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Schwerpunkt
356 Bibliothekartag 2009
Eine Seite aus den 2007 in der Universitäts- und Forschungsbibliothek entdeckten Predigten des
Augustinus. Foto: Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha
1 000 Bände angewachsene Bibliothek des
Amplonius in Erfurt und bildet, nachdem
sie lange von der Stadtbibliothek betreut
wurde, heute eines der Glanzlichter der
bedeutenden historischen Sammlungen
der Universitäts- und Forschungsbibliothek
Erfurt/Gotha.
Aufbauarbeit nach der Wende
Die moderne Geschichte der Bibliothek
beginnt somit erst 1994, als die politische
Entscheidung fi el, die Universität Erfurt
neu erstehen zu lassen. Das Prestigeprojekt
einer geisteswissenschaftlichen Re-
formuniversität wurde begleitet von dem
Aufbau einer modernen Bibliothek mit
einem repräsentativen Neubau. Zunächst
als »Ein-Frau-Unternehmen«, dann im
zweiten Jahr mit einem kontinuierlich
größer werdenden Mitarbeiterstab gelang
der damals neu berufenen Direktorin,
Christiane Schmiedeknecht, die Konzeption
und Realisierung einer Bibliothek,
die heute über einen Buchbestand von 1,7
Millionen Bänden und über eine moderne
technische Infrastruktur mit umfassendem
Zugriff auf digitale Medien verfügt.
Die Erfurter Universitätsbibliothek ist
wichtige Anlaufstätte nicht nur für Studierende
und Wissenschaftler, sondern
auch, in Ergänzung zur Stadt- und Regionalbibliothek
Erfurt (siehe Seite 357), für
die Bürger der Stadt und des Umlandes.
Rund 11 500 entleihende Nutzer konnte
die Bibliothek im Jahr 2008 verzeichnen.
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Historische Bestände
Herausragend sind die historischen Bestände
mit der Bibliotheca Amploniana
und weiteren bedeutenden Sammlungen,
darunter die Bibliothek der Kirchlichen
Hochschule Naumburg mit allein 142 000
Bänden, die während der Aufbaujahre
nach und nach in die Universitätsbibliothek
integriert werden konnten. Insbesondere
die von Herzog Ernst dem Frommen
im 17. Jahrhundert begründete historische
Bibliothek in Gotha mit ihren 680 000
Mit Conrad Celtis und
Eobanus Hessus, mit Crotus Rubeanus
und Martin Luther fand sich eine
brisante Konstellation revolutionärer
Denker in Erfurt, deren Wirken Europa
nachhaltig veränderte.
Bänden, die 1999 mit der Universitätsbibliothek
verbunden wurde und zu den
vier bedeutendsten deutschen Altbestandsbibliotheken
gehört, sowie die 2002
hinzugekommene kartografi sch-geografi -
sche Sammlung Perthes in Gotha erweisen
sich derzeit als ein noch weitgehend ungehobener
Schatz für kulturwissenschaftliche
Forschungen.
Gerade in diesen Sammlungen gelingen
immer wieder bedeutende Funde,
wie die 2007 in einer über 800 Jahre alten
Pergamenthandschrift der Amploniana
entdeckten sechs bis dato unbekannten
Predigten des Augustinus. Erst kürzlich
konnte in der Forschungsbibliothek Gotha
ein wertvolles Originaldokument der
Reformation, die lateinische Handbibel
des 1546 in Gotha gestorbenen Theologen
Friedrich Myconius, wiederentdeckt werden.
Die Universitäts- und Forschungsbibliothek
Erfurt/Gotha ist ebenso wie die
Universität Erfurt von einer wechselvollen
Geschichte geprägt, die mit dem Neubeginn
vor mittlerweile 15 Jahren eine
spannende Zukunft vor sich hat – mit der
exzellent ausgestatteten neuen Bibliothek
in Erfurt und den reichen historischen
Beständen kann sie zu einem überregional
bedeutenden Zentrum für eine umfassende
Informationsversorgung und eine enge
Verfl echtung von kulturellem Erbe und
kulturwissenschaftlicher Forschung werden.
Weitere Informationen unter www.unierfurt.de/bibliothek/
Dr. Christiane Heibach, Universitäts- und
Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha. – Kontakt:
christiane.heibach@uni-erfurt.de
BuB | 61 (2009) 04