Quatsch oder Aufklärung?
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<strong>Quatsch</strong> <strong>oder</strong> <strong>Aufklärung</strong>?<br />
auf den ersten Blick Anpassung an Macht und Unterdrückung predigt, oft nur der umgedrehte<br />
Moralist, dem ein Aufschrei allzu naiv <strong>oder</strong> idealistisch vorkäme.<br />
Zum Gegenstand des Spottes wird jemand dann, wenn er es verdient, boshaft veralbert zu<br />
werden. Die verletzende Absicht des Spötters muss einen nachvollziehbaren Kern haben,<br />
sonst ruft er Mitleid hervor, statt sein Opfer der Lächerlichkeit preiszugeben. Zur donnernden<br />
Philippika – in der heute show wird diese Form von der Kunstfigur Gernot Hassknecht<br />
gepflegt – kann ein endloser Wortschwall des sich steigernden Spotts werden. Emotional<br />
weniger aufwendig, aber nicht minder spöttisch in der Wirkung ist ein lakonischer Gestus.<br />
In der heute show zum Beispiel zelebriert von Dietmar Wischmeyer, den vermeintlich<br />
nichts mehr erschüttern kann. Dann aber erweist er sich als Meister einer kühlen, aber<br />
sprachgewaltigen Abrechnung mit den Verspotteten, denen er treffende Attribute zuweist.<br />
Hohn und Spott sind gnadenlos, beim Erzählen von Anekdoten und Witzen dagegen kommt<br />
es darauf an, gespannte Erwartung zu schüren, die sich dann in der Pointe jäh entladen<br />
kann. Viele Techniken dienen diesem Ziel: das absurde Zusammenfügen entfernter Dinge,<br />
das Hantieren mit Widersprüchen, das Wortspiel und immer wieder auch die Parodie, also<br />
die verzerrte Nachahmung von Personen, Gesten und Sprechweisen. Die Verzerrung darf<br />
jedoch nicht beliebig sein, sondern sollte eine Verknappung auf den evidenten Moment<br />
beinhalten <strong>oder</strong> eine Überzeichnung hin zu symbolischer Prägnanz.<br />
Zum Lachen, zur Komik, zum Humor gehören also viele unterschiedliche Denk- und Darstellungsformen<br />
– von A wie Albernheit bis Z wie Zote. Wenn sie im Dienste der Satire stehen,<br />
ist mit ihnen immer auch eine kritische Absicht verbunden, die sich von der ausschließlich<br />
unterhaltsamen Komik unterscheidet. Dann ist das Lachen nicht nur eruptiv und befreiend,<br />
sondern bleibt einem womöglich „im Halse stecken“, weil es auf tieferen Sinn zielt. Josef<br />
Hader allerdings hält von dieser Formel gar nichts: „Das berühmte Lachen, das einem<br />
im Halse stecken bleibt! Dabei habe ich das noch nie erlebt. Ich weiß auch gar nicht, wie<br />
das klingen soll. Lachen ist eine Befreiung“, dekretiert er. „Man tut so, als wäre Lachen<br />
was Schlechtes, und nur, wenn es im Halse stecken bleibt, ist es künstlerisch was wert“<br />
(Bärnthaler/Herpell 2016). Auch wer brüllend lacht, kann also von einem Humor-Künstler<br />
dazu gebracht worden sein.<br />
Immer jedoch ist Lachen auch gemeinschaftsstiftend – selbst wenn es nicht ,live‘ und<br />
unmittelbar, sondern nur medial vermittelt erlebt wird.<br />
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