Quatsch oder Aufklärung?
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Die heute show<br />
mehreren Bildschirmen allerlei Material, das<br />
irgendwo im Fernsehen ausgestrahlt wird. Zur<br />
Auswahl gehört Kontextwissen und ein Sinn<br />
für Humor. Einige der Sichter haben schon den<br />
„Aufstieg“ in die Redaktion geschafft.<br />
Freitags wird dann meist noch geprobt, am<br />
Timing gearbeitet und der Ablauf modifiziert.<br />
Aufgezeichnet wird die Sendung in der Regel<br />
um 18 Uhr – und zwar in einem möglichst geschlossenen<br />
„Durchlauf“ in einem Studio der<br />
Firma „brainpool“ in der Schanzenstraße in<br />
Köln-Mülheim. Zwar berichten Zuschauer, wie<br />
Gernot Hassknecht hie und da mehrere Male<br />
ansetzt, um sich in Rage zu reden (Hildebrandt<br />
2013), <strong>oder</strong> es wird auch schon mal kurz pausiert,<br />
weil ein Fehler passiert ist, aber eigentlich<br />
ist verblüffend, wie wenig die Sendung gestückelt<br />
wird. Das anwesende Publikum kann<br />
die Aufzeichnung fast so genießen wie einen<br />
Abend in einem Kleinkunsttheater. Wobei die<br />
akribischen Berichte von Besuchen (Steck<br />
2013) im Studio gelegentlich etwas geheimnisvoller<br />
gehalten sind als nötig. „Nach kurzer<br />
Zeit wurden wir von einer Person begrüßt,<br />
welche zweifellos die Aufgabe hatte, die Stimmung<br />
bereits ein bisschen anzuheizen und<br />
uns somit eben auch zum Lachen zu bringen“,<br />
schreibt Lars-Sören Steck, ohne die Aufgabe<br />
des „Warm-Uppers“ präzise zu erläutern. Hier<br />
wird nicht nur schon Beifall eingeübt und aufgezeichnet,<br />
sondern vor allem geschieht eine<br />
Verwandlung des Publikums von nur Zuschauenden<br />
zu Mitgestaltern der Sendung, die sich<br />
für ihr Selbstbild, die Aufmerksamkeit und<br />
Stimmung mitverantwortlich fühlen.<br />
Nach der Aufzeichnung wird dann im<br />
Schnitt nur noch wenig verändert, kleine Kürzungen<br />
mag es geben und auch die Tonspur<br />
wird bearbeitet, Beifall wird hochgezogen <strong>oder</strong><br />
etwas gedämpft und schneller ausgeblendet,<br />
als er live tatsächlich endete. Zuständig dafür<br />
ist jeweils der betreuende ZDF-Redakteur –<br />
zwei feste Mitarbeiter der „Hauptredaktion<br />
Show“ wechseln sich wöchentlich in Köln ab.<br />
Für die großen Linien, inhaltlichen Debatten<br />
und die „Grundfarbe“ der Sendung ist deren<br />
Vorgesetzter Stephan Denzer (A. Hildebrandt<br />
2014) zuständig, Teamleiter für Kabarett und<br />
Comedy und sicher der „Spiritus rector“ hinter<br />
der „Spaß-Offensive des ZDF“ (Aures 2015).<br />
2.4 Zuschauer – TV und Neue Medien<br />
Stephan Denzer beschreibt, wie es ihm anfangs<br />
mit der heute show erging: „In den ersten<br />
Jahren waren wir jeden Samstagmorgen<br />
aufs Tiefste deprimiert. Es war bitter festzustellen,<br />
dass der Zuschauer so eine Sendung<br />
nicht beim ZDF erwartet und gefunden hat“<br />
(Aures 2015).<br />
1,72 Millionen Zuschauer erreichte die<br />
Sendung in der ersten Staffel, und die Quote<br />
fiel dann in der zweiten Staffel sogar auf einen<br />
Durchschnitt von 1,59 Millionen ab. 9 Aber allmählich<br />
wurde aus dem Geheimtipp ein Quoten-Hit.<br />
Seit Dezember 2012 hat die heute show<br />
9 Daniel Sallhoff, Quotencheck heute show, in: Quotenmeter.de vom 10. Juni 2013.<br />
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