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374 374 BuB | Lesesaal Bau<br />
Florian Nantscheff<br />
Das imposante Herz<br />
Mediathek André Malraux in Straßburg soll Stadtviertel beleben<br />
Mitte September 2008 hat die Mediathek<br />
André Malraux ihre Tore im alten Straßburger<br />
Industriehafen geöffnet: In einem<br />
ehemaligen Getrei<strong>de</strong>speicher schlägt nun<br />
das Herz eines neuen kulturellen Zentrums.<br />
Florian Nantscheff und das Team<br />
<strong>de</strong>r Stadtbibliothek Lörrach besichtigte<br />
die »größte Bibliothek Ostfrankreichs« –<br />
freundlich empfangen von André Hincker,<br />
ihrem Direktor.<br />
Die Mediathek André Malraux<br />
macht ihrem Namensgeber alle<br />
Ehre. André Malraux war ein<br />
Abenteurer zwischen Literatur und Politik,<br />
zwischen Existentialismus, Kommunismus<br />
und Gaullismus, zuletzt gestaltete<br />
er 1959 bis 1969 als Kulturminister unter<br />
De Gaulle das kulturelle Paris neu. Die<br />
Mediathek André Malraux ist in <strong>de</strong>r Kulturlandschaft<br />
Straßburgs ein Glanzpunkt.<br />
Gebaut auf <strong>de</strong>r Mole Seegmüller im<br />
ehemaligen Hafen <strong>de</strong>r Stadt auf einer<br />
schmalen Halbinsel mit alten Hafenkränen<br />
ist sie ein gutes Beispiel, wie ein altes<br />
Industrie<strong>de</strong>nkmal – ein ehemaliger Getrei<strong>de</strong>speicher<br />
– unter Denkmalschutzkriterien<br />
zu einem hochmo<strong>de</strong>rnen Bibliotheksgebäu<strong>de</strong><br />
umgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Ausgeführt wur<strong>de</strong> das Projekt von <strong>de</strong>m<br />
Architekturbüro Marc Ibos und Myrto<br />
Vitard (Schüler von Jean Nouvel).<br />
Die Mediathek ist das imposante Herz<br />
eines neuen städtischen und kulturellen<br />
Zentrums im alten Hafen, und <strong>de</strong>r<br />
Bibliotheksneubau hat eine städtebauli-<br />
che Funktion zur Belebung dieses neuen<br />
Stadtviertels. »Ja, die Kultur kostet viel,<br />
aber das Fehlen von Kultur ist unendlich<br />
viel teurer«, betonte Bürgermeister Roland<br />
Ries bei <strong>de</strong>r Eröffnung <strong>de</strong>r neuen Mediathek.<br />
Und dass dieser Bibliotheksbau<br />
großzügig ausgestattet wur<strong>de</strong>, ist offensichtlich.<br />
Gesamtkunstwerk mit<br />
überzeugen<strong>de</strong>n Details<br />
Vier Stege überqueren die bei<strong>de</strong>n Kanäle<br />
zu <strong>de</strong>m 135 Meter langen Gebäu<strong>de</strong> – <strong>de</strong>r<br />
alte Teil <strong>de</strong>s Getrei<strong>de</strong>silos ist äußerlich<br />
erhalten und wur<strong>de</strong> ergänzt durch einen<br />
langen klaren Glas- und Metallkörper,<br />
<strong>de</strong>r im Inneren von reinem Beton dominiert<br />
wird. Auf <strong>de</strong>m Vorplatz beginnt ein<br />
rotes Band, das sich als optischer Begleiter<br />
durch die Mediathek zieht, über Bö<strong>de</strong>n,<br />
Wän<strong>de</strong> und Regale.<br />
Auffallend ist an <strong>de</strong>m durchgehend<br />
ästhetisch von <strong>de</strong>n Architekten und Designern<br />
geprägten Bau die Schriftgrafi k<br />
an Außen- und Innenwän<strong>de</strong>n: Zitate<br />
von Autoren wir Handke, Butor, Artaud<br />
ziehen sich wie geheimnisvolle Wegweiser<br />
durch das Haus. Und tatsächlich hat<br />
<strong>de</strong>r Schweizer Designer Ruedi Baur, <strong>de</strong>ssen<br />
Gestaltungsi<strong>de</strong>en auch in das Centre<br />
Pompidou in Paris eingegangen sind, damit<br />
ein Leitsystem geschaffen. Ein Zitat<br />
<strong>de</strong>s umstrittenen Louis-Ferdinand Celine,<br />
das mit <strong>de</strong>m Wort »Messieur« auf eine<br />
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Vier Stege überqueren die bei<strong>de</strong>n Kanäle zu <strong>de</strong>m 135 Meter langen Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Médiathèque<br />
André Malraux. Der Designer Ruedi Baur gestalte sowohl die Fassa<strong>de</strong> als auch <strong>de</strong>n Innenraum<br />
mit literarischen Schriftzügen. Foto: Florian Nantscheff<br />
BuB | 61 (2009) 05