Zeitschrift - Kommunalverlag
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notwendigen dezentralen Versorgungsstrukturen. Im Erfahrungsbericht<br />
zum EEG des Bundesumweltministeriums gibt<br />
es Rechenbeispiele für ausgesuchte Anlagen, die die Problematik<br />
der neuen Vergütungsstruktur aufzeigen: So wird beispielsweise<br />
eine Anlage mit einer elektrischen Kapazität von<br />
einem Megawatt, die mit Waldrestholz befeuert wird, nach<br />
altem EEG mit bis zu 17,79 Cent pro Kilowattstunde vergütet.<br />
Nach dem neuen Gesetz schrumpft diese Vergütung um mehr<br />
als drei Cent, auf 14,45 Cent pro Kilowattstunde. Aber gera-<br />
Köpfe sollen rauchen, nicht nur Schornsteine!<br />
Die Holzverwendung für energetische Zwecke ist an ihre<br />
Grenzen gestoßen<br />
Zur internationalen Leitmesse der Forst- und Holzwirtschaft<br />
LIGNA kamen in diesem Jahr 90.000 Besucher und 1.765<br />
Aussteller aus 52 Ländern. Auf der Messe wurde auch über<br />
die Zukunft der Holznutzung diskutiert. Zu einer der bestbesuchten<br />
Forum-Veranstaltungen lud der Verband der deutschen<br />
Holwerkstoffindustrie (VHI) für die Initiative „HOLZ verantwortungsvoll<br />
NUTZEN“ ein. Renommierte Experten aus<br />
Politik, Forschung und Praxis diskutierten am 2. Juni unter<br />
dem Titel „Bioenergie aus Holz – wo liegen die Grenzen?“, ob<br />
Holz im Zeitalter der Erneuerbaren Energien eine noch größere<br />
Rolle spielen kann. Das Fazit der engagierten Debatte zum<br />
„Internationalen Jahr des Waldes“: Die Grenzen sind bereits<br />
erreicht, denn das Verbrennen von Holz geht schon heute zulasten<br />
von Wertschöpfung, Arbeitsplätzen, Waldökologie und<br />
Klima. Politische Kurskorrekturen und intelligente Lösungen<br />
wie die Kaskadennutzung und das Recycling wurden angemahnt.<br />
Welche Perspektiven hat die Holzwirtschaft in Deutschland?<br />
Was sind die Risiken der energetischen Holznutzung durch<br />
Großkraftwerke? Welche Anreize oder Sanktionen sind politisch<br />
richtig oder falsch, um das Versorgungsdilemma zu beenden?<br />
90 Gäste verfolgten mit Spannung die Beiträge und<br />
die anschließende intensive Diskussion führender Experten.<br />
Nach drei Stunden dann das Fazit, gezogen von Prof. Arno<br />
Frühwald, Universität Hamburg: „Die Grenzen einer ökonomisch<br />
und ökologisch verträglichen Energieholznutzung sind<br />
bereits erreicht. Zusätzliche Holzpotentiale als Beitrag zur<br />
Bewältigung der Energiewende stehen nicht zur Verfügung.”<br />
Frühwald forderte die Entscheidungsträger auf, nicht nur die<br />
Schornsteine, sondern die Köpfe zu einer ressourcenscho-<br />
de diese Anlagengröße entspricht dem Potenzial typischer<br />
Sägewerksbetriebe. Der BSHD fordert: Rinde muss in die<br />
Einsatzstoffvergütungsklasse II aufgenommen werden und<br />
mit einem Vergütungssatz von acht Cent pro Kilowattstunde<br />
versehen werden, mindestens aber in die Einsatzstoffvergütungsklasse<br />
I zum allgemeinen Satz von sechs bzw. fünf Cent<br />
pro Kilowattstunde. Derzeit ist ein reduzierter Satz von 2,5<br />
Cent für Rinde vorgesehen. „Für die kleinen und mittelgroßen<br />
Betriebe kommt dabei erschwerend hinzu, dass sich die<br />
kalkulatorischen Voraussetzungen nicht verbessert haben. Im<br />
Gegenteil: Die Biomassepreise sind in der Zwischenzeit gestiegen“,<br />
so Böltz.<br />
Aktuell produziert die Säge- und Holzindustrie in nur 85 Biomassekraftwerken<br />
EEG-Strom aus fester Biomasse, für die<br />
es sonst in der Regel keine Verwendungsmöglichkeiten gibt.<br />
„Und während Strom aus Solarenergie und Windkraftwerken<br />
nur zur Verfügung steht, wenn die Sonne scheint oder<br />
Wind weht, liefert feste Biomasse Regelenergie, die benötigt<br />
wird, um Atomkraftwerke zu ersetzen“, fügt Böltz hinzu. Vor<br />
allem der Einsatz von Sägewerksrinde ist für die Stromproduktion<br />
in Biomassekraftwerken ökologisch vorteilhaft: Der<br />
energetische Rohstoff fällt während der Holzverarbeitung als<br />
Reststoff an und ist somit vor Ort direkt verfügbar. Unnötige<br />
Brennstofftransporte und die damit verbundenen Umweltbelastungen<br />
werden vermieden.<br />
Weitere Informationen unter: www.bshd.eu.<br />
nenden und verantwortungsvollen Nutzung von Holz rauchen<br />
zu lassen, um nicht unbedacht die Zukunft zu verheizen.<br />
Intelligente Lösungen fordern und fördern<br />
Die vom Publizisten Horst J. Schumacher moderierte Tagung<br />
gab aus ganz verschiedenen fachlichen Blickwinkeln zu bedenken,<br />
warum Holz als Problemlöser der Energiefrage im<br />
großen Stil ausscheidet. Entsprechend wurden die eingebundenen<br />
Bundestagsabgeordneten Dorothea Steiner, Umweltpolitische<br />
Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen,<br />
und Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates<br />
und für die CDU im Haushaltsausschuss,<br />
bestärkt, sich in anstehenden Gesetzesverfahren, wie dem<br />
Abfallrecht und der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />
(EEG), für die Kaskadennutzung (Mehrfachnutzung,<br />
Recycling und Aufbereitung des Holzes bevor es schlussendlich<br />
für Energiezwecke verbrannt wird) und eine regulierte<br />
Kreislaufwirtschaft von Holz einzusetzen. Dazu müssen vorhandene<br />
politische Restriktionen abgebaut werden.<br />
Große Themenbreite der Vorträge<br />
Albrecht Bemmann von der TU Dresden wies darauf hin, dass<br />
mit der andauernden Steigerung der stofflichen und energetischen<br />
Nutzung von Holz in Deutschland die Versorgung<br />
von Holz verarbeitenden Unternehmen auf Grund natürlicher,<br />
naturschutzfachlicher und administrativer Beschränkungen<br />
zunehmend schwieriger werde. Eine Entlastung durch den<br />
Rohstoff-Giganten Russland sei nicht möglich, weil die Infrastruktur<br />
dort fehle. Während Importe ausschieden, stellten<br />
Kurzumtriebsplantagen (KUP) eine gewisse Perspektive<br />
dar. Allerdings dauere die Diskussion dazu schon zu lange,<br />
so dass keine nennenswerten Mengen zu erwarten sind. Die<br />
504 Kommunalwirtschaft 08/2011