antriebstechnik 1-2/2016
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07 Transformation der gemessenen Kräfte<br />
08 Validierung der Zahnradgeometrie<br />
In Bild 08 sind die Ergebnisse der geometrischen Validierung dargestellt.<br />
Im oberen linken Bildbereich ist die zerspante Werkstückmasse<br />
für Simulation und Messung gegenübergestellt. Theoretisch<br />
sollten alle Werte auf einer Diagonalen liegen. Aufgrund geringer<br />
Fertigungsabweichungen können die Werte abweichen. Dunkelgrau<br />
eingefärbt ist ein Bereich, in dem Messung und Simulation<br />
10 % voneinander abweichen. In diesem Bereich liegen 70 % aller<br />
Versuchspunkte. Zusätzlich ist ein Bereich von 20 % Abweichung<br />
zwischen Simulation und Messung hellgrau eingefärbt, in dem 95 %<br />
aller Versuchspunkte liegen.<br />
Als ein weiterer Parameter zur geometrischen Validierung des<br />
Modells wird die Zahnweite nach der Berechnung herangezogen.<br />
Das Ergebnis ist im oberen rechten Bildteil von Bild 08 dargestellt.<br />
Es zeigt, dass Modell und Messung zu 100 % übereinstimmen.<br />
Zuletzt wurde eine visuelle Überprüfung der Kontaktlinien zwischen<br />
Werkzeug und Werkstück vorgenommen. Bild 08 zeigt im<br />
unteren linken Teil die Kontaktlinie, die sich bei der Bearbeitung<br />
zwischen Werkzeug und Werkstück einstellt. Die Kontaktlinie wird<br />
im Modell ebenfalls berechnet, da diese Linie die Grundlage der<br />
Geometrieberechnung bildet. Der Vergleich von berechneter und<br />
gefertigter Kontaktlinie zeigt eine gute Übereinstimmung.<br />
Gemäß der Ergebnisse beschreibt die Diskretisierung des Prozesses<br />
durch die Abbildung einzelner Wälzstellungen die Endgeometrie<br />
hinsichtlich Masse und Zahnweite. Zudem scheint die<br />
Anzahl von Wälzstellungen, welche für die Modellierung gewählt<br />
wurde, ausreichend zu sein. Eine Konvergenzanalyse ergab keine<br />
signifikante Veränderung der Zahngeometrie bei Steigerung der<br />
simulierten Wälzstellungen. Abweichungen zwischen Simulation<br />
und Messung für die zerspante Masse können auf geringe Fertigungs-<br />
und Messungenauigkeiten sowie Rundungsungenauigkeiten<br />
zurückgeführt werden.<br />
Im zweiten Schritt werden die berechneten Zerspankräfte mit<br />
den gemessenen Werten verglichen. Bild 09 zeigt die Simulationsund<br />
Messergebnisse gegeneinander aufgetragen. Für die Berechnung<br />
der Zerspankräfte mit dem Modellansatz nach Geargrind3D<br />
sind die empirischen Parameter spezifische Schnittkraft k und Einfluss<br />
des Spanungsquerschnitts n notwendig. Beide Parameter wurden<br />
auf Grundlage der zuvor durchgeführten Analogie und Wälzschleifversuche<br />
ermittelt. Die spezifische Schnittkraft wurde für die<br />
Simulationen der gröberen Schnecke (F60) mit k F60<br />
= 200 N und für<br />
die feinere Schnecke mit k F150<br />
= 400 N festgelegt. Der Einfluss des<br />
Exponenten zur Beschreibung des degressiven Einflusses des Spanungsquerschnittes<br />
ist rein geometrieabhängig und wird für alle<br />
Simulationen auf n = 0,9 definiert, entsprechend den Ergebnissen<br />
aus Analogie- und Wälzschleifversuchen der Geradverzahnung.<br />
Bild 09 ist zu entnehmen, dass die Zerspankräfte für die feinere<br />
Körnung (F150) generell über den Kräften der gröberen Körnung<br />
(F60) liegen. Im Bild farblich markiert sind die Bereiche mit einer<br />
Abweichung von 10 % und 20 % zwischen Simulation und Messung.<br />
Die Hälfte aller Versuchspunkte weist eine Abweichung zwischen<br />
Simulation und Messung von bis zu 10 % auf. Weitere 30 % liegen in<br />
einem Bereich von bis zu 20 % Abweichung. Damit gibt das Modell<br />
Tendenzen korrekt wieder F cF150<br />
> F cF60<br />
. Allerdings existieren Varianten,<br />
welche nicht korrekt abgebildet werden konnten. Diesen Abweichungen<br />
ist durch zwei Maßnahmen zu begegnen. Zum einen<br />
sollten die Ergebnisse durch Wiederholversuche abgesichert<br />
werden, sodass Messungenauigkeiten ausgeschlossen werden<br />
können. Aufgrund des verwendeten D optimalen Versuchsplanes<br />
wirken sich Messungenauigkeiten bzw. Ausreißer sehr stark auf das<br />
Gesamtergebnis der Untersuchungen aus. Zum anderen ist zu<br />
überprüfen ob Gleichung 1 für das kontinuierliche Wälzschleifen<br />
hinsichtlich mikrogeometrischer Einflüsse optimiert werden sollte.<br />
Eine genauere Betrachtung von Messung und Modell einer<br />
Beispielverzahnung zeigt Bild 10. Sowohl für die Messung als auch<br />
im Modell zeigt sich ein ausgeprägter Einlaufbereich der Schnecke,<br />
in dem die Zerspankraft auf einen Maximalwert ansteigt (Bild 10,<br />
oben). Das Modell zeigt im Anschluss einen konstanten Verlauf der<br />
Zerspankraft im Vollschnittbereich, bevor die Kraft im Auslaufbereich<br />
abfällt. Dieses Verhalten ist in der Messung ebenfalls zu<br />
beobachten. In der Messung verringert sich allerdings die Kraft im<br />
Vollschnittbereich leicht. Eine Begründung hierfür könnte in einem<br />
leichten Schneckenverschleiß oder Einflüsse, die aus dem Kühlschmierstoff<br />
resultieren.<br />
Im unteren Bereich auf der linken Seite von Bild 10 ist die linke<br />
Flanke der Beispielverzahnung abgebildet. Bei diesem Bauteil<br />
konnte Schleifbrand durch Nitalätzung nachgewiesen werden. Ein<br />
Vergleich mit den lokal aufgelösten Zerspankräften, im rechten<br />
unteren Bildbereich, zeigte einen Anstieg der Zerspankräfte im<br />
Einlaufbereich der Schleifschnecke. Dieser Bereich erstreckt sich<br />
von Kopf bis Fuß der Verzahnung und läuft in Richtung des axialen<br />
Vorschubes aus. Somit weißt das vorgestellte Modell eine Kongruenz<br />
mit dem realen Schleifprozess auf.<br />
Zusammenfassung und Ausblick<br />
Aufgrund der begrenzten wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
werden Verzahnungsschleifprozesse aktuell häufig auf Basis von<br />
Erfahrungswissen ausgelegt und optimiert. Dies liegt an den, im<br />
Vergleich zu konventionellen Schleifprozessen, komplexen geometrischen<br />
und kinematischen Zusammenhängen. Aufgrund der<br />
64 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>