Zeitschrift - Kommunalverlag
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ladezeiten der LKW folgen einem akribischen Zeitplan: 30 bis<br />
40 Minuten sind pro Lastwagen angesetzt. Die letzten Lieferungen<br />
werden gegen 22 Uhr in Empfang genommen.<br />
In großen Containern werden die Abfälle gesammelt. Jeder<br />
Behälter ist mit einem Barcode versehen, um sie den verschiedenen<br />
Kunden zuordnen zu können. Der Abfall wird<br />
abgewogen, bevor er getrennt nach Schrott, Verpackungen<br />
und Papierresten, verladen wird. Der Preis der Entsorgung<br />
richtet sich nach Gewicht und kann problemlos dem Verursacher<br />
zugeordnet werden. Seit ein paar Jahren werden auch<br />
Essenreste aus der Gastronomie in eine Dehydrieranlage gegeben,<br />
die die Speisereste für die anschließende Produktion<br />
von Biogas vorbereitet.<br />
Die Art von „unsichtbarer“ Abfallentsorgung, wie sie am Potsdamer<br />
Platz praktiziert wird, ist ein Zukunftsmodell mit dem<br />
die Stadtplaner in der deutschen Hauptstadt die Attraktivität<br />
des Areals zu einem wesentlichen Teil gesteigert haben.<br />
Künftig wollen auch anderen Städte dem Beispiel folgen. Aus<br />
Kostengründen ist die unterirdische Abfallbeseitigung derzeit<br />
aber nur in Neubau-Projekten denkbar.<br />
Schatzsuche in den Städten<br />
Längst sind Städte aber nicht mehr nur Müllproduzenten,<br />
sondern vielmehr wichtige Rohstoffquellen. Denn der Abfall<br />
der Industrienationen birgt einige Schätze. Schon lange ist<br />
klar: Das Handy ist die ergiebigste Goldader der Welt. In nur<br />
41 Handys steckt die gleiche Menge des Edelmetalls wie<br />
in einer ganzen Tonne Golderz. Man muss also keine Berge<br />
sprengen oder aufwendig im Sand schürfen, um diesen<br />
Schatz zu heben. Experten sprechen dabei von „Urban Mining“,<br />
die Stadt wird zur Rohstoff-Mine. Und davon profitiert<br />
auch die deutsche Wirtschaft: Durch die Versorgung mit Sekundärrohstoffen<br />
aus dem Recycling werden jährlich zwölf<br />
Milliarden Euro eingespart.<br />
Deutschland ist führend im Bereich der Umwelt- und Recyclingtechnologien.<br />
Experten gehen sogar davon aus, dass<br />
diese so genannten „green technologies“ der Wachstumsmarkt<br />
der Zukunft weltweit sind. Bereits im Jahr 2020 könnte<br />
dieser Wirtschaftszweig die Automobilindustrie als wichtigste<br />
Export-Branche in Deutschland abgelöst haben. Und das mit<br />
Rohstoffen, die im wahrsten Sinne „auf oder unter der Straße<br />
liegen“.<br />
Zukunftskonzept „Geschlossener Kreislauf“<br />
Das Stichwort lautet: Ressourceneffizienz. Und das für die für<br />
die gesamte Prozesskette Rohstoffgewinnung, Produktion,<br />
Konsum und Recycling. Viele Unternehmen streben deshalb<br />
geschlossene Kreisläufe an, um bereits während der Produktion<br />
nachhaltig an die Verwertung des Endproduktes zu denken.<br />
Man spricht von „Recycling direkt am Band“: Es werden<br />
Produktionsabfälle gesammelt und anschließend zu neuen<br />
Rohstoffen verarbeitet: Die ALBA Group betreibt dieses Verfahren<br />
beispielsweise mit namhaften deutschen Automobilherstellern.Denkbar<br />
sind geschlossene Kreisläufe aber auch<br />
in alltäglicheren Situationen wie dem Einkauf. Dabei geht es<br />
gar nicht mehr um das Recycling von Abfällen, sondern um<br />
deren gänzliche Vermeidung. So bietet die Interseroh Pool-<br />
System GmbH Mehrweg-Transportverpackungen an, bei<br />
denen Abfälle durch Wegfall der Einwegkisten aus Holz oder<br />
Pappe gänzlich vermieden werden. Die Mehrwegkisten werden<br />
zu einem bedeutenden Teil aus recyceltem Kunststoff<br />
gewonnen. Dieser Kunststoff nennt sich Procyclen und ist als<br />
Sekundär-Rohstoff aus jederzeit vorhandenen gebrauchten<br />
Kunststoffen herstellbar. Und das in der gleichen Qualität wie<br />
Neuware. Außerdem sind die Procyclen-Kunststoffgranulate<br />
gegenüber herkömmlichen Rohstoffen planungssicher in<br />
Menge und Preis. Erst kürzlich hat eine große deutsche Baumarktkette<br />
Farbeimer eingeführt, die nahezu 100 Prozent aus<br />
dem neuartigen Recyclingmaterial bestehen.<br />
Abfallwirtschaft als Taktgeber<br />
Startschuss für neues Fernwärmenetz auf Zollverein<br />
Neuartig werden auch die Zukunftskonzepte der modernen<br />
Abfallwirtschaft sein, die übergreifend ansetzen müssen. So<br />
beginnt der Kreislauf in der Abfallvermeidung während der<br />
Produktion und der nahezu vollständigen Verwertung der<br />
gesammelten Stoffe. Entsorgungsdienstleister müssen dabei<br />
„über den Tellerrand schauen“ und als umfassender Servicepartner<br />
zur Seite stehen. Eine Aufgabe, die künftig immer<br />
wichtiger wird, denn was für Kofi Annan vor rund einem<br />
Jahrzehnt noch Zukunft war, ist heute bereits Alltag: Urbanisierung.<br />
Und die ist nicht mehr aufzuhalten. Das Augenmerk<br />
muss daher in Zukunft auf der sinnvollen Kanalisierung,<br />
Sammlung und Verwertung des Abfallaufkommens liegen.<br />
Auch oder gerade, wenn künftig Megacities das zu Hause<br />
der Menschen sein werden.<br />
Weiterer Baustein für die energieeffiziente Entwicklung des Standortes Kokerei Zollverein in Essen<br />
468 Kommunalwirtschaft 08/2011