spezialzukunft personal - Haufe.de
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Nie<strong>de</strong>rgangs <strong>de</strong>r Monarchie aus Afghanistan<br />
gefl ohen. Er verhalf ihr zusammen<br />
mit Amnesty International zu einer Aufenthaltsgenehmigung<br />
in Deutschland.<br />
Mit einer kleinen Tasche und ohne<br />
Deutschkenntnisse kam sie an und<br />
wur<strong>de</strong> sofort aktiv. „Ich wollte nie von<br />
Sozialhilfe leben, wenn ich arbeiten<br />
dürfte“, erklärt sie. „Ich dachte, Zahlen<br />
sind universal, ich kann gut mit Zahlen<br />
und Geld arbeiten, dann wer<strong>de</strong> ich eben<br />
Kassiererin in einem Supermarkt.“ Nebenher<br />
besuchte sie eine Sprachschule,<br />
ging putzen und bekam bald zwei Kin<strong>de</strong>r.<br />
Schließlich grün<strong>de</strong>te sie ihr eigenes<br />
Unternehmen: <strong>de</strong>n QR-Reinigungs-Meisterbetrieb.<br />
Dabei traf sie auf eine ältere<br />
Frau, die Afghanistan gut kannte und um<br />
Hilfe in <strong>de</strong>r Pfl ege bat. So kam Qani die<br />
I<strong>de</strong>e zum kultursensiblen Pfl egedienst.<br />
Inzwischen hat <strong>de</strong>r ambulante Pfl egedienst<br />
45 Mitarbeiter, davon etwa 19<br />
Deutsche. Auf <strong>de</strong>n hun<strong>de</strong>rt Quadratmetern<br />
Bürofl äche arbeiten Menschen aus<br />
19 Nationen mit 35 Sprachen – darunter<br />
Algerisch, Rumänisch und Französisch.<br />
Statt <strong>de</strong>r anfänglich zwei vorgeschriebenen<br />
Pfl egedienstleiter hat Qani inzwischen<br />
sechs. „Das habe ich nur über die<br />
Personalentwicklung erreicht“, erklärt<br />
sie stolz. „Es gibt keinen einzigen Mitarbeiter,<br />
<strong>de</strong>r nicht eine Ausbildung o<strong>de</strong>r<br />
Weiterbildung bei AHP bekommen hat.“<br />
Personalentwicklung ist <strong>de</strong>r Grundstein<br />
Die Personalentwicklung von Nadia Qani<br />
fängt häufi g bei null an. Sie stellt zum<br />
Nadia Qani<br />
ist Geschäftsführerin <strong>de</strong>s ambulanten<br />
Pfl egedienstes AHP, <strong>de</strong>n sie selbst<br />
gegrün<strong>de</strong>t hat. Sie betreut vor allem<br />
Menschen mit Migrationshintergrund<br />
und stellt dafür vorwiegend Frauen mit<br />
Migrationshintergrund ein. Für diese<br />
Verbindung vom Sozialem und Wirtschaftlichem<br />
hat sie schon zahlreiche<br />
Auszeichnungen erhalten – zuletzt das<br />
Bun<strong>de</strong>sverdienstkreuz am Ban<strong>de</strong>.<br />
Beispiel Frauen ein, die bisher Hausfrauen<br />
waren und aus <strong>de</strong>m Ausland nach<br />
Deutschland gekommen sind. Diese erhalten<br />
<strong>de</strong>n Sprachkurs „Deutsch in <strong>de</strong>r<br />
Pfl ege“. Den hat die Geschäftsführerin<br />
persönlich zusammen mit <strong>de</strong>r Initiative<br />
„Beramí“, die Migranten ins Berufsleben<br />
hilft, entwickelt. Dann gehen die nicht<br />
ausgebil<strong>de</strong>ten Mitarbeiter berufsbegleitend<br />
in die Pfl egeschule. Dort können<br />
sie in sechs Monaten Pfl egeassistent, in<br />
einem Jahr Pfl egehelfer o<strong>de</strong>r in drei Jahren<br />
Pfl egefachkraft wer<strong>de</strong>n.<br />
Auch ausländische Ärzte, <strong>de</strong>ren Dokumente<br />
in Deutschland nicht anerkannt<br />
wer<strong>de</strong>n, fi n<strong>de</strong>n bei AHP eine Anlaufstelle.<br />
Die Geschäftsführerin kümmert sich<br />
dann um eine Arbeit in <strong>de</strong>r Pfl ege und<br />
zahlt das Gehalt auch weiter, während<br />
die Mitarbeiter ein sechs- bis zwölfmonatiges<br />
Praktikum im Krankenhaus absolvieren,<br />
das zur Anerkennung nötig ist.<br />
„Ich versuche die Menschen da abzuholen,<br />
wo sie stehen, damit sie ihren individuellen<br />
Beitrag für die Gesellschaft<br />
leisten können“, erklärt Qani. Das gilt<br />
auch für alleinerziehen<strong>de</strong> Mütter, die<br />
sonst keine Ausbildungsstelle erhalten<br />
haben, o<strong>de</strong>r junge Männer, die sich bisher<br />
nur schwer in die Gesellschaft einglie<strong>de</strong>rn<br />
konnten.<br />
Doch Nadia Qani ist kein i<strong>de</strong>alistischer<br />
Gutmensch. Wenn die Mitarbeiter immer<br />
wie<strong>de</strong>r unpünktlich o<strong>de</strong>r unzuverlässig<br />
sind, mahnt sie ab und kündigt auch,<br />
wenn sie keine an<strong>de</strong>re Möglichkeit mehr<br />
sieht. „Das ist ein Geben und Nehmen“,<br />
meint sie. Ihr Führungsstil entspricht<br />
diesem Bild. „Ich bin locker im Umgang<br />
mit meinen Mitarbeitern. Aber ich for<strong>de</strong>re<br />
sie auch. Ich sage, was wir brauchen und<br />
erkläre, dass wir kein Sozialamt sind.“ Sie<br />
motiviert ihre Mitarbeiter über Kleinig-<br />
SZENE<br />
PORTRÄT<br />
keiten, die Wirkung zeigen. Zum Geburtstag<br />
gibt es ein persönliches Geschenk und<br />
eine Karte mit <strong>de</strong>n Unterschriften aller<br />
Mitarbeiter. Je<strong>de</strong>r bringt am Geburtstag<br />
ein traditionelles Gericht aus <strong>de</strong>r Heimat<br />
mit, erzählt von <strong>de</strong>r Kultur dort und<br />
tauscht sich mit <strong>de</strong>n Kollegen aus. „Das ist<br />
ein einfaches Mittel, das mich nicht viel<br />
Geld kostet, aber viel Kulturaustausch bewirkt“,<br />
erklärt Qani lachend. „Schließlich<br />
läuft das nicht auf Arbeitszeit.“<br />
Zur Arbeitszeit zählt dagegen die tägliche<br />
„seelische Entfaltung“, wie Qani<br />
das nennt. Die Mitarbeiter kommen nach<br />
ihrem Arbeitstag in das Büro zurück und<br />
setzen sich in die Kaffeeküche, um ihren<br />
Pfl egealltag bei Kerzenlicht und Kaffee<br />
Auch ausländische Ärzte, <strong>de</strong>ren Dokumente in<br />
Deutschland nicht anerkannt wer<strong>de</strong>n, fi n<strong>de</strong>n bei<br />
Nadia Qani eine Anlaufstelle.<br />
zu verarbeiten. Sie tauschen sich über<br />
ihre Erfahrungen aus und müssen so<br />
keine Sorgen mit nach Hause nehmen.<br />
Qualitätsmanagement eingeführt<br />
Auch die Personalentwicklung überlässt<br />
sie nicht <strong>de</strong>m Zufall. Sie hat ein offi zielles<br />
Qualitätsmanagement eingeführt.<br />
Dabei vergleicht sie mit ihren Mitarbeitern<br />
in Tagungen das eigene Pfl egehandbuch<br />
mit <strong>de</strong>n Standards, passt sie<br />
an o<strong>de</strong>r übernimmt neue. So entsteht<br />
auch ein Bild davon, welche Qualifi kationen<br />
im Unternehmen noch fehlen und<br />
welche weitergebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Die entsprechen<strong>de</strong>n Mitarbeiter wer<strong>de</strong>n<br />
dann zu Schulungen geschickt.<br />
Die Schulungen laufen meist über die<br />
Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaft Hauskrankenpfl<br />
ege Hessen. „Da sind wir Mitglied,<br />
damit uns das nicht so viel kostet“, so die<br />
Geschäftsfrau. Das spiegelt ihre Philosophie<br />
wie<strong>de</strong>r, die Grundlage für ihr unternehmerisches<br />
Han<strong>de</strong>ln ist: Soziales<br />
Engagement und Wirtschaftlichkeit in<br />
Einklang bringen.<br />
09 / 10 <strong>personal</strong>magazin<br />
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