Institutsbericht Institut für Baubetrieb 2007-2009
Institutsbericht Institut für Baubetrieb 2007-2009
Institutsbericht Institut für Baubetrieb 2007-2009
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Dr.-Ing. Falk Huppenbauer<br />
Nachunternehmermanagement<br />
Ausgangssituation<br />
Der zunehmende europäische Wettbewerb,<br />
die steigende Nachfrage nach<br />
Dienstleistungen aber auch die Vernichtung<br />
der eigenen handwerklichen Kompetenz<br />
durch den Einsatz billiger Fremdarbeitskolonnen<br />
bzw. Nachunternehmer<br />
stellt Bauunternehmen vor wichtige Herausforderungen.<br />
Davon ist insbesondere<br />
der Leistungserstellungsprozess der Bauwirtschaft<br />
betroffen, denn dieser ist i.d.R.<br />
mit einem umfangreichen Einsatz von<br />
Nachunternehmern verbunden.<br />
Die gegenwärtige Situation und die Entwicklungstendenzen<br />
gestalten sich wie<br />
folgt:<br />
• Internationalisierung des Wettbewerbs,<br />
• Zunahme von Komplettleistungen,<br />
• zunehmende Komplexität der Projekte,<br />
• Konzentration auf Kernkompetenz bzw.<br />
Spezialisierung,<br />
• Zunahme von Dienstleistungen,<br />
• schwache Ertragslage der Unternehmen<br />
(Rendite),<br />
• Konsolidierung der Baubranche, u.a.<br />
durch zahlreiche Insolvenzen.<br />
Die durch diese Tendenzen verursachten<br />
Probleme wurden u.a. dadurch verstärkt,<br />
dass viele Entscheidungsträger in der<br />
Bauwirtschaft jahrzehntelang der Ansicht<br />
waren, dass keine Notwendigkeit bestünde,<br />
sich mit Unternehmensplanung, Strategie<br />
oder verursachungsgerechter Kalkulation<br />
zu beschäftigen.<br />
Die Bereitschaft sich mit solchen Themen<br />
auseinanderzusetzen hat in den letzten<br />
Jahren zugenommen. Man erkannte, dass<br />
entsprechende Strategien zu entwickeln<br />
sind und dass nur anpassungsfähige, innovative<br />
Unternehmen in der Lage sind,<br />
ihre verlorene Wettbewerbsfähigkeit<br />
rechtzeitig und nachhaltig wiederzugewinnen<br />
und dass nur die Unternehmen am<br />
Markt bestehen, welche sich durch individuelle<br />
Vorgehensweisen am besten an die<br />
sich ändernden Rahmenbedingungen an-<br />
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<strong><strong>Institut</strong>sbericht</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Baubetrieb</strong> <strong>2007</strong>-<strong>2009</strong><br />
passen können. Aufgrund der oft schlechten<br />
wirtschaftlichen Situation waren viele<br />
Unternehmen nicht in der Lage der hohen<br />
Umweltdynamik mit entsprechenden<br />
Maßnahmen zu begegnen und ihre Strategie<br />
bzw. ihre Prozesse an die neuen<br />
Herausforderungen anzupassen. Wirth [1]<br />
weist darauf hin, dass Unternehmen, die<br />
sich nicht schnell genug auf die veränderten<br />
Marktverhältnisse einstellen, vom<br />
Markt verschwinden werden. Dies belegt<br />
u.a. auch die hohe Zahl von Insolvenzen<br />
bzw. der Niedergang zahlreicher namhafter<br />
Bauunternehmen. Durch den Wandel<br />
hat sich auch die Struktur der Unternehmen<br />
geändert. Unternehmen, welche sich<br />
geschickt an die Bedingungen anpassen<br />
konnten, können heute gestärkt aus dieser<br />
Krise die zukünftigen Herausforderungen<br />
annehmen.<br />
Die oben genannten Entwicklungstendenzen<br />
haben u.a. auch zu der Entwicklung<br />
des schlüsselfertigen Bauens beigetragen.<br />
Bei der mit dem schlüsselfertigen Bauen<br />
verbundenen Generalunternehmereinsatzform<br />
übernimmt der Auftragnehmer neben<br />
der Kosten-, Termin-, Qualitätsgarantie<br />
auch die Verantwortung <strong>für</strong> die Funktionalität<br />
des Objektes. Verbunden ist diese<br />
Einsatzform mit der Übernahme erhöhter<br />
Risiken <strong>für</strong> den Generalunternehmer. Die<br />
Risiken resultieren einerseits aus der<br />
Marktausrichtung „Schlüsselfertiges Bauen“<br />
und andererseits aus der Übernahme<br />
von Garantien.<br />
Die Entwicklung der Generalunternehmereinsatzform<br />
führt bei Bauunternehmen<br />
meistens zu einer Verringerung ihrer<br />
Wertschöpfungstiefe. Durch den mit der<br />
Generalunternehmereinsatzform verbundenen<br />
Trend zum Outsourcing von Leistungen<br />
stieg auch der Anteil an Nachunternehmerleistungen<br />
kontinuierlich an.<br />
Die mit der Bauwirtschaft verbundene<br />
Auftrags- und Einzelfertigung stellt die<br />
Unternehmen vor große Herausforderun-