<strong>Erwachsen</strong> <strong>glauben</strong>42(Es wird sinnvoll sein, dies vorzuführen, um den Ablauf deutlich zu machen. Ggf. etwas leise Musikzur Untermalung!)4.4 Gruppenaustausch4.5 SchlussbetrachtungIch möchte einen Text von Klaus Hemmerle verlesen, der unswieder zurückbringt zu der Spiegelbetrachtung, mit der wir heutegestartet sind, jedoch nicht mit der Erkenntnis, dass wir wirklichnicht schön sind mit wenigen Haaren, hängenden Schultern usf.,sondern als ein Gebet:„Gebet vor dem Spiegel“„Eine der ersten Begegnungen, die uns der Tag beschert, ist immer diejenige mit uns selber; meistensvor dem Spiegel. Wir wissen alle, dass wir dann nicht in der Hochform des Tages sind. Das ersteMorgengebet besteht nun darin, dass ich mir in Ruhe sage: Dieser Mensch, den ich da im Spiegelsehe, ist ein von Gott geliebter und bejahter Mensch. Vielleicht frage ich mich in der erstenMorgenträgheit: Was ist an dem da schon liebenswert? Aber das ist meine Frage - nicht Gottes Frage.Gott liebt uns nicht nur dann, wenn wir in Hochform, wenn wir einmal selber mit uns zufrieden sind.Gott liebt uns - wie wir sind. Und so nimmt er uns an. Diesen Gedanken, dass Gott mich liebt, soll ichmorgens vor dem Spiegel so lange aushalten, bis ich ihm zustimme, bis ich dieses Gesicht im Spiegelannehme, ihm vielleicht ein bisschen Mut zuspreche oder gar zulächle.“(Klaus Hemmerle)Gebet & Segen
<strong>Erwachsen</strong> <strong>glauben</strong>435 Fünfter Abend: Die Stufen hinaufwachsen5.1 Einstimmung<strong>Erwachsen</strong> werden heisst wachsen. Das heisst auch, dass ich Schritte selber gehe, und nicht blosswarte. Niemand hat das besser in Worte gepackt als der Dichter Rilke mit folgenden Zeilen:"Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,die sich über die Dinge ziehn.Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,aber versuchen will ich ihn.Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,und ich kreise jahrtausendelang;und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturmoder ein großer Gesang."Es soll heute Abend darum gehen eine Perspektive zu bekommen für mein geistliches Wachstum.Dieses Gedicht ist vielfach zitiert worden, doch möchte ich es für unser Anliegen deuten, als<strong>Erwachsen</strong>e im Glauben zu wachsen:• Als <strong>Erwachsen</strong>er bin ich nicht fertig gewachsen, sondern ich gewinne immer wieder mal„Ringe“, also Lebenserfahrungen hinzu. Mit jedem meiner Ringe werde ich ein wenig älter,aber reicher, weiser, erfahrener. Das ist ein ungeheurer Schatz.• Ich sehe vielleicht nicht so recht, wo das Ende sein wird, weiss nicht, ob ich das Ziel aucherreiche, aber der Weg wird mich hier das Ziel lehren. Es geht immerhin um ein geistlichesWachstum, zu dem Gott mich führen will und führen wird.• Das Wichtigste am geistlichen Wachstum ist das Kreisen um Gott. Das bleibt für alle Ewigkeit,jahrtausendelang. Welche Entwicklungsphasen ich auch in meinem Leben erfahre odererleide, Gott bleibt der gleiche, und das gibt mir sehr viel Sicherheit und Gelassenheit.• Der Schluss des Textes bringt mich noch einmal zu mir Selbst: Wer bin ich denn, ein Falke,der hinausfliegt und Freiheit sucht, bin ich ein Sturm, der aufwühlt und in Schwung bringt,oder bin ich ein grosser Gesang, vielstimmig und erhaben? Geistliches Wachstum führt unsimmer wieder sehr stark zu uns selbst, zu dem Selbst, das Gott in uns sieht.5.2 ImpulsWenn es um geistliches Wachstum geht, stellt sich die Frage nach dem Ziel und nach dem Wegdorthin. In welche Richtung will ich denn wachsen? Wie muss ich meine nächsten Schritte setzen,welche Etappen sollte ich planen und erwarten, wenn ich mich auf diesen Weg begebe? Dabei ist esoftmals so, dass wir uns nicht konkret genug eine Vorstellung davon machen, wohin ich eigentlichwill. Ich darf für Gott und vor Gott ein Heiliger sein und werden. Aber Heilige sind sehrunterschiedlich, also wie sieht mein Selbst der Heiligkeit aus? Wie werde ich als Säulenheiligeraussehen? Ich will zu Gott, ich will in den Himmel, diesen göttlichen Raum. Was heisst das für mich?Das ist ein wunderbarer Traum, und oftmals sind wir einfach auf der Suche, den Ort zu finden, umdorthin zu gelangen. Wir fangen also mit einer Fingerübung statt, nämlich der Frage nach dem Wohinund mit dem Blick auf Jakob, wie er uns ein Beispiel gibt, wie das geht. Dort spielen die Stufen desWachstums eine zentrale Rolle. Wir werden uns heute mehrere Modelle anschauen, zunächst vongar nicht so spirituellen Lehrern, die uns ein paar erstrebenswerte Stufen vor Augen führen, dannvon sehr spirituellen Lehrern.