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Quatsch oder Aufklärung?

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<strong>Quatsch</strong> <strong>oder</strong> <strong>Aufklärung</strong>?<br />

Claus von Wagner<br />

parodiert<br />

die Bundeskanzlerin<br />

Claus von Wagner und Max Uthoff rätseln<br />

als SPD und CDU gleichlautend, warum ihnen<br />

die Wähler abhandenkommen, und am Ende<br />

wird die deutsche Leitkultur mit Hilfe der von<br />

Claus von Wagner parodierten Bundeskanzlerin<br />

auf den Prüfstand gestellt. Alles typisch<br />

Deutsche stammt woandersher, übrig bleiben<br />

Schweinefleisch und Rechtsverkehr. In<br />

einem Statement hatte sich der AfD-Politiker<br />

Alexander Gauland dagegen ausgesprochen,<br />

sich in der Politik durch Kinderaugen verführen<br />

und von Mitgefühl leiten zu lassen. Uthoff und<br />

von Wagner wenden sich in einem moralischen<br />

Schlussplädoyer dagegen.<br />

In der Ausgabe vom 24. Mai 2016 geht es<br />

nur um TTIP (siehe z. B. Video [15]). Zum Ensemble<br />

gehören Chin Meyer, Masud Akbarzadeh<br />

und Christine Prayon, die als „Birte Schneider“<br />

eine der prägenden Figuren der heute show ist.<br />

Wie in einem Brechtschen Lehrstück durchziehen<br />

Schilder wie „TTIP is hope“, „TTIP – jetzt<br />

wart halt, bis es fertig ist“, „TTIP – jetzt machen<br />

wir es halt!“ <strong>oder</strong> „TTIP – jetzt stellt euch nicht<br />

so an“ die Sendung. Es gibt „Live-Berichte“ von<br />

den Verhandlungen, die vor „demokratischer<br />

Einflussnahme geschützt“ werden, und in einem<br />

Anwaltsbüro sitzen die wahren Gewinner,<br />

denn durch die „Schiedsgerichte“ werde eine<br />

„Parallelgesellschaft“ geschaffen, eine „Scharia<br />

für Unternehmen“.<br />

Es gibt Fakten zur lobbyistischen Verstrickung<br />

der US-Verhandlungsführer und viele<br />

Einzelheiten. 1.300 Stoffe sind in der EU verboten<br />

– und in den USA? Elf. Sogar Asbest ist da<br />

noch erlaubt. Normen der ILO, der Internationalen<br />

Arbeitsorganisation, würden in den USA<br />

missachtet, nur Kinder- und Zwangsarbeit seien<br />

dort verboten. Selbst dass es im Mercedes-<br />

Werk in Alabama keinen Betriebsrat gebe, falle<br />

unter „kulturelle Eigenheiten“, die zu tolerieren<br />

seien. Masud, der sich an Ceylan Bülent<br />

zu orientieren scheint, erzählt in seinem Solo<br />

Witze über die Spargelzeit und das Joggen.<br />

Christine Prayon, die mit einer Evelyn-<br />

Hamann-Parodie in die Sendung einführt und<br />

danach die EU-Kommissarin Cecilia Malmström<br />

gibt, grenzt sich scharf von der heute show ab:<br />

„Was ist ein anderes Wort für ‚Arschkriecher‘?<br />

Pofalla – Entschuldigung, jetzt habe ich die<br />

Anstalt mit der heute show verwechselt.“ So reklamiert<br />

sie mehr Tiefsinn für ihren Solo-Part:<br />

„Uns geht es gut, weil es anderen schlecht geht.<br />

Muss es uns deshalb schlecht gehen?“ Nicht<br />

Scheuklappen, sondern ein Chlorhühnchen auf<br />

dem Kopf trägt ein Journalist (Max Uthoff), der<br />

sich mit einem TTIP-Gegner (Claus von Wagner)<br />

unterhält, dem er Hysterie, Engstirnigkeit und<br />

Vorurteile nachweisen will, was natürlich auf<br />

ihn selbst zurückfällt. Am Ende parodiert Claus<br />

von Wagner erneut Angela Merkel: „Wir kastrieren<br />

die Demokratie für einen Euro.“ Hinter den<br />

Kulissen zeigt diese sich dann zufrieden über<br />

die Sendung, weil das viel gefährlichere Abkommen<br />

Ceta, das schon vor dem eigentlichen<br />

Inkrafttreten in Kraft treten könne, gar nicht<br />

erwähnt wurde.<br />

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