Quatsch oder Aufklärung?
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Info-Kasten<br />
Humor, Spott, Ironie, Zynismus und Pointe –<br />
Definitionen<br />
Was ist typisch für den Zirkusclown? Er tut das, was auch das Prinzip jener Komiker ist, die<br />
sich – von Buster Keaton bis Jerry Lewis – vor allem mit der „Tücke des Objekts“ auseinandersetzen,<br />
dessen Funktionsweise missverstehen, scheitern und am Ende doch triumphieren,<br />
indem sie für das Ding, an dem sie scheitern, einen ganz neuen Zweck erfinden. Das<br />
Kindliche wird angesprochen, aber weniger intellektuell als im Spiel mit Wörtern.<br />
Beides fällt unter den Oberbegriff des Humors. In Bekanntschaftsanzeigen ist Humor die<br />
mit Abstand meistgesuchte Eigenschaft. So wie der Tölpel den Missgeschicken trotzt,<br />
steckt auch im Humor stets ein „Trotzdem“, das allerdings meistens existenzieller gemeint<br />
ist. Der Aphorismus „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“, wird dem deutschen Schriftsteller<br />
Otto Julius Birnbaum (1865-1910) zugeschrieben. Wer eine Sache mit Humor nimmt,<br />
verfügt über die Begabung, den Unzulänglichkeiten der Welt, den Schwierigkeiten und<br />
Schicksalsschlägen mit überlegener Gelassenheit zu begegnen. Eine Gefahr ist gegeben,<br />
ein Scheitern möglich, aber Humor ist eine Flucht vor der Verzweiflung, ein knappes Entkommen.<br />
Ihr ist deswegen stets eine Dialektik von Stärke und Schwäche eigen. Im Humor<br />
macht sich eine Person dümmer, als sie ist, und dadurch wird sie stärker, als sie scheint.<br />
Wer stets andere ironisch <strong>oder</strong> spöttisch angreift, tut gut daran, im Gegenzug auch den<br />
Mangel eigener Größe selbstironisch zu bespielen. Dass er zu dick sei, der Haarwuchs zu<br />
spärlich, mit einem Wort: dieser Fernsehstar jede Telegenität vermissen lasse, wird so<br />
zum immer wiederkehrenden Element, mit dem die heute show ihren Protagonisten Oliver<br />
Welke adressiert.<br />
Ironie hantiert immer mit dem Gegensatz von Selbstbild und Fremdbild, von Ideal und Wirklichkeit,<br />
Absicht und Wirkung. Sie zerrt ein Ungenügen ans Licht, verstärkt eine unhaltbare<br />
Logik durch Verlängerung <strong>oder</strong> Übertreibung und behauptet immer wieder glatt das Gegenteil<br />
von dem, was sie meint. Tritt ein Ereignis an die Stelle des kommentierendes Wortes,<br />
ist von der Ironie des Schicksals die Rede – auch hier ist meist der Gegensatz prägend wie<br />
beim Schwimmweltmeister, der ertrinkt.<br />
Das Verzweifeln an aller moralischen Anstrengung und die tiefe Einsicht in die Vergeblichkeit<br />
ethischen Strebens wird oft als Zynismus angesehen. Dabei zeigt sich im Zyniker, der<br />
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