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antriebstechnik 1-2/2016

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ZU GUTER LETZT ...<br />

Und die Kugel rollt ...<br />

– eine Jubiläumsgeschichte<br />

Vor 125 Jahren wurde die Kugelfräsmaschine<br />

von Friedrich Fischer patentiert<br />

01 Am 17. Juli 1890 erhielt Friedrich Fischer<br />

vom kaiserlichen Patentamt das Patent<br />

Nr. 55783 für seine Kugelfräsmaschine<br />

02 In der Patentschrift ist das Bearbeitungsverfahren<br />

selbst nicht beschrieben, die<br />

Konstruktion der Maschine aber abgebildet<br />

02<br />

Nach langwierigen und<br />

kost spieligen Versuchen war es<br />

dem Schweinfurter Schlosser und<br />

Dreher Friedrich Fischer 1883 zum<br />

ersten Mal gelungen, mit der von<br />

ihm entwickelten „Kugelmühle“<br />

gehärtete Kugeln aus Gussstahl<br />

gleich groß, genau rund und in<br />

hohen Stückzahlen zu fertigen.<br />

Vor 125 Jahren, am 17. Juli 1890,<br />

erhielt Fischer vom kaiserlichen<br />

Patentamt das Patent Nr. 55783<br />

für seine Kugelfräsmaschine.<br />

01<br />

Durch den Einbau von gehärteten Stahlkugeln<br />

in die Lager von Fahrrädern, die<br />

Fischer in Schweinfurt selbst herstellte,<br />

machte er sie leichtgängig und damit für<br />

seine Kunden attraktiv. Diese Stahlkugeln<br />

wurden damals in England auf Drehbänken<br />

in Handarbeit hergestellt. Sie waren nicht<br />

sehr präzise, dadurch bruchanfällig und<br />

zudem teuer. Fischer begann deshalb auf<br />

eigenkonstruierten Maschinen mit der<br />

Herstellung von Stahlkugeln zu experimentieren.<br />

Im Jahr 1883 kam der Durchbruch.<br />

Mit den ersten, von Fischer entwickelten<br />

Kugelmühlen, erreichte er ab dem Jahr<br />

1883 Genauigkeiten der Kugeln von bis zu<br />

0,020 mm, das sind 20 µm.<br />

Wer bei der Kugelmühle genau hinschaut,<br />

kann die Idee Fischers erkennen: Über den<br />

zu bearbeitenden Rohkugeln befindet sich<br />

eine Schleifscheibe, die leicht exzentrisch<br />

umläuft. Das hat zur Folge, dass die Kugeleigendrehachse<br />

um ca. 1,9 ° aus der Bearbeitungsebene<br />

– in diesem Fall aus der<br />

Waagerechten – geschwenkt ist. Jede Kugel<br />

dreht sich etwa 30 Mal um ihre fast waagerechte<br />

Achse, während sie sich gleichzeitig<br />

einmal um ihre dazu senkrechte<br />

Achse dreht. Somit wird jede<br />

Stelle der Kugeloberfläche durch<br />

das Werkzeug erfasst und alles,<br />

was vorsteht so lange abgearbeitet,<br />

bis die Kugel am Ende der<br />

Bearbeitung die nahezu ideale<br />

Kugelform erreicht hat.<br />

In den Folgejahren stieg die<br />

Produktion; ebenso die Zahl der<br />

Beschäftigten. Im Jahr 1887<br />

traten zwei Männer in Fischers<br />

Unternehmen ein, die bald die<br />

Geschichte der Wälzlager mitprägen<br />

sollten: Engelbert Fries<br />

und Wilhelm Höpflinger. Die im<br />

Jahr 1888 von Höpflinger konstruierte<br />

Fräsmaschine ermöglichte eine noch wirtschaftlichere<br />

und rationellere Produktion<br />

der Kugeln. Missstimmigkeiten führten<br />

jedoch dazu, dass sich Fries und Höpflinger<br />

1890 von Fischer trennten und am<br />

15. Mai 1890 ihre eigene Firma gründeten.<br />

Höpflinger baute die patentierte „Kugelfräsmaschine“<br />

nach und Fischer klagte<br />

dagegen. Das Gericht urteilte salomonisch:<br />

Fischer wurde als Patent in haber bestätigt,<br />

Höpflinger das lizenzfreie Nutzungsrecht<br />

zugesprochen.<br />

Mittlerweile waren sowohl Fischers<br />

„Erste Automatische Gußstahlkugelfabrik“<br />

wie auch Fries und Höpflinger dazu übergegangen,<br />

außer den Kugeln auch komplette<br />

Kugellager zu fertigen. Um die Jahrhundertwende<br />

existierten in Schweinfurt bereits<br />

eine ganze Reihe kleinerer Unternehmen,<br />

die weitsichtig die Bedeutung der Wälzlager<br />

für die weitere Industrialisierung und die<br />

stürmisch einsetzende Automobilisierung<br />

erkannt hatten.<br />

www.schaeffler.de<br />

74 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>

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