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384 384 BuB | Lesesaal<br />
Das städtische Bibliothekssystem in Rom<br />
Das städtische Bibliothekssystem Rom versorgt<br />
als Kultur-, Bildungs- und Informationseinrichtung<br />
2,7 Millionen Menschen.<br />
Mehr als 250 000 Einwohner sind ausländischer<br />
Herkunft, wovon 50 Prozent aus europäischen<br />
Län<strong>de</strong>rn stammen.<br />
Erst 1996 wur<strong>de</strong>n die vielen Stadtbibliotheken<br />
<strong>de</strong>r einzelnen Bezirke Roms zu einem<br />
System (Sistema Delle Biblioteche Centri<br />
Culturali di Roma) mit einer zentralen Organisationseinheit<br />
zusammengeführt. Bis dahin<br />
gab es keine Abstimmung und keine Koordination<br />
<strong>de</strong>r Einrichtungen untereinan<strong>de</strong>r.<br />
Heute besteht das Netz aus:<br />
� 27 Stadtteilbibliotheken<br />
� 1 zentralen Kin<strong>de</strong>r- und Jugendbibliothek<br />
� 8 Bibliotheken mit Themencharakter<br />
(Casa <strong>de</strong>lla Memoria, Casa <strong>de</strong>i Bimbi, Casa<br />
<strong>de</strong>i Teatri und Casa <strong>de</strong>l Parco, Biblioteca<br />
Romana Sarti, Teatro Biblioteca Quarticciolo,<br />
Biblioteca Europea di Roma, Biblio-<br />
Caffè letterario)<br />
� 1 Fahrbibliothek<br />
� 8 Schul- und Stadtteilbibliotheken (Bibliopointscuole)<br />
� 3 Gefängnisbibliotheksstandorten<br />
Der Bibliothekstyp Stadt- beziehungsweise<br />
Stadtteilbibliothek entstand in Rom erst<br />
Mitte <strong>de</strong>r Siebzigerjahre. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />
gab es vorwiegend Forschungs- und<br />
Spezialbibliotheken, Universitätsbibliotheken<br />
und Bibliotheken mit nationalem Charakter.<br />
Seit <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>s Bibliothekssystems<br />
befin<strong>de</strong>t sich dieses in einem anhalten<strong>de</strong>n<br />
Transformationsprozess. Das Hauptaugenmerk<br />
liegt auf <strong>de</strong>r Schaffung eines<br />
flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Netzes sowie neuer Einrichtungen<br />
in <strong>de</strong>n immer noch stark wachsen<strong>de</strong>n<br />
Randbezirken und auf einer Ausweitung<br />
<strong>de</strong>r Kooperationen mit <strong>de</strong>n Schulen<br />
Daraus entstand die I<strong>de</strong>e zur Gründung<br />
<strong>de</strong>r Biblioteca Europea innerhalb<br />
<strong>de</strong>s städtischen Bibliothekssystems Rom.<br />
Das Hauptanliegen war, weiterhin eine<br />
Öffentliche Bibliothek vor Ort zu haben.<br />
Allein hatten wir jedoch nicht die Mittel<br />
und nicht das Know-how. Schon früher<br />
war jedoch das städtische Bibliothekssys-<br />
tem (Biblioteche di Roma) ein enger Part-<br />
ner in Sachen Bibliothekskooperation bei<br />
Fachtagungen und Seminaren gewesen.<br />
Bei Besuchen <strong>de</strong>r Stadtteilbibliotheken<br />
fi el uns eine <strong>de</strong>utliche Schwachstelle im<br />
Angebot auf, die wir zu unserer Tugend<br />
und sonstigen kulturellen Einrichtungen und<br />
Partnern. Eines <strong>de</strong>r großen ungelösten Probleme<br />
ist die Gründung einer Zentralbibliothek.<br />
Der ehemalige Direktor Maurizio Caminito<br />
bezeichnet das Fehlen einer Zentralbibliothek<br />
als eine prekäre Anomalie.<br />
Die Stadtteilbibliotheken bieten neben<br />
<strong>de</strong>n klassischen Bibliotheksdienstleistungen<br />
eine Reihe zentral organisierter Serviceangebote:<br />
Fernleihe, digitale Bibliothek, Katalogrecherche<br />
und Kontoführung »BiblioInLinea«,<br />
virtuelle Auskunft »BiblioSms« sowie<br />
Veranstaltungsinformationen via SMS – um<br />
nur einige zu nennen. Die Kun<strong>de</strong>njahreskarte<br />
»Bibliocard« ist für fünf Euro pro Jahr erhältlich<br />
und ermöglicht gleichzeitig <strong>de</strong>n Erhalt<br />
von 10 bis 15 Prozent Rabatt bei vielen<br />
städtischen Kultureinrichtungen, Veranstaltungen,<br />
Buchhandlungen, Kinos und Kursstätten.<br />
Zentral arbeitet man verstärkt an einer<br />
größeren und einheitlichen Sichtbarkeit, an<br />
neuen Bibliotheksprofilen und an verschie<strong>de</strong>nen<br />
bibliotheksspezifischen Projekten. Beson<strong>de</strong>rs<br />
umfangreich ist die Veranstaltungstätigkeit<br />
aller Einrichtungen. 2008 fand bereits<br />
die sechste Ausgabe <strong>de</strong>s Literaturpreises<br />
»Pre.mio Biblioteche di Roma« statt. Der<br />
Preis wird von <strong>de</strong>n Lesezirkeln <strong>de</strong>r einzelnen<br />
Stadtteilbibliotheken organisiert und durch<br />
eine ausgesuchte Jury verliehen.<br />
Seit Jahren spielt das römische Bibliothekssystem<br />
innerhalb <strong>de</strong>r lan<strong>de</strong>sweiten Lesekampagne<br />
»Nati per Leggere« (<strong>www</strong>.na<br />
tiperleggere.it; vergleichbar mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen<br />
Projekt Lesestart) eine wichtige Rolle.<br />
Neue Programme und Workshops zur Leseför<strong>de</strong>rung<br />
wer<strong>de</strong>n vor allen Dingen in <strong>de</strong>r<br />
zentralen Kin<strong>de</strong>r- und Jugendbibliothek erarbeitet<br />
und zusammen mit <strong>de</strong>n Stadtteilbibliotheken<br />
getestet.<br />
machen konnten. Die Stadtteilbibliotheken<br />
verfügten in 2004 kaum o<strong>de</strong>r nur sehr<br />
beschränkt über fremdsprachige Medien<br />
beziehungsweise Materialien zum Erwerb<br />
einer Fremdsprache und zur Unterstützung<br />
<strong>de</strong>r Mehrsprachigkeit. Anfang<br />
2005 unterbreiteten wir <strong>de</strong>m städtischen<br />
Bibliothekssystem <strong>de</strong>n Vorschlag zur Einrichtung<br />
einer »Themenbibliothek« als<br />
Stadtteilbibliothek mit einem Angebotsund<br />
Medienprofi l in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
europäischen Sprachen. In eineinhalb<br />
Jahren wur<strong>de</strong> gemeinsam mit an<strong>de</strong>ren<br />
europäischen Kulturinstituten ein Biblio-<br />
thekskonzept gestaltet und umgesetzt, das<br />
folgen<strong>de</strong> Ziele verfolgt:<br />
� För<strong>de</strong>rung europäischer Kulturen und<br />
Sprachen durch die Bereitstellung und<br />
Vermittlung eines umfassen<strong>de</strong>n und aktuellen<br />
Medienangebots<br />
� Schaffung eines europäischen Bewusstseins<br />
� Schaffung einer aktiven mehrsprachigen<br />
Kultur-, Informations- und Literaturplattform<br />
in <strong>de</strong>r Stadt Rom<br />
� Wahrnehmung von Aufgaben im Bereich<br />
<strong>de</strong>r außerschulischen Leseför<strong>de</strong>rung<br />
� Wahrnehmung von Aufgaben im Bereich<br />
<strong>de</strong>r Vermittlung von Medienkompetenz<br />
� Wahrnehmung von Aufgaben im Bereich<br />
<strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Mehrsprachigkeit<br />
Die Biblioteca Europea di Roma stößt<br />
beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>n Kulturabteilungen <strong>de</strong>r<br />
osteuropäischen Botschaften in Rom auf<br />
Interesse, fi n<strong>de</strong>n sie doch hier einen inzwischen<br />
in <strong>de</strong>r Stadt bekannten Ort, um<br />
ihre Sprache und ihre Kultur einem zielgerichteten<br />
Publikum näherzubringen.<br />
Die Bibliothek versteht sich als offene und<br />
sich stetig verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Struktur, die durch<br />
die Erfor<strong>de</strong>rnisse und Bedürfnisse <strong>de</strong>r Benutzer<br />
geprägt wird. Zukünftig wird man<br />
auch verstärkt die Zusammenarbeit mit<br />
<strong>de</strong>n europäischen Beitrittskandidaten und<br />
<strong>de</strong>n Schwellenlän<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Mittelmeerraumes<br />
suchen.<br />
Themenspezifi sches Medien-<br />
und Serviceangebot<br />
Das themenspezifi sche Medien- und Serviceangebot<br />
auf 600 Quadratmetern zog<br />
bisher 65 000 Besucher an. Der Bestand<br />
ist konzeptions- und zielgruppenbezogen<br />
und umfasst <strong>de</strong>rzeit circa 16 000 Medieneinheiten<br />
(Bücher, Musik-CDs, Vi<strong>de</strong>os<br />
und DVDs, CD-ROMs, Hörbücher,<br />
Lernprogramme <strong>de</strong>r europäischen Fremdsprachen,<br />
Zeitungen und Zeitschriften).<br />
Der Zielbestand liegt bei 28 000 Medien.<br />
Das Medienangebot setzt sich aus rund 50<br />
Prozent fremdsprachigen und 50 Prozent<br />
italienischen Medien (Übersetzungen) zusammen<br />
und ist thematisch ausgerichtet<br />
auf die Bereiche Belletristik, Kunst, Soziologie,<br />
Geschichte, Reiseliteratur und Län<strong>de</strong>rporträts,<br />
Sprachlernmaterialien sowie<br />
Kin<strong>de</strong>r- und Jugendliteratur.<br />
Bisher wer<strong>de</strong>n Medien in <strong>de</strong>n Sprachen<br />
Englisch, Französisch, Spanisch<br />
und Deutsch sowie in einem geringeren<br />
Umfang in Polnisch, Rumänisch, Portugiesisch,<br />
Schwedisch und Albanisch zur<br />
Verfügung gestellt. Es gilt in <strong>de</strong>n nächsten<br />
Jahren verstärkt, <strong>de</strong>n Anteil an fremdsprachigen<br />
Werken auszubauen und vor allen<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Ausland<br />
BuB | 61 (2009) 05