellen findet man die Vergleiche<br />

der Erde mit einem Ei, einem Ball oder einem Apfel. 3 In der Schrift „Ymago<br />

m<strong>und</strong>i“ des Enzyklopädisten Kardinal Pierre de Ailly (1350-1420) las<br />

Christopher Kolumbus mit solcher Begeisterung von Weltreisen <strong>und</strong> Weltumr<strong>und</strong>ungen,<br />

dass er an den Rändern seines Exemplares der 1483 gedruckten<br />

Ymago m<strong>und</strong>i viele persönliche Notizen hinterließ.4 Hätten Columbus<br />

<strong>und</strong> seine Zeitgenossen die Erde für eine Scheibe gehalten, hätten sie nie eine<br />

Entdeckungsreise unternommen.<br />

Arbeitstechnische Fortschritte<br />

Eine Reihe von technischen Verbesserungen hat im Mittelalter in Europa die<br />

Produktion von Nahrungsmitteln <strong>und</strong> Gütern wesentlich gesteigert, z. T. vervielfacht.<br />

Es handelt sich dabei nicht um großartige Erfindungen oder Ereignisse<br />

wie die Entdeckung der Elektrizität. Es sind vielmehr schrittweise eingeführte<br />

Verbesserungen zur Steigerung der Arbeitseffizienz. Der Historiker<br />

Rodney Stark erwähnt zunächst den systematischen Einsatz der Wasserkraft<br />

vom 9. Jahrh<strong>und</strong>ert an. 5 So gab es im Jahr 1086 in England über 5624 mit<br />

Wasserkraft betriebene Mühlen, also eine für etwa 50 Familien. Im Zentrum<br />

von Paris entlang der Seine arbeiteten 68 Mühlen, im Durchschnitt eine pro<br />

25 Meter. Wurden diese Mühlräder zuerst durch Fließwasser eines Flusses<br />

getrieben, so erfand man später die oberschlächtigen Wasserräder, bei denen<br />

das Wasser von oben auf das Rad geleitet wird <strong>und</strong> dadurch wesentlich mehr<br />

Kraft entfaltet. Das setzte in der Regel den Bau von Dämmen voraus. Diese<br />

Technik war bereits im 11. Jahrh<strong>und</strong>ert sehr entwickelt. In Toulouse gab es<br />

eine besondere Dammkonstruktion, durch welche eine Vielzahl von Maschinen<br />

betrieben wurde zum Holz- <strong>und</strong> Steinsägen, zum Bearbeiten von Messern<br />

<strong>und</strong> Schwertern, zum Hämmern von Metall <strong>und</strong> Ziehen von Drähten<br />

<strong>und</strong> zum Stampfen von Lumpen zur Herstellung von Papier. Die Verwendung<br />

von Wasserkraft war auch in allen 742 Klöstern der Zisterzienser selbstverständlich<br />

<strong>und</strong> wurde zum Dreschen von Weizen, zum Sieben von Mehl,<br />

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