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Psychotherapeutenjournal 3/2013 (.pdf)

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„Qualität sichern“ – Fachgesellschaften fürchten erheblichen Qualitätsverlust der Ausbildungdieses Modell einen zweiten Ausbildungsabschnittmit Verfahrensvertiefung undSchwerpunkten für Kinder/Erwachsene biszur Approbation und Fachkunde an denstaatlich anerkannten Ausbildungsstättenvor. Neben der Vermeidung der „Flaschenhals-Problematik“der Bachelor/Master-Strukturen (d. h., nicht alle Studenten mitBerufswunsch Psychotherapie, die ein Bachelor-Studiumaufnehmen, können aufgrundder systematischen Verknappungder Masterstudienplätze auch sicher sein,die Zugangsvoraussetzungen für die Ausbildungzu erreichen) würde dieses Modellauch den Nicht-Richtlinienverfahren eineAusbildungsmöglichkeit eröffnen: Trägerstationärer Einrichtungen sollten nämlichverpflichtet werden, Kooperationen einzugehen,um die bisherigen Ausbildungsstättenbei der Wahrnehmung ihres Ausbildungsauftrageszu unterstützen (Kontrahierungszwang).Daneben sei dadurch dieRegelung der Ausbildungsambulanzennach § 117 SGB V gesichert, deren Umwidmungin Weiterbildungsambulanzen gravierendesozialrechtliche Folgewirkungen,auch auf die Ärzteschaft, hätte. Damit verwieser auf den Wunsch der veranstaltendenVerbände, die nicht ausreichend geklärtefinanzielle Situation der Psychotherapeutenin Ausbildung (PiA) v. a. im Rahmender Praktischen Tätigkeit zuverbessern, ohne aber andere Finanzgrundlagender Ausbildung, wie z. B. dieVergütung der ambulanten Ausbildungstherapien,zu riskieren.In der anschließenden Podiumsdiskussionkamen Ministerialdirigent Dr. med. VolkerGrigutsch, Leiter der Abteilung 3.1 (Berufedes Gesundheitswesens) des Bundesministeriumsfür Gesundheit (BMG), Prof.Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer,Christof Schiene,Referatsleiter des niedersächsischen Ministeriumsfür Wissenschaft und Kultus,sowie der Sprecher der BundeskonferenzPiA, Robin Siegel, unter der gelungenenTagesmoderation von Wolfgang Schreck zuWort.Dr. Grigutsch zeigte sich erstaunt, dass inder gesamten bisherigen Reformdiskussionalle Redner auf die drei Jahre postgradualerInstitutsausbildung konzentriert unddie Studieninhalte der Zugangsstudiengängebisher kein Thema seien. Dies sehe dasBMG anders. Man wünsche eine Reform,die die gesamte Ausbildungszeit im Blickhabe und eine Berufsausbildung/Approbationschaffe, die das enthalte, was der Psychotherapeutenberufwirklich benötige:Das Psychotherapeutengesetz habe 1999die bestehenden Psychotherapie-Richtlinienund die curricularen Strukturen der sog.KBV-anerkannten Weiterbildungsinstituteals Grundlage für die Gesetzesformulierunggenommen. Damals sei das bestehendeSozialrecht in Berufsrecht gegossenworden, nun wolle man diesen Zustandendlich beenden und eine auf die Aufgabender Profession zugeschnittene Ausbildungschaffen, die mit dem ersten Tag desStudiums beginne. Prof. Rainer Richternahm den Ball auf und ergänzte, dass es inder laufenden Diskussion zur Entwicklungeines Berufsbilds und daraus abzuleitenderKompetenzen auf eine breite Einbeziehungder bisherigen GrundwissenschaftenPsychologie, Pädagogik und Medizin ankomme.Allerdings sei die einseitig verhaltenstherapeutischeAusrichtung der klinischenLehrstühle im Bereich der Psychologienicht geeignet, die Breite des Facheszu repräsentieren. Auch sei zu befürchten,dass es durch die flächendeckend verhaltenstherapeutischausgerichteten Professurenfür Klinische Psychologie an deutschenUniversitäten zu einer systematischenVerarmung in Bezug auf gelehrtePsychotherapieverfahren käme. DieserStandpunkt wurde vom Vertreter des niedersächsischenWissenschaftsministeriumsgrundsätzlich mitgetragen. Auch ChristofSchiene zweifelte an der Kompetenz,dem Willen und den finanziellen Möglichkeitender Länder, innerhalb der bestehendenHochschulstrukturen eine praxisnaheund alle Psychotherapieformen abdeckendeAusbildung sicherzustellen. Für die Psychotherapeutenin Ausbildung betonteRobin Siegel, dass es – unabhängig vonden gewählten zukünftigen Ausbildungsstrukturen– zu einer deutlichen Verbesserungder finanziellen Absicherung kommenmüsse.Unter lebhafter Beteiligung des Publikumswurden diese Vorstellungen sehr kontroversdiskutiert, insbesondere die Einlassungenvon Dr. Grigutsch. Die Mehrzahlder Teilnehmer stand der Umgestaltung zueiner ausschließlich universitären Ausbildungäußerst kritisch gegenüber. Ein ausschließlichuniversitäres Modell entfernedie Aus- und Weiterbildungsteilnehmervon der in den vorherigen Vorträgen gefordertenBehandlungspraxis, die an derHochschule eben nicht erworben werdenkönne. Auch einige anwesende Ärztewandten ein, dass es angesichts der Bestrebungenim Bereich der Haus- undFachärzte, diesen ambulanten Praxisbezugwieder herzustellen, anachronistisch sei,die Ausbildung der Psychotherapeutenwieder ausschließlich an Universitäten ansiedelnzu wollen.In ihren Schlussworten wiesen die Veranstalternoch einmal darauf hin, aus Qualitätsgründendürfe eine voreilige Strukturreformnicht riskiert werden. Vor jeder Reformentscheidungmüsse rechtssicher geklärtsein, dass die bisherigen finanziellen Mittelder Ausbildung auch für die Zukunft weiterzur Verfügung stünden. In allen Vorträgenund Stellungnahmen sei die praxisnaheverfahrensorientierte Ausbildung mit einerkohärenten und in sich bezogenen Vermittlungder Ausbildungsinhalte als Kernder hohen Qualität der bisherigen Approbationbeschrieben worden. Deren Absenkungsei weder aus Gründen des Patientenschutzesnoch aus Verantwortung fürdie Auszubildenden zu begründen.Die Veranstaltung endete mit einem Dankan die Referenten und Podiumsteilnehmersowie dem Aufruf, weiter konstruktiv imGespräch zu bleiben.270 <strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 3/<strong>2013</strong>

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