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Dokument 2013 Erwachsen glauben

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<strong>Erwachsen</strong> <strong>glauben</strong>51sehen, um durch die Person des Abtes mein Vertrauen in Gott einzuüben. Darum folgt hier dasSchriftwort: „Eröffne dem Herrn deinen Weg und vertrau auf ihn!“ Dazu ist die rückhaltloseAussprache mit dem Abt ein bewährtes Mittel. Ich werde geistlich daran wachsen, wenn ich letztlichvor Gott alles auf den Tisch legen kann. Mein Vertrauen wächst dadurch - natürlich vorausgesetzt,der Abt nutzt dies nicht zur Kontrolle und ist des in ihn gesetzten Vertrauens vor Gott wert.Die Benediktsregel sagt zur sechsten Stufe der Demut, dass der Mönch mit der allergeringsten Arbeitzufrieden sein soll und sich für einen schlechten Arbeiter halten soll. In einem Kloster muss jemandhalt den Stall ausmisten oder die Klos putzen. Ich kann das mit Zufriedenheit tun, wenn ich michnicht für etwas Besseres halte. Wir mögen uns bei dieser Regel vorstellen, wie oft die Möncheuntereinander auch voll Neid aufeinander geschaut haben, wer jetzt welche Aufgabe übernehmendarf. Aber in einer Klostergemeinschaft geht es nicht darum, welche Arbeit ich mache, sondern dassich mit jeder Arbeit Zufriedenheit finde, weil ich für Gott arbeite. Auch bei der sechsten Stufe folgtdarum ein Bibelwort, damit ich mich als nützlicher, unverständiger Esel bei Gott einfinde: „Zu nichtsbin ich geworden und verstehe nichts; wie ein Lasttier bin ich vor dir und bin doch immer bei dir.“Wir leben nicht im Kloster, aber wir können solche Regeln eigentlich leicht in unseren Alltag daheimin der Familie, unterwegs im Beruf, auch in einer Pfarrei übertragen: Wo übe ich an meinenMitmenschen mein Vertrauen in Gott ein, indem ich einfach ehrlich bin? Wo bringe ich mich ein, alsGottes geliebter Esel, weil er mir diese oder jene Last gerade auferlegt? In der Benediktsregelschlagen sich viele alltägliche Erfahrungen nieder!Wir nehmen wohl auch hier die Grundtendenz wahr, dass es hier zunächst eigentlich bloss um dieDemut geht, aber dann doch auch um ein Ideal von Heiligkeit. Dieses Modell der Demutsstufendrängt sehr stark darauf, dass ich mir sage: Ich muss mich zurücknehmen, ich muss mich selbst nichtso wichtig nehmen, mein Selbst muss ich zurückstellen. Wir tun uns daran heute schwer. Aber ausdiesem Modell der Demutsstufen lässt auch dies herauslesen: <strong>Erwachsen</strong> zu <strong>glauben</strong> heisst auch soim <strong>glauben</strong> zu wachsen, dass mein Herz reift hin zu einer starken, gotterfüllten, alltagstauglichenLiebe. Ich muss das in meinem Alltag einüben.Margareta Porète: SeinsweisenMargareta Porète war eine französische theologischeSchriftstellerin im 13. Jahrhundert. Sie gehörte der religiösenBewegung der Beginen an. Als Autorin einer Schrift, die gewöhnlichmit dem Kurztitel Spiegel der einfachen Seelen zitiert wird, erregtesie Aufsehen. Auch sie bedient uns mit einem Stufenmodell. Siebenennt die Stufen als Seinsweisen, allerdings müssten wir heutewahrscheinlich eher von Bewusstseinszuständen reden.• Erste Stufe: Mühe der Gebote: „Im ersten Zustand wachtdie Seele über ihren Lebenswandel und bemüht sich, GottesGeboten zu folgen. Ihr Verhalten ist noch von Furcht und Mühegeprägt und es erscheint ihr mühselig und anstrengend, dieVorschriften und Weisungen einzuhalten.“ In anderen Worten: Ichhalte halt die Regeln ein, aber die wollen einfach keinen Spass machen.• Zweite Stufe: Tugenden tun: „In der zweiten Seinsweise geht sie über dieses Stadium hinaus.Verstärkt übt sie sich nun in Tugendwerken und befolgt das, was Gott seinen besonderenFreunden rät. Nach dem Vorbild Jesu Christi ist sie redlich bemüht, ihre Verstrickung inweltliche Freuden und Leiden zu lösen.“ In anderen Worten: Regeln geben mit Blick auf Gotteinen Sinn, und darum strenge ich mich an.• Dritte Stufe: Gutes lieben: „Den dritten Zustand hat die Seele erreicht, wenn sie nur noch dieWerke der Güte und der Vollkommenheit liebt und wenn sie in der Erfüllung dieser Taten

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