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Dokument 2013 Erwachsen glauben

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<strong>Erwachsen</strong> <strong>glauben</strong>59• Das Lukasevangelium spricht hier von kleinen Kindern, also Neugeborenen. Das ist eineSteigerung, dass es wirklich um die Allerkleinsten geht. Jesus soll die Neugeborenenberühren, denn die Eltern erhoffen sich eine Übertragung göttlicher Kraft, seinen göttlichenSegen. 13• Die Weisung „Lasst sie zu ihm kommen!“ hat einen weisheitlichen Hintergrund, denn oftmalsheisst „zu ihm kommen“ zu Gott kommen, sich Gott nähern und auf diese Weise zu Gottumzukehren. Die Weisung „Hindert sie nicht!“ erinnert an Macht oder kirchliche Disziplin.Eine religiöse Gemeinschaft hat eine Identität und daher auch Grenzen, aber sie kann nichtden Zugang zu Gott behindern oder zu regeln versuchen.• Die interessante Frage für uns wird sein, was es denn bedeutet, das Reich Gottesaufzunehmen wie ein Kind. Wie nimmt denn ein Kind die Gottesherrschaft an? Als<strong>Erwachsen</strong>e tun wir uns schwer damit, dies auf den Punkt zu bringen und darausHandlungsschritte abzuleiten. Als Kinder würden wir lachen und mit offenen Armen aufVater, Mutter und Gott zuspringen.Jesus Christus stellt seine Jünger also ganz eindeutig vor die Herausforderung, wie ein Kind Gottgegenüberzutreten. Wenn ich nicht bloss das <strong>Erwachsen</strong>sein, sondern den erwachsenen Glaubenleben möchte, dann gehört dies mit dazu.6.2.2 Das innere Kind kennen und heilenZu einem reifen <strong>Erwachsen</strong>sein gehört allerdings selbst jenseits der Religion das innere Kind ja auchmit dazu. Das Kind, das wir einmal gewesen sind, wächst ja mit. Wir lassen unsere Kindheit niemalshinter uns, so wie man den Hut in der Garderobe vergisst oder den Schirm im Bus liegenlässt.Was ist das innere Kind?Vom „inneren Kind“ zu reden, ist eine Betrachtungsweise innererErlebniswelten, die wir aus unserer Kindheit in uns gespeicherthaben. All die Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen tragen wirzum Teil bewusst, zum grösseren Teil unbewusst ja mit uns herum.Psychologen wie John Bradshaw, aber auch Erika Chopich undMargaret Paul haben damit eine sehr leicht verständliche Art undWeise gefunden, um Menschen ein therapeutisches Hilfsmittel mitan die Hand zu geben, die sich als <strong>Erwachsen</strong>e mit altenSchwierigkeiten aus der Kindheit herumplagen. Wann immer <strong>Erwachsen</strong>e völlig überreagieren oderunangemessen gar nicht reagieren, tut es oft gut mal nachzufragen, ob sich hier nicht ein wütendes,frustriertes oder trauriges inneres Kind verbirgt, das gerade etwas Aufmerksamkeit braucht.Zu den intensiven Gefühlen, die gerade in der Kindheit von grosser Bedeutung zählen, gehörenunbändige Freude genauso wie abgrundtiefer Schmerz, dazu gehören Glück und Traurigkeit, Intuition(Bauchgefühl) und Neugierde. Als Kind habe ich mich mal verlassen gefühlt, habe Angst genauso wieWut erlebt. Das innere Kind bündelt dieses ganze Sein und Fühlen und Erleben zusammen. Dasinnere Kind birgt gleichsam die lebendige Seite in uns mit all diesen positiven Eigenschaften wieSpontaneität und Offenheit. Aber das innere Kind hat auch eine andere Seite: die Verletzlichkeit, dasSuchen nach Bestätigung und Anerkennung, nach Liebe, nach Bindung und freier Entfaltung. Wennder reflektierende <strong>Erwachsen</strong>e und das innere Kind in Kontakt und Einklang sind, dann entsteht einGefühl der Ganzheit.Abtrennung13 Vgl. Francois Bovon, Das Evangelium nach Lukas EKK III/3, 224.

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