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376 376 BuB | Lesesaal auf sechs Etagen. Im Erdgeschoss liegen »Empfang und Information« sowie die Cafeteria. Dort können Medien an zwei RFID-Stationen zurückgegeben und vorbestellte Medien abgeholt werden. Daneben befi nden sich im Erdgeschoss ein Ausstellungs- und ein Veranstaltungsraum. Die erste Etage enthält die Abteilung »Kinder und Jugend« sowie »Musik und Film«. In der Kinder- und Jugendabtei- Die Öffnungszeit beträgt 46 Stunden wöchentlich. lung für das Alter von 0 bis 14 Jahren können Kinder in Kugelsesseln Musik hören oder schmökern, ausgewählte Internetseiten aufrufen, an zwölf Plätzen Sprachen lernen oder Filme anschauen. Die Abteilung »Musik und Film« bietet eine riesige Sammlung an CDs und Filmen zu Musik, außerordentlich viele Dokumentarfi lme zum Beispiel zur Weltmusik und zu Konzerten sowie Spielfi lme aller Art. Bücher, Zeitschriften und Datenbanken komplettieren dieses Angebot. Und natürlich gibt es etliche Plätze um CDs zu hören oder Filme anzuschauen. Der Bereich »Sprachen und Literatur« in der zweiten Etage umfasst sowohl Literaturwissenschaft, Sprachenlernen als auch Literatur selbst. Passend zur Europastadt Straßburg hat die Bibliothek einen Sammelschwerpunkt »Europäische Literaturen«, die es hier auch in den Originalsprachen gibt. Außerdem fi ndet man Großdruck- und Hörbücher. »Welt und Gesellschaft« in der dritten Etage enthält zum einen die Geschichte der Welt und des elsässischen Lebens, zum anderen die Human- und Sozialwissenschaften, Politik, Philosophie, Psychologie, Religion, Wirtschaft und Recht. Ein spezieller Bereich ist der Arbeitswelt gewidmet, ähnlich dem bei uns bekannten Bereich »Beruf-Karriere-Wirtschaft«. In dieser Etage liegt auch die »Schatzkammer« des Straßburger Bibliothekssystems, der Bereich Kulturerbe, der an die großen Epochen Straßburgs erinnert: die Geburtsstunde des Buchdrucks und der Buchillustration zur Zeit Johannes Gutenbergs, der hier mehrere Jahre lebte, sowie des Humanismus am Oberrhein. Die Sammlung an Handschriften, Inkuna- beln und anderen Büchern vom neunten Jahrhundert bis zu unseren Tagen umfasst 250 000 Exemplare. Es ist in Frankreich üblich, dass größere Öffentliche Bibliotheken auch Orte des Kulturerbes sind, die wertvolle alte Bücher aufbewahren und pfl egen. Grundstock dafür sind die Bestände aus den Klosterbibliotheken, die während der französischen Revolution säkularisiert wurden. Die Bibliothekarinnen dieser Abteilung, deren Bücher größtenteils in Magazinen liegen, waren zu recht sehr stolz auf diese Bestände und zeigten uns ihre schönsten und seltensten Wiegendrucke in dem wunderschönen Präsentationsbereich. Der Bereich »Wissenschaft und Freizeit« führt Studium und Entspannung zusammen. Er enthält Medien zur kreativen Freizeitgestaltung, Sport, Kochen, Einrichtung und Garten bis hin zu Reisen sowie Ausbildungs- und Studienlektüre zu Mathematik, Astronomie und Biologie. Der Bereich »Kunst – Comics – Illustration« in der fünften Etage zeigt eine spezielle französische Kultur: Die Comic- Abteilung, von der jeder Liebhaber der »bandes-dessinées« in Deutschland nur träumen kann, steht gleichwertig neben der Abteilung Kunst, welche Malerei, Fotografi e, Architektur, Design, Kunst und Theater, Grafi k sowie Kunsthandwerk umfasst. Entsprechende Zeitschriften, Datenbanken und Fernsehkanäle ergänzen das Angebot. Das Zentrum »Illustration« ist ebenfalls ein Sondersammelgebiet, da Straßburg über eine große Hochschule für Kunstge- www.B–u–B.de Bau werbe verfügt, aus der viele bekannte Illustratoren hervorgegangen sind. Es bietet sowohl einen Bestand an Originalgrafi ken und -illustrationen in großzügigen modernen Vitrinen für Wechselausstellungen als auch alles zum Thema Illustration, von prämierten und besonders schönen Kinder- und Jugendbüchern, ausgezeichneten Comics, bis hin zu Fühl- und Pop-up-Bilderbüchern. In der sechsten Etage befi ndet sich die Verwaltung. Auffallend ist der Service für Menschen mit Sehschwächen: Schon im Eingangsbereich gibt es eine Kabine, die Informationen für Sehbehinderte bietet. Eine Lesemaschine mit Sprachsoftware ermöglicht ihnen den Zugang zu Datenbanken. In den verschiedenen Bereichen stehen darüber hinaus Bücher und Zeitschriften in Brailleschrift und in Großdruck zur Verfügung, eine große Leselupe, eine Multimedia-Station mit einer Tastatur in Zitate von Autoren wie Handke, Butor, Artaud ziehen sich als geheimnisvolle Wegweiser durch das Haus und bilden ein literarisches Leitsystem. Foto: Anja Gimmler Großdruckbuchstaben sowie Filme in gesprochenen Beschreibungen. Der Erfolg des Bibliothekskonzeptes ist offensichtlich – schon in den ersten drei Monaten haben sich 16 000 Nutzer eingeschrieben, die Hälfte davon war vorher noch nicht Nutzer einer Bibliothek. Jeden Tag besuchen im Durchschnitt 3 500 Menschen die Mediathek, am Samstag 6 000. Noch besser könnte diese eindrucksvolle Bibliothek zum Tragen kommen, BuB | 61 (2009) 05
Bau wenn am Montag nicht geschlossen wäre. Die Öffnungszeit beträgt 46 Stunden wöchentlich, geöffnet ist Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag von 10 bis 19 Uhr und am Freitag von 10 bis 20 Uhr. Verbesserungswürdig ist auch die RFID- Rücknahme, die nur innerhalb des Hauses während der Öffnungszeiten möglich ist: Eine Rückgabemöglichkeit von außen wäre ein großer Service für die Nutzer und würde die Reichweite der Mediathek André Malraux sicher noch erhöhen. Teil einer Bibliotheksentwicklungsplanung Der Bau der Mediathek André Malraux ist der zentrale Baustein in einer umfassenden Bibliotheksentwicklungsplanung für den Stadtverband Straßburg. Eine Besonderheit in Frankreich ist der Zusammenschluss von mehreren Kommunen zu Stadt- beziehungsweise Verwaltungsverbänden, die sich Verwaltungsaufgaben und Kosten teilen. So sind im Stadtverband Straßburg (CUS) 28 Gemeinden mit über 450 000 Einwohnern auf einer Fläche von 316 Quadratkilometern zusammengeschlossen. 2001 beschlossen diese 27 Mitgliedergemeinden eine Untersuchung des öffentlichen Bibliothekswesens im Gebiet des Stadtverbandes. Diese Untersuchung ergab, dass nicht mehr als 12,5 Prozent der Bevölkerung in den diversen Bibliotheken und Mediatheken eingeschrieben war, gegenüber 17 Prozent im nationalen Maßstab. Außerdem stellte die Studie Mängel bei der Quadratmeterzahl, den Sitz- und Ar- BuB | 61 (2009) 05 beitsplätzen, dem Serviceangebot und der Zahl der Medien fest. Dieses Manko war Ausgangspunkt für die Ausbauplanung der Bibliotheken zu einem gesamtstädtischen Netz. Dieses Netz sollte – neben der Mediathek André Malraux als Zentrum – drei weitere größere Mediatheksneubauten in den Stadtzentren Süd, Ost und Nord enthalten, sodass vor allem den Verbandsgemeinden an den Stadträndern, die selbst vielleicht nur über ehrenamtlich geführte Gemeindebibliotheken verfügen, eine umfassende Bibliotheksversorgung ermöglicht wird. Médiathèque André Malraux Anschrift 1 Presqu’île André Malraux, F-67076 Strasbourg Cedex Leitung Direktor André Hincker Kontakt Telefon: + 33 (0)3 88 45 10 10 E-Mail: mediatheque.malraux@ cus-strasbourg.net Architekturbüro Marc Ibos und Myrto Vitard Baukosten 64,5 Millionen Euro für die Mediathek (80 Millionen Euro Gesamtkosten einschließlich der Brücken) Fläche 11 800 Quadratmeter, auf sechs Etagen Lesesaal | BuB Für die Nutzung aller 27 Bibliotheken, Mediatheken und Bücherbusse gibt es einen gemeinsamen Bibliothekspass, die Carte PASS’relle (Passerelle bedeutet Brücke). Sie kostet jährlich 8 Euro für die gedruckten Medien und 25 Euro für die komplette Nutzung, Kinder und Jugendliche bis 15 Jahren können kostenlos ausleihen. Noch kann man die Medien nicht in allen Bibliotheken des Netzes zurückgeben, das ist aber ebenso für die Zukunft geplant wie ein gemeinsames Portal nicht nur der innerstädtischen sondern aller 27 Bibliotheken des Stadtverbandes. Laufende Kosten 7 Millionen Euro Personal 102 Mitarbeiter Öffnungszeiten montags geschlossen, dienstags bis donnerstags und samstags von 10 bis 19 Uhr, freitags von 10 bis 20 Uhr Bestand 160 000 Bücher, 35 000 CDs und DVDs, 33 000 Kinder- und Jugendbücher, 750 Zeitschriften- und Zeitungsabonnements sowie Datenbanken und Zeitschriften im Netz. 250 000 Exemplare umfassende Sammlung an Handschriften, Inkunabeln und Büchern ab dem neunten Jahrhundert. Besucher Im Durchschnitt 3 500 Menschen pro Tag, samstags 6 000 www.B–u–B.de 377 � 377
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