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Dokument 2013 Erwachsen glauben

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<strong>Erwachsen</strong> <strong>glauben</strong>53„Ich war daran, den hohen, siebenstöckigen Berg eines Fegfeuers zu besteigen, der steilerund mühsamer war, als ich mir in der Phantasie vorstellen konnte, und ich hatte keineAhnung vom Aufstieg, der mich erst noch erwartete. Die Hauptsache war, dass ich einenAnfang machte. Diesen Anfang bildete die Taufe, ein hochherziges Geschenk Gottes wiekaum ein zweites.“ 11Der siebenstöckige Berg des Fegefeuers ist ein Bild, das bei Danteauftaucht. Dante beschreibt in der Göttlichen Komödie einensiebenstöckigen Berg des Fegefeuers, den die armen Seelenbesteigen müssen, um doch noch in den Himmel zu kommen: aufStufe eins büssen die Stolzen, auf Stufe zwei die Neider, auf Stufedrei die Zornigen, auf Stufe vier die Faulen, auf Stufe fünf dieHabsüchtigen, auf Stufe sechs die Masslosen, auf Stufe sieben dieWollüstigen. Dante beschreibt den Weg auf den Berg alsLäuterungsweg.Thomas Merton, literarisch sehr gut bewandert, greift dieses Bildvon Dante auf und sieht sich selbst als Büsser, denn bevor erMönch wurde, hat er ein ordentliches Lotterleben ohne Gottgeführt. Er kannte Gott einfach nicht, hatte sich nicht gross fürReligion interessiert. Und für ihn ist der Weg, der mit seiner Taufeals <strong>Erwachsen</strong>er beginnt ein Weg, auf dem er sich lösen muss vonseinem falschen Selbst, von seiner Eitelkeit, von seinen Ambitionen. Für ihn beginnt ein Weg, wo ersich etappenweise von Gott geführt weiss. Die Stufen sind für ihn einfach verschiedeneLebensetappen, die Gott ihn führt, die ganze Suchbewegung, ob er nun Lehrer oder Schriftstelleroder in der Tat Mönch oder sogar Priester werden soll. Auf diesem Weg schält sich für ihn immerdeutlicher heraus, wohin Gott ihn führt, zu seinem wahren Selbst.Merton mag dem heutigen Lebensgefühl insofern näher stehen, weil er dem Selbst einen hohenWert einräumt. Er unterscheidet einfach genau, was ein falsches Selbst ist, mit dem ich mich von mirselbst abbringe, oder eben das wahre Selbst, so wie Gott mich sieht. Er setzt also nicht bei denErfahrungen im Klosterleben an wie Benedikt, auch nicht bei den Erfahrungen im Gebetsleben wiePorète, sondern bei seinem eigenen Leben. Auf uns hin gewendet ist das gleichsam die Einladung zusehen, wo in meiner eigenen Lebensbiografie markante Punkte oder Bruchstellen sind, dieLebensphasen oder -etappen markieren. Wie hat Gott mich geführt? Wo hat Gott mir geholfen, meinfalsches Selbst abzulegen? Wo habe ich den Eindruck, dass Gott mir Chancen gibt, mein wahresSelbst zu finden.Wir haben einen Bogen geschlagen, angefangen von dem Sinn zielorientierter Selbstverbesserungund dem Jakob, dem alles im Schlaf geschenkt wird. Dann haben wir zahlreiche Stufenmodellegeistigen bzw. geistlichen Wachstums kurz gesehen. Dabei kommt es zu verschiedenenGemeinsamkeiten, auch zu manchen Unterschieden. So stehe ich schliesslich vor derHerausforderung, welche denn meine Stufen sind, jene, die ich schon bestiegen haben, und jene, diemich noch höher führen werden.Konkret• Ich kann wachsen, wenn ich will und wenn Gott hilft.• Ich muss nicht alles, nur das, was ich kann.11 Thomas Merton, Der Berg der sieben Stufen, 231.

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