spezialzukunft personal - Haufe.de
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PERSÖNLICH<br />
KOLUMNE<br />
Von welchem En<strong>de</strong><br />
her stinkt <strong>de</strong>r Fisch?<br />
KOLLEGENTIPP. Aus Sicht <strong>de</strong>s HR-Profi s lehrt<br />
<strong>de</strong>r Fall Horst Köhler: Dilettantismus bei Personalentscheidungen<br />
rächt sich.<br />
Wir haben einen neuen Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten, <strong>de</strong>r<br />
alte ist Geschichte. Warum noch gegen Horst<br />
Köhler keilen? Ganz einfach: Weil mich dieser<br />
larmoyante Abgang immer noch ärgert. Da wirft<br />
<strong>de</strong>r höchste Repräsentant <strong>de</strong>s Staates Knall auf<br />
Fall hin, weil Journalisten nicht willfährig Weihrauch<br />
fächeln und weil er Kritik mit Denkmalschändung<br />
verwechselt. Was für eine Mimose!<br />
Doch was passiert, wenn wir <strong>de</strong>n Fokus wechseln<br />
und die Causa Köhler mit <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>s<br />
Personalentschei<strong>de</strong>rs mustern? Wenn wir statt<br />
<strong>de</strong>r Marionette die Marionettenspieler suchen<br />
und fragen, wer die Puppe am Draht bewegt!<br />
Erinnern wir uns! Im März 2004 tüfteln Angela<br />
Merkel, Guido Westerwelle und Edmund Stoiber<br />
an einem strategischen Knaller. Bei italienischen<br />
Kollegentipp<br />
Wer sich, seine Abteilung und seine<br />
Arbeit voranbringen will, muss<br />
Wirkung entfalten. Gute I<strong>de</strong>en und<br />
Ansätze, wie das gelingt, präsentieren<br />
Ihnen hier Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Personalerinitiative<br />
„Wege zur Selbst-GmbH“.<br />
Von Kollegen für Kollegen.<br />
www.selbst-gmbh.<strong>de</strong><br />
<strong>personal</strong>magazin 09 / 10<br />
Häppchen küren sie Horst Köhler in Westerwelles<br />
Wohnzimmer zum Präsi<strong>de</strong>ntschaftskandidaten.<br />
Wer will schon wissen, ob <strong>de</strong>r bis dato nur<br />
Insi<strong>de</strong>rn bekannte Direktor <strong>de</strong>s Internationalen<br />
Währungsfonds und das angetragene Amt zueinan<strong>de</strong>r<br />
passen? Schließlich geht es um mehr. Es<br />
geht um Lagerpolitik, um taktisches Geschacher,<br />
um <strong>de</strong>n Griff nach <strong>de</strong>r Macht.<br />
Den Ausgang kennen wir. Warum Horst Köhler<br />
zurückgetreten ist, weiß nur er allein. Was in<strong>de</strong>s<br />
klar zutage tritt, ist die Pleite einer dilettantischen<br />
Personalentscheidung. Und das macht es<br />
sinnlos, <strong>de</strong>n Sack anstelle <strong>de</strong>s Esels zu schlagen.<br />
Letztlich hat nicht Horst Köhler, letztlich haben<br />
die Kurfürsten gepfuscht. Sie haben nicht hinreichend<br />
geprüft, ob ihr Kungelkandidat genug<br />
Statur und das persönliche Rüstzeug mitbringt.<br />
Sie haben nicht geprüft, ob „Horst ... Wer?“<br />
zum Teamspieler taugt, nicht geprüft, ob er die<br />
Kunst <strong>de</strong>r Kommunikation beherrscht, nicht,<br />
ob sein Fell dick genug ist, um <strong>de</strong>m Druck <strong>de</strong>r<br />
politischen Bühne standzuhalten.<br />
Die Moral <strong>de</strong>s Scheiterns: Wenn Person und<br />
Posten, wenn Amt und Anwärter nicht übereinstimmen,<br />
stimmt gar nichts. Das zeigt die<br />
Personalie Köhler, das zeigen Walter Mixa,<br />
Thomas Mid<strong>de</strong>lhoff, Utz Claasen. Und ganz gleich,<br />
ob Minister, Manager o<strong>de</strong>r Mitarbeiter – Fehlbesetzungen<br />
bergen großes Scha<strong>de</strong>nspotenzial.<br />
Damit ist die Causa Köhler ein Lehr- und Mahnstück<br />
in eigener Sache. Als Personaler stehen<br />
wir doppelt in <strong>de</strong>r Pfl icht: Wir müssen sowohl<br />
Schreiben Sie uns an: redaktion@<strong>personal</strong>magazin.<strong>de</strong><br />
Positionen vor <strong>de</strong>n falschen Bewerbern wie auch<br />
Bewerber vor <strong>de</strong>n falschen Positionen schützen.<br />
Das funktioniert nur, wenn wir die Kandidatenkür<br />
vom Kopf her <strong>de</strong>nken. Wir müssen zuerst<br />
<strong>de</strong>n Job und sein Umfeld verstehen, zuerst die<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen und Fallstricke, zuerst die Aufgaben<br />
und Risikozonen kennen. Nur dann wer<strong>de</strong>n<br />
wir jeman<strong>de</strong>n fi n<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r eine Position wirklich<br />
ausfüllt, jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r sie nicht bloß darstellen,<br />
son<strong>de</strong>rn authentisch leben kann. Jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r<br />
auch dann standhält, wenn Sturm aufzieht.<br />
Dr. Thomas Heyn<br />
Partner bei Jack Russell<br />
Consulting GmbH<br />
© A1PIX/NTH