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Dokument 2013 Erwachsen glauben

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<strong>Erwachsen</strong> <strong>glauben</strong>29durch das Lied „Amazing grace“, die gerade diese Erfahrung des Erbarmens auf hoher Seewiedergibt:Amazing grace, how sweet the sound,That saved a wretch like me!I once was lost, but now I am found,Was blind, but now I see.Grosse Gnade, wie süss der Klang,Die einen armen Sünder wie mich rettete!Ich war einst verloren,aber nun bin ich gefunden,War blind, aber nun sehe ich.Das Faszinierende an dieser Geschichte ist, dass diese Gotteserfahrung so überraschend kommt. SeinKurswechsel vollzieht sich ohne Vorwarnung. Wenn ich nun etwas benennen könnte, was michgegenüber Gott überrascht hat, was würde ich sagen? Gibt es diese Momente, die eine Veränderungin mir erzeugt haben, die etwas ausgelöst haben, die sich aber auch nicht angekündigt haben?Ich möchte nicht nur Beispiele nennen, wo irgendjemand aus einerNotsituation gerettet wurde, ob es nun Pascals Kutsche war oderNewtons Schiff. Darum möchte ich André Frossard nennen, einFranzose, der in einem Umfeld ohne Gott aufwuchs, später alsMinister in die Politik ging. Ähnlich wie bei John Newton ist erjemand, der eigentlich gegenüber Gott ganz weit aussen am Randsteht.Ganz zufällig, weil er auf einen Freund wartet, ging er 1935 als 20jähriger in eine kleine Kirche inParis, wo er eine Gottesbegegnung hatte, die so intensiv war, dass er selbst bei späterenSchicksalsschlägen (wie dem Tod seiner beiden Kinder) nicht mehr möglich war, an der ExistenzGottes auch nur den leisesten Zweifel zu hegen. Als Frossard die Kirche betrat, hörte er, wie er späterberichtete, als spräche jemand leise zu ihm die Worte „geistliches Leben“. Daraufhin stürzte nachseiner Beschreibung wie eine Lawine der Himmel auf ihn zu, und eine Freude überwältigte ihn. Dasist keine Notsituation, aber eine komplette Überraschung, wo er selbst eine solche Ergriffenheit undSicherheit beschreibt, und er schreibt das letztlich dem Zufall, eher noch der Vorsehung Gottes zu. Erbeschreibt das so:„Ich bin ihm begegnet. Ich bin ihm unvermutet begegnet - durch Zufall würde ich sagen,wenn bei einer Begegnung solcher Art überhaupt der Zufall im Spiel sein könnte. - mit demStaunen, das etwa ein Mensch empfinden würde, der in Paris bei einer Strassenkreuzungein unendliches Meer vor sich ausgebreitet und Wellen die Häuser umspülen sähe. Es war einAugenblick der Verblüffung, der noch andauert. Ich habe mich niemals an die Existenz Gottesgewöhnt.“ 6In diesem Text tauchen verschiedene Motive auf, die oft typisch sind bei solchen Erfahrungen: Zufallund Vorsehung spielen eine Rolle, die Überraschung und das Staunen, die Situation irgendwo ineinem ganz normalen Umfeld, die Weite eines Augenblicks in dieser Begegnung und schliesslich nochdiese lang andauernde Wirkung, die eine solche Erfahrung mit Gott hinterlassen kann.Ich möchte nicht sagen, dass Gotteserfahrungen immer so laufen, aber diese machen uns Mut, dieAugen und das Herz offen zu halten, egal ob ich irgendwo am Rand des Glaubens stehe, ob ichirgendwo unterwegs bin, ob ich einen Wendepunkt im Leben erlebe oder ob ich mich plötzlich in derNähe Gottes wiederfinde. Ich mag nun die Gottesbilder nicht gegen die Gotteserfahrungenausspielen, es wird wohl beides brauchen und sie bedingen sich ja auch gegenseitig, aber wenn ichdie Wahl hätte zwischen einem Gottesbild, das meine Augen anspricht und meinen Geist Gott6 André Frossard, Gott existiert. Ich bin ihm begegnet.

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