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Europas Aufstieg und Verrat

Wie Gott Geschichte macht Ein Auszug von 480 Seiten als Leseprobe

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VII. Vordenker der Gottlosigkeit | Nietzsche (1844-1900) – „Wir haben Gott getötet!“<br />

zunächst wie akademische Sandkastenspiele, die man in gewissen Zirkeln<br />

bei Kaffee <strong>und</strong> Kuchen diskutiert <strong>und</strong> sich dabei die Zeit vertreibt, weil<br />

kaum jemand an ihre Wirkung glaubt. Die große Mehrheit der Bevölkerung<br />

wird davon gar nicht erreicht. Doch dann, nach einem halben Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

oder später, tauchen die Gedanken scheinbar aus dem Nichts auf<br />

<strong>und</strong> erschüttern die Welt. Die Gesellschaft hat die Anfänge nicht beachtet.<br />

Darum treffen solche Erschütterungen sie meist ahnungslos <strong>und</strong> richten<br />

um so größere Schäden an.<br />

Die Gedanken Nietzsches wirken oft wie Ausgeburten eines psychisch<br />

Kranken. Nur, erschreckend viele seiner „Verrücktheiten“ erwiesen sich später<br />

als prophetische Sicht dessen, was kommen sollte. Darum lohnt sich die<br />

Beschäftigung mit diesen Hirngespinsten. Die russische Revolution <strong>und</strong> die<br />

Hitlerkatastrophe stürzten die ganze Welt scheinbar über Nacht ins Unheil.<br />

Tatsächlich aber wurde die Saat für die Nöte der letzten h<strong>und</strong>ert Jahre, für<br />

politische Gewaltexzesse, Orientierungslosigkeit, Jugendkriminalität, Suchtanfälligkeit<br />

<strong>und</strong> die chaotischen Sexuallehren des Gender Mainstreaming<br />

lange vorher ausgestreut, bevor sie mit entsetzlicher Konsequenz Früchte<br />

trug. Darüber hinaus ist Nietzsche ein Vorbote für gottlose, antichristliche<br />

<strong>und</strong> satanistische Bewegungen, die im Wohlstand der Nachkriegszeit immer<br />

mehr Europäer erfasst haben <strong>und</strong> deren Höhepunkt heute wohl noch nicht<br />

erreicht ist.<br />

Nietzsche ist eine äußerst komplexe Persönlichkeit <strong>und</strong> durch Gottessehnsucht<br />

<strong>und</strong> Gotteshass in sich widersprüchlich; man muss wohl sagen,<br />

er ist zwei Persönlichkeiten in einer. Sein Denken ist von genialer Präzision.<br />

Seine Analyse der geistesgeschichtlichen Entwicklung ist von atemberaubender<br />

<strong>und</strong> erbarmungsloser Logik, durch keine Ehrfurcht vor traditionellen<br />

Werten gebremst. Edith Düsing zeigt in ihrem bew<strong>und</strong>ernswerten Buch<br />

„Nietzsches Denkweg“ auf, wie sich in der Seele Nietzsches Ungeheuerliches<br />

abspielt <strong>und</strong> wie Gegensätzliches <strong>und</strong> Anrührendes in seiner Person nebeneinander<br />

Platz finden oder gar in einander verwoben sind. Wir wenden uns<br />

wieder jenen Aspekten zu, die für das Verständnis der weiteren Entwicklung<br />

<strong>Europas</strong> <strong>und</strong> für den Abschied vom christlichen Menschenbild bedeutsam<br />

sind. Nietzsche vollzog für sich den Bruch mit dem Glauben, den Europa<br />

als Kontinent immer noch vollzieht. Er hat sich in heftigen inneren Schmerzen<br />

vom geliebten Jesus losgerissen <strong>und</strong> blieb doch an ihn geb<strong>und</strong>en. Er hat<br />

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