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Dokument 2013 Erwachsen glauben

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<strong>Erwachsen</strong> <strong>glauben</strong>7Wenn ich versuche, den Kopf meiner Kindheit im Sinne eines solchen Niemalslandes zu zeichnen,dann werde ich womöglich sehr viel Ähnliches zeichnen. Die Kindheit hat ihre eigene Ordnung, unddie lässt sich nicht so einfach festnageln. Das ist eine wandernde Mischung aus sehr viel Phantasie(Farbkleckse, Schiffe, Gnome, Höhlen, etc.) und sehr vielen verschiedenstenErinnerungsbruchstücken (Dativ, Hosenträger, Zahn, etc.), die sich gerne einer höheren Logik odereiner systematischen Ordnung entziehen.Wir greifen das Niemalsland des Peter Pan auf, weil auch der Kindheitsglaube in meinempersönlichen Niemalsland meiner Kindheit angesiedelt ist. Dort sind auch sehr viel Phantasie und dieverschiedensten Erinnerungsbruchstücke mit dabei. Die ganze Unschuld und Sorglosigkeit findet sichim Kindheits<strong>glauben</strong> ja wieder, genauso wie der kindliche Egoismus und die kindliche Vergesslichkeit.Genauso wie wir aber diesen Kinderkopf in der Kindheit brauchen und viel Freude daran finden,genauso bleiben wir aber nicht diese Kindsköpfe, auch im Religiösen nicht. Das ist manchmal traurig,aber auch notwendig.Aber nicht nur das Verlassen des Niemalslandes ist notwendig, sondern auch diese kindliche Phasedurchlebt und erlebt zu haben, ist ein wichtiger Entwicklungsschritt. Ich möchte das an dieser Stellenicht ausführen oder ausüben, aber dennoch als Anregung mit auf den Weg geben: Wie sieht dasNiemalsland meines Kindheits<strong>glauben</strong>s eigentlich aus? Setzen Sie sich getrost daheim mal in einerruhigen Minute hin und schreiben bzw. malen Sie das Niemalsland des eigenen Kindheits<strong>glauben</strong>s.Da sind ganz bestimmte Personen und Ereignisse, die eine Rolle gespielt haben, manches an Traumund Vision, die meine kindliche Naivität mir vorgezeichnet hat, manche Vorstellungen auch von Gott,Erlebnisse mit Gott, die mein Niemalsland ausmachen. Die Kunst dabei ist, diese wichtige Phase zudurchleben, zu würdigen, um sie schliesslich auch wieder zu verlassen. Der Vorteil des <strong>Erwachsen</strong>enwird schliesslich sein, dass er nicht wie Peter Pan alles schnell vergisst, sondern der <strong>Erwachsen</strong>e kannsich erinnern, um dann weiterzugehen.1.2.2 Ein Blick auf den Kindheits<strong>glauben</strong>Wir müssen auch im Glauben erwachsen werden, aber gegenüber den Kindern haben wir als<strong>Erwachsen</strong>e die Fähigkeit, uns zu erinnern. Im Folgenden stelle ich Ihnen einige typische Aussagenvon Kindern vor, wie sie über Gott oder den Himmel nachdenken, und ich kommentiere diese, umverschiedene typische Dinge des Kindheits<strong>glauben</strong>s herauszustellen. Vieles mag vielleicht aus dereigenen Kindheit gar oder von eigenen Kindern her bekannt sein, vieles davon mag uns zumSchmunzeln bringen, aber behalten wir im Hinterkopf, dass wir damit das religiöse Niemalslandeiniger Kinder anschauen, um schliesslich zu sehen, was wir in der Kindheit gelassen haben und oftnicht unsere erwachsene Art und Weise des Glaubens integriert haben. Ich stelle einige Statementsvon Kindern einer zweiten Klasse aus Hamburg vor: 3Mari, 8 Jahre, sagt:„Ich möchte Gott dafür danken, dass meine beste Freundin in Köln wohnt. Wenn ich diebesuche, freue ich mich immer total. Wenn sie hier leben würde, könnte ich mich gar nichtimmer wieder darauf so freuen. Gut ist auch, dass ich einen Schutzengel habe. Als ichgeboren wurde, hat der mir eine Strickleiter zum Himmel geknüpft. Wenn ich mal sterbe,kann ich so einfach raufklettern.“Mari verbindet ihren gewöhnlichen Alltag ganz selbstverständlich mit Gott, der das alles ja möglichmacht und dem ich darum für dies und das danke. Das ist ganz praktisch, konkret: Die Freundinwohnt da, ich freue mich. Diese Aussage von Mari tönt ja erst sehr vernünftig, aber dann bricht die3 Aus: Der Spiegel Wissen, Nr. 2 | <strong>2013</strong>, 130.

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