antriebstechnik 1-2/2016
antriebstechnik 1-2/2016
antriebstechnik 1-2/2016
- TAGS
- antriebstechnik
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
WÄLZSCHLEIFEN<br />
05 Validierung des Zerspankraftmodells<br />
anhand einer Geradverzahnung<br />
06 Versuchsaufbau<br />
Aus der Schleifnormalkraft wird die tangential am Schneckenzahn<br />
wirkende Zerspankraft berechnet. Die Richtung der Kraft kann<br />
durch eine Zerlegung der Schnittgeschwindigkeit v c<br />
in verschiedene<br />
Komponenten erfolgen.<br />
Das entwickelte Modell wurde nachfolgend mit Kraftmessungen<br />
aus dem Wälzschleifversuch verglichen. Hierfür wurden Bauteile<br />
verwendet, aus denen der zuvor beschriebene Analogieversuch<br />
abgeleitet wurde. Ein beispielhaftes Ergebnis dieses Vergleiches ist<br />
in Bild 05 dargestellt. Abgebildet ist der Einfluss eines Anstieges der<br />
Vorschubgeschwindigkeit auf die gemessene Kraft (gestrichelte Linie,<br />
gefüllter Marker). Die durchgezogene Linie mit nicht aus gefüllten<br />
Marker zeigt die Ergebnisse des Modells für den untersuchten Verzahnungsfall.<br />
Der Vergleich beider Linien zeigt eine gute Korrelation<br />
[10], [11].<br />
Validierung des entwickelten Modells<br />
Zur Validierung des Modells wurden Wälzschleifversuche durchgeführt,<br />
für welche ein neuartiger Versuchsaufbau realisiert wurde.<br />
Zur Messung der Zerspankräfte wird das Schnittkraftdynamometer<br />
auf der Seite des Werkstücks in den Kraftfluss integriert (Bild 06). In<br />
den vorgestellten Untersuchungen wurde auf den Einsatz eines<br />
Gegenhalters verzichtet, um sämtliche auftretenden Kräfte durch<br />
das Schnittkraftdynamometer zu erfassen.<br />
Auf der linken Seite von Bild 06 ist die realisierte Konstruktion<br />
als virtuelles Modell abgebildet. Rechts ist der Aufbau in der eingesetzten<br />
Werkzeugmaschine dargestellt. Die Versuchsverzahnungen<br />
wurden durch einen, an das Schnittkraftdynamometer<br />
angepassten, hydrodynamischen Spanndorn gespannt. Somit<br />
konnte ein kompakter und steifer Aufbau erzielt werden. Dies ist<br />
wichtig, damit die Zerspankräfte so nah wie möglich an der Zerspanstelle<br />
erfasst werden konnten. Die Kraftmessung erfolgt im<br />
Schnittkraftdynamometer über piezoelektrische Kristalle, die<br />
durch Biegung und Torsion im Zerspanprozess belastet werden.<br />
Mit dem zuvor vorgestellten Versuchsaufbau wurden verschiedene<br />
Versuchsreihen durchgeführt. Im Folgenden werden exemplarische<br />
Ergebnisse für die gerad- und schrägverzahnte Verzahnungsvariante<br />
vorgestellt. Für jeden Versuchspunkt wurden die<br />
Zerspankräfte während der Schleifbearbeitung aufgezeichnet.<br />
Zudem wurden die Zahnräder nach dem Schleifen hinsichtlich<br />
ihrer Profil- und Flankenlinie, Gewicht und Zahnweite geprüft.<br />
Nach dem Schleifvorgang wurden alle Zahnräder per Nitalätzung<br />
auf das Auftreten einer thermischen Gefügeschädigung untersucht.<br />
Bild 07 zeigt im linken oberen Bereich die gemessenen Rohdaten,<br />
welche mit dem Schnittkraftdynamometer in x-, y- und<br />
z-Richtung aufgezeichnet wurden. Die z Komponente der gemessenen<br />
Kraft wirkt in axialer Richtung (hellblau), die x- und y Komponente<br />
in radialer bzw. tangentialer Richtung. Die Beträge der x- und<br />
y Komponente sind, aufgrund des rotierenden Koordinatensystems,<br />
identisch. Beide Signale sind infolge der Werkstückrotation<br />
um 90 ° phasenverschoben. Aus der resultierenden Kraft F res<br />
wurde<br />
die Schnittkraft F c<br />
berechnet. Hierfür wurde der Einfluss des Kühlschmierstoffes<br />
durch weitere Messungen kompensiert.<br />
Die sich hieraus ergebene Kraft kann durch einen Mittelwert F m<br />
sowie Maximalwert F max<br />
charakterisiert werden. Basierend auf F m<br />
wird eine Korrelationsanalyse durchgeführt. Hieraus ergeben sich<br />
folgende Zusammenhänge: Für steigende axiale Vorschubgeschwindigkeiten<br />
v f<br />
und Aufmaße Δs steigen die gemessenen Kräfte F res<br />
kontinuierlich<br />
an. Dieses Verhalten erscheint plausibel, wenn man<br />
zugrunde legt, dass die gemessene Zerspankraft sich proportional<br />
zum zerspanten Volumen verhält. Das zerspante Volumen steigt bei<br />
höheren Vorschubgeschwindigkeiten, da in einer kürzeren Zeit<br />
mehr Material zerspant werden muss. Ebenfalls nimmt das zerspante<br />
Volumen mit steigendem Aufmaß zu.<br />
Der Einfluss der Gangzahl auf die Zerspankräfte ist nicht monoton.<br />
Die gemessenen Kräfte steigen für einen Wechsel der<br />
Schnecke von zwei auf vier Gänge an. Für einen Wechsel von vier<br />
auf sechs Gänge fallen die Kräfte ab. Die Gründe hierfür liegen in<br />
einer Änderung der Kontaktbedingungen, sodass sich mehr oder<br />
weniger Lücken gleichzeitig im Kontakt befinden. Dabei existieren<br />
Kombinationen aus Gangzahl und den übrigen Parametern,<br />
welche eine geringere Kraft zur Folge haben, allerdings auch Varianten,<br />
in denen höhere Kräfte wirken.<br />
Eine gröbere Körnung sowie höhere Schnittgeschwindigkeit<br />
bewirken eine Abnahme der Zerspankräfte. Bei gröberen Körnern<br />
kommt es hauptsächlich zu Schnittvorgängen. Bei feineren Körnern<br />
kommt es einerseits häufiger zu einer Unterschreitung der<br />
minimalen Spanungsdicke, sodass der Anteil von Reib- und Umformvorgängen<br />
steigt. Andererseits ist die Anzahl kinematischer<br />
Schneiden höher. Beide Effekte beeinflussen sich gegenseitig,<br />
allerdings scheint die Unterschreitung der Mindestspanungsdicke<br />
dominanter zu sein. Bei steigender Schnittgeschwindigkeit<br />
sinkt die gemessene Zerspankraft, da in diesem Fall das zerspante<br />
Volumen pro Korneingriff abnimmt.<br />
Die Validierung des Zerspankraftmodells erfolgt in zwei Schritten.<br />
Im ersten Schritt wird die Grundlage zur Berechnung der Zerspankräfte,<br />
die Zahnlückengeometrie, betrachtet. Im Anschluss wird die<br />
Korrelation von Zerspankraftmessung mit dem Zerspankraftmodell<br />
geprüft. Dies geschieht zum einen für die Gesamtheit der Versuche<br />
mit der schrägverzahnten Variante und zum anderen anhand eines<br />
ausgewählten Versuchspunktes, bei dem eine spezifische Kombination<br />
von Fertigungsparametern verwendet wurde.<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 63