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Psychotherapeutenjournal 3/2013 (.pdf)

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Ostdeutsche Psychotherapeutenkammersche Psychiatrie des Klinikums St. Georg inLeipzig. Dort ist er als Abteilungsleiter imMaßregelvollzug gemäß § 64 StGB für diepsychotherapeutische Behandlung von PatientInnenmit Suchterkrankungen zuständig.Für das PTJ sprach Kerstin Dittrich mitJörg Bischof über die Besonderheiten seinerArbeit:Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?Jörg Bischof: Alles. Ich habe mich nochkeinen Tag gelangweilt. Ich muss nicht immerwieder Anträge schreiben und Abrechnungskennziffernerfüllen, sondernhabe den großen Vorteil, PatientInnenüber lange Zeit unter fast optimalen klinischenBedingungen psychotherapeutischbehandeln zu dürfen.Wie sieht die Therapie-MotivationIhrer PatientInnen hier aus?Jede und jeder kommt ambivalent in dieTherapie. Das ist draußen so und hier drinnenim Maßegelvollzug ist das nicht anders.Man kann Menschen helfen, Motivationaufzubauen. Und das versuchen wirhier.Was sind typische psychotherapeutischeArbeiten in Ihrer Einrichtung?Die Arbeit als Bezugstherapeut und vor allemGruppentherapie. Wir Psychotherapeutenleiten Gruppentherapien und führenEinzelgespräche und Behandlungsplankonferenzen.Darin geht es um weitereTherapieschritte einzelner PatientInnenund um die in der Forensik maßgeblicheFrage der Gefährlichkeitsbeurteilung. Dieist Grundlage dafür, ob jemand in Freiheitkommt oder nicht. Und auch für Lockerungsentscheidungen:Darf jemand Besuchempfangen oder Ausgang erhalten.Was müssen PsychotherapeutInnenfür diese Arbeit mitbringen?Besonders wichtig ist es, den Menschen inseinen Gesamt-Lebenszusammenhängenbegreifen zu können. Es hat sich sehr bewährt,dass ich auch mit den Angehörigenmeiner PatientInnen den Kontakt pflege.Jeder und jede, der oder die hier zu Besuchkommt, muss mit dem Therapeutendes Patienten sprechen. Dadurch offenbarensich stückchenweise die Lebensverhältnisse,die die PatientInnen nicht ohneWeiteres erzählen.Und was braucht man noch?Man braucht einen klaren Kopf, ein großesHerz und eine gewisse Härte gegen sichselbst. Damit meine ich, dass man ja hiereine Doppelverpflichtung hat: Die setztsich zusammen aus der Pflicht gegenüberder Gesellschaft und gegenüber den PatientInnen.Es ist immer so, dass sich imZuge einer Psychotherapie eine Beziehungzu den PatientInnen aufbaut. Er oder sierückt uns erst mal näher. Wir müssen aberhier die Entscheidung treffen, ob wir denjenigender Gesellschaft zumuten könnenoder nicht. Und dabei können wir unsnicht auf unser Gefühl verlassen, sondernmüssen klare Kriterien anlegen. Das meineich mit klarem Kopf.Sind die jungen KollegInnen durchihre Ausbildung gut auf die Arbeit imMaßregelvollzug vorbereitet?Auf die Arbeit im Maßregelvollzug kannman nicht angemessen vorbereitet werden.Entscheidend ist, dass man sehrteamfähig ist. Jeder und jede meiner KollegInnenist schließlich meine Lebensversicherung.Wenn uns was passiert, müssenwir uns selbst helfen. Wir schauen schondarauf, dass wir da die richtigen KollegInnenfinden.Wie funktioniert die Zusammenarbeitmit den anderen Berufsgruppenhier?Also ich kann mich da überhaupt nicht beklagen.Schon an der Struktur zeigt sich, dass daeine ganz gute Zusammenarbeit besteht:Wir haben die ärztliche Leitung durch denChefarzt, und wir haben einen Oberarzt undzwei Psychologen, die jeweils Abteilungsleitersind und den Chefarzt vertreten. Auch dieZusammenarbeit mit dem Pflegedienst undden Sozialarbeitern und den anderen Therapeuten– das ist eine Zusammenarbeit inpersönlicher Verbundenheit. Natürlich gibt esda auch Konflikte und auch mal Leute, diesich „nicht riechen“ können. Aber die habenes bis jetzt immer geschafft es abzustellen,wenn es mal drauf ankam. Man kann hiernicht aneinander vorbeiarbeiten.Wenn Sie für Ihre Arbeit drei Wünschefrei hätten – was wäre das?Weniger Verwaltungskram, der von der eigentlichentherapeutischen Arbeit abhält.Und zweitens wünsche ich mir mehr Zeit,mich in Sachen zu vertiefen. Diese Zeit istdurch die Dichte an PatientInnen nicht immerda.Haben Sie Wünsche an die OPK?Die OPK soll sich für gute Ausbildungsbedingungeneinsetzen, das ist ganz wichtig.Neben der Psychotherapieausbildung mussfür die jungen KollegInnen noch ein normalesLeben möglich sein, auch mit Familie,auch materiell abgesichert. Die Ausbildungist zu belastend und zieht sich dadurchunsäglich lange hin.Herr Bischof, vielen Dank für diesesInterview.Ostdeutsche PsychotherapeutenkammerErfolgreiche Veranstaltungsreihe „Berufsrecht <strong>2013</strong>“ –Anfragen und Probleme der Mitglieder im Fokus<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 3/<strong>2013</strong>Am 11. März <strong>2013</strong> fand die erste vonneun Fortbildungsveranstaltungen zum„Berufsrecht <strong>2013</strong>“ im Mediencampus inLeipzig statt. Der Inhalt und die Gewichtungder angesprochenen Themen derVeranstaltungsreihe resultieren im Wesentlichenaus den Anfragen und täglichenProblemen unserer Mitglieder, diein den vergangenen Jahren an uns alsKammer herangetragen wurden. Ziel istes, die Mitglieder für berufsrechtlicheSachverhalte zu stärken, damit sie auchweiterhin ihre Arbeit selbstbewusst undrechtssicher ausüben können. Dabeiwerden altbekannte Themenbereicheebenso angesprochen wie neueste Entwicklungenrund um das Patientenrechtegesetz.Nach einem Einstieg über die allgemeinenRechtsgrundlagen der psychotherapeuti-327

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