Zeitschrift - Kommunalverlag
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MVV Energie und RES Projects vereinbaren langfristige Zusammenarbeit<br />
bei Bau und Betrieb von Biomethananlagen<br />
Spatenstich für erste gemeinsame Anlage in Klein Wanzleben in Sachsen-Anhalt – Wichtiger Baustein zum<br />
Ausbau der erneuerbaren Energien<br />
Das Mannheimer Energieunternehmen MVV Energie und<br />
der Münchener Projektentwickler RES Projects wollen bei<br />
Entwicklung, Bau und Betrieb von Biomethananlagen in<br />
Deutschland künftig eng zusammenarbeiten.<br />
Beim Spatenstich für die erste gemeinsame Anlage in Klein<br />
Wanzleben, 20 Kilometer südwestlich von Magdeburg (Bördekreis<br />
/ Sachsen-Anhalt), unterstrichen die beiden Unternehmen<br />
die Bedeutung der Biomethanerzeugung für den im<br />
Rahmen der Energiewende in Deutschland geplanten Ausbau<br />
der erneuerbaren Energien.<br />
Dabei betonte der Vorstandsvorsitzende der MVV Energie, Dr.<br />
Georg Müller, dass „die Einspeisung von Biomethan in das<br />
Erdgasnetz noch erhebliches Entwicklungspotenzial bietet<br />
und damit einen wesentlichen Beitrag zur Verstetigung der<br />
schwankenden Erzeugung bei anderen erneuerbaren Energien<br />
leisten kann“. MVV Energie setze daher neben der<br />
Windkraft an Land einen besonderen Schwerpunkt ihrer<br />
Wachstumsstrategie auf die Nutzung von Biomasse. Das<br />
Unternehmen zählt dabei schon heute zu den Marktführern,<br />
vor allem im Bereich der Stromerzeugung aus Altholz, und<br />
betreibt auch bereits vier Biogasanlagen, bei denen in Contracting-Projekten<br />
direkt Strom und Wärme für benachbarte<br />
Industrie- und Gewerbekunden erzeugt wird.<br />
Die Bundesnetzagentur hat in ihrem jüngst vorgelegten Biogas-Monitoringbericht<br />
2011 hervorgehoben, dass das Einspeiseziel<br />
von 6 Milliarden Kubikmetern im Jahr 2020 erst zu<br />
4,5 Prozent erreicht ist. RES Projects nimmt dabei eine Pionierrolle<br />
auf dem deutschen Markt ein. Das Unternehmen hatte<br />
2006 die erste Biomethananlage in Deutschland entwickelt<br />
und ans Netz gebracht. Geschäftsführer Dr. Andreas Seebach<br />
sieht auch aufgrund des im Rahmen der Energiewende<br />
novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetz erhebliches Ausbaupotenzial.<br />
So rechne die Bundesregierung bis 2030 mit 10<br />
Milliarden Kubikmetern Bioerdgas. „Gemeinsam mit unserem<br />
Partner MVV Energie wollen wir die Entwicklung und das<br />
Wachstum beschleunigen und unsere Vorreiterrolle weiter<br />
ausbauen.“In der jetzt in Klein Wanzleben begonnenen Vergärungsanlage<br />
werden ab Sommer 2012 jährlich aus rund<br />
60.000 Tonnen Maissilage und Zuckerrübenschnitzel knapp<br />
6,3 Millionen Kubikmeter Biomethan erzeugt. Das entspricht<br />
dem Jahresheizwärmebedarf von gut 3.000 Einfamilienhäusern.<br />
Mais und Zuckerrüben für die Biogasproduktion werden auf<br />
Ackerflächen im Umkreis von 20 Kilometern rund um die<br />
neue Anlage angebaut. Neben der regionalen Landwirtschaft<br />
und dem benachbarten Werk der Nordzucker AG ist dabei<br />
die KWS SAAT AG, die nicht nur vor über 150 Jahren in Klein<br />
Wanzleben gegründet wurde sondern hier auch eine eigene<br />
Saatzuchtstation betreibt, wichtigster Substratlieferant. Der<br />
Vorstandssprecher der KWS, Philip von dem Bussche, verwies<br />
bei dem Spatenstich auf die schnelle Fermentierbarkeit<br />
und die gute Methanausbeute, die Zuckerrüben zu einem<br />
wertvollen Substrat für Biogasanlagen machen: „Mit der Zuckerrübe<br />
bietet sich gerade für größere Anlagen mit einem<br />
hohen Flächenbedarf die Möglichkeit, die Substratversorgung<br />
auf mehrere Kulturen und Konzepte aufzuteilen und<br />
damit das Versorgungsrisiko zu verringern. Darüber hinaus<br />
wird die Energiepflanzenfruchtfolge um eine weitere Kultur<br />
erweitert.“<br />
Das dabei erzeugte Biogas wird vor Ort zu Biomethan in Erdgasqualität<br />
aufbereitet und ins Netz eingespeist. Abnehmer<br />
ist mit der Münchener bmp greengas GmbH Deutschlands<br />
größter unabhängiger Biomethanhändler.<br />
Kreislaufwirtschaftsgesetz: VKU sieht Nachbesserungsbedarf<br />
Aus Sicht des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU)<br />
zeigt die beschlossene Gegenäußerung zum Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />
die Kompromissbereitschaft der Bundesregierung<br />
in vielen Bereichen. Allerdings hält die Regierung an<br />
den für die Kommunen besonders wichtigen Regelungen zur<br />
Überlassungspflicht für Abfälle aus privaten Haushalten und<br />
zur gewerblichen Sammlung fest. „Wir sehen hier nach wie<br />
vor erheblichen Nachbesserungsbedarf“, sagt Hans-Joachim<br />
Reck, VKU-Hauptgeschäftsführer.<br />
Die Länderkammer hatte mit Beschluss vom 27. Mai 2011<br />
weitgehende Änderungen zu den Überlassungspflichten und<br />
zur gewerblichen Sammlung gefordert. Diese Anträge lehnt<br />
die Bundesregierung ab. Sie bleibt dabei, dass künftig auch<br />
private Abfallsammler die werthaltigen Stoffe aus den Abfällen<br />
privater Haushalte erfassen können. „Wir sind enttäuscht,<br />
dass die Bundesregierung die Appelle der Länder vollständig<br />
zurückgewiesen hat. Damit setzt die Bundesregierung gerade<br />
nicht die Abfallrahmenrichtlinie der Europäischen Union<br />
(EU) um, sondern liberalisiert die Hausmüllentsorgung, was<br />
zu Lasten des Verbrauchers geht“, so Reck weiter.<br />
„Falls das Gesetz so durchginge, bliebe den Kommunen in<br />
vielen Fällen wohl nur noch die verlustbringende Restabfallentsorgung“,<br />
erklärt Reck. „Die Folge wären Gebührenerhöhungen,<br />
weil Gewinne und Wertstofferlöse privatisiert und<br />
nicht mehr in Form sinkender Gebühren an den Bürger weitergegeben<br />
werden könnten.“<br />
Die Abfallentsorgung aus privaten Haushalten ist eine Aufgabe<br />
der Daseinsvorsorge, und das Europarecht lässt den<br />
EU-Mitgliedsstaaten einen weiten Spielraum bei der Ausgestaltung<br />
dieser Aufgaben zu. Auch der Lissabon-Vertrag<br />
erlaubt, diese Aufgabe den Kommunen zuzuweisen. „Es ist<br />
definitiv nicht richtig, dass das Europarecht dazu zwingt, privaten<br />
Sammlern ‚das Rosinenpicken’ zu erlauben. Hier werden<br />
rechtliche Gründe vorgeschoben, um politische Ziel zu<br />
kaschieren.“<br />
Der VKU begrüßt dagegen, dass die Bundesregierung bei<br />
der Wertstofftonne eingelenkt hat. Die Länder befürworteten<br />
die Ausweitung der Wertstofferfassung, lehnten jedoch einen<br />
gesetzlichen Zwang zur Einführung einer bundesweit<br />
488 Kommunalwirtschaft 08/2011