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Dokument 2013 Erwachsen glauben

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<strong>Erwachsen</strong> <strong>glauben</strong>26BilderUrsprünglich waren die Gottesbilder die Bilder und Statuen, die in der frühen Antike im Tempel oderim Hausschrein standen und dort waren, was sie repräsentierten. Ihnen galt darum unmittelbar einekultische oder gottesdienstliche Verehrung. Gegen diese Kultgegenstände der vielen einzelnenAhnengötter oder Naturgötter wendet sich das biblische Bilderverbot in den Zehn Geboten:„Du sollst dir kein Gottesbild machen, keinerlei Abbild, weder dessen, was oben im Himmel,noch dessen, was unten auf Erden, noch dessen, was in den Wassern unter der Erde ist; dusollst sie nicht anbeten und ihnen nicht dienen; denn ich, der Herr, dein Gott, bin eineifersüchtiger Gott, der die Schuld der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Geschlecht anden Kindern derer, die mich hassen, der aber Gnade übt bis ins tausendste Geschlecht an denKindern derer, die mich lieben und meine Gebote halten.“ (Ex 20, 4-6)Was uns die Bibel direkt als Bild Gottes dennoch anbietet, ist der Mensch, der in der Genesis als BildGottes vorgestellt und vorgesehen ist, und Jesus Christus, der im Kolosserbrief als sichtbares Bild desunsichtbares Gottes beschrieben wird. Über die Jahrhunderte hat die christliche Kunst hier immermehr Dämme eingerissen und das Bilderverbot immer weiter verwässert. Die Bilder erschienen alshilfreiche und pädagogische Hilfskonstrukte, die uns wenigstens doch eine Ahnung von Gottvermitteln. Die mittelalterliche Theologie hat zu deren Rechtfertigung immer wieder verschiedeneBilder-Theorien entworfen, etwa ist der Mensch ein Bild Gottes, dem keine kultische Verehrungzukommen kann, aber Jesus Christus als Bild Gottes erscheint uns verehrungswürdig. Diemittelalterliche Theologie hat also gegenüber der Kunst immer wieder versucht, die Bilderflut starkeinzuschränken, und Mittel entwickelt, die Gefahren zu minimieren, sprich unentwegt zu betonen,dass ein Bild immer nur ein Bild ist und nur entfernt fähig, uns eine Ahnung von Gott zu vermitteln.Ob das in der Volksfrömmigkeit und der Spiritualität immer auch so verstanden wurde, bleibt zubezweifeln.Die Reformation hat darum die Bilder aus den Kirchen verbannt, auch in der Hoffnung, sie aus denKöpfen der Gläubigen verbannen zu können. Das hat zuvor auch schon der Philosoph Maimonidesunterstrichen, dass nämlich das biblische Bilderverbot sich nicht nur auf die Götzenbilder bezieht,sondern eben auch auf deren Wesen und Essenz, also geistige Gottesbilder. Im Gegenzug hat diekatholische Kirche dann Gott in jeglicher Weise gemalt, als hätte es nie ein Bilderverbot gegeben.Dadurch ist die Bilderflut in der Kirche leider auch eine konfessionelle Demarkationslinie geworden.Aber die interessantere Frage ist nicht die der Kunst und noch nicht einmal der Rechtgläubigkeit,sondern, ob wir überhaupt ohne Bilder denken können. Das wäre eher eine psychologische Frage.Religionspsychologen halten es oft für unmöglich, an einen Gott zu <strong>glauben</strong>, ohne sich ein Bild vonihm zu machen. Der Mensch ist gezwungen, sich Bilder zu machen. Ohne Bilder kann er nicht denken.Wir müssen in Bildern denken, um etwas zu begreifen und in unser Bewusstsein aufnehmen zukönnen. Analogien und Vergleiche sind die wichtigsten Instrumente unseres Lernens. Als Kinderkönnen wir nur durch Beobachten und Vergleichen die Welt erfassen und ihre Ereignisse einordnen.Somit geraten Gläubige in eine Falle, wenn sie versuchen, sich kein Gottesbild zu machen. Wer Gottdenkt, macht sich ein Bild von ihm. Wem es gelingt, kein Bild von Gott zu machen, verdrängt ihn ausseinem Bewusstsein.Wenn uns also die Religionspsychologen sagen, dass im frühen Kindesalter häufig die Eltern dasGottesbild eines Kind sehr stark prägen, dann ist das zunächst ganz normal und keinesfalls einSakrileg. Wir können die Dinge in der Welt - ob Eltern oder nicht - nutzen, um unsere Gottesbilder zumalen und einige Schritte auf ihn hin zu gehen, solange wir diese nicht kultisch verehren und solangewir wissen, dass es sehr wenig ist, was diese uns über Gott sagen können.

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