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Profile von Senioren mit Autounfällen (PROSA)

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len können, soll im Folgenden dargestellt werden.<br />

So sollen zunächst kognitive Beeinträchtigungen<br />

und Beeinträchtigungen der Sinnesleistungen erläutert<br />

werden, bevor Erkrankungen und Medikation<br />

und ihre Auswirkungen im Straßenverkehr<br />

erörtert werden.<br />

2.1 Kognitive Beeinträchtigungen<br />

Die Abkehr vom Defizitmodell des Alterns und die<br />

Zuwendung zu einem optimistischeren Bild der<br />

Leistungsmöglichkeiten älterer Menschen lassen<br />

sich nach dem heutigen Kenntnisstand stützen. So<br />

geben Forschungsübersichten ein überwiegend<br />

positives Bild der Leistungsmöglichkeiten gesunder<br />

älterer Menschen in Gedächtnis- und intellektuellen<br />

Fähigkeiten, beim Lernen und Problemlösen<br />

(vgl. BALTES, 1984; BIRREN & SCHAIE,<br />

1985). Dennoch sind bei differenzierter Betrachtung<br />

Abnahmen in einzelnen kognitiven Funktionen<br />

nicht zu leugnen (ELLINGHAUS et al., 1990).<br />

Besonders soll im Folgenden auf verkehrsrelevante<br />

kognitive Funktionen und ihre Einbußen eingegangen<br />

werden.<br />

2.1.1 Reaktionsleistungen und Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit<br />

In Bezug auf Reaktionsleistungen verlängern sich<br />

beim älteren Menschen sowohl die motorische Zeit<br />

als auch die Entscheidungszeit. Dabei ist die Entscheidungszeit<br />

allerdings stärker betroffen, was<br />

auf eine abnehmende Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit<br />

<strong>mit</strong> steigendem Alter verweist.<br />

Diese lässt sich aus physiologischer Sicht durch<br />

eine herabgesetzte Durchblutung und verminderte<br />

Ernährungsqualität des Gehirns sowie durch eine<br />

Abnahme der Neuronenzahl erklären (ELLING­<br />

HAUS et al., 1990; KAISER & OSWALD, 2000).<br />

Neben den physiologischen Veränderungen sind<br />

auch kognitive, kulturelle oder motivationale Erklärungen<br />

für eine verlangsamte Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit<br />

heranzuziehen. So bewerten<br />

ältere Menschen bei der Lösung <strong>von</strong> Aufgaben<br />

die Genauigkeit höher als die Schnelligkeit<br />

(OLLMANN-KÖSLING, 1995). Außerdem kann eine<br />

erhöhte Angst vor Fehlern, wie sie bei Älteren<br />

nicht selten auftritt, eine größere Vorsicht und da<strong>mit</strong><br />

erhöhte Verarbeitungszeit verursachen (OLB­<br />

RICH, 1991). Darüber hinaus ist es möglich, dass<br />

Ältere in experimentellen Settings gestellte Aufga­<br />

21<br />

ben komplexer interpretieren und deswegen Aufgaben<br />

langsamer lösen (ROBERTS, PAPALIA­<br />

FINLAY, DAVIS, BLACKBURN & DELLMANN,<br />

1982). Zu einer verminderten Leistungsgüte muss<br />

es dabei nicht kommen. Sofern genügend Zeit<br />

vorhanden ist, können Fehler vermieden werden<br />

(SCHLAG, 2001). Zu einer Reaktionsverzögerung<br />

kommt es sowohl bei Mehrfach-Wahlsituationen<br />

als auch bei Abfolge oder gleichzeitiger Verrichtung<br />

verschiedener Handlungen, die beide durch<br />

die Nähe zur Realität <strong>von</strong> Fahraufgaben als verkehrsrelevant<br />

einzustufen sind (KAISER & OS­<br />

WALD, 2000).<br />

2.1.2 Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit<br />

Ein alterskorrelierter Leistungsabfall in Aufmerksamkeitsleistungen<br />

zeigt sich vor allem beim Lösen<br />

komplexer Aufgaben (SALTHOUSE et al.,<br />

1984). Auch neue Aufgabensituationen werden<br />

weniger gut bewältigt, während sich eine verminderte<br />

Aufmerksamkeitsleistung auf vertraute<br />

Wahrnehmungssituationen kaum auswirkt. Bei der<br />

Unterscheidung <strong>von</strong> relevanten und irrelevanten<br />

Informationen sind <strong>Senioren</strong> schneller erschöpft.<br />

Eine Altersabhängigkeit zeigt sich insbesondere<br />

dann, wenn sie unter Zeitdruck ausgeführt werden<br />

muss. Dies ist für den Straßenverkehr besonders<br />

relevant, da Zeitdruck hier einen wesentlichen Faktor<br />

darstellt (PLUDE & HOYER, 1986). Ein weiteres<br />

alterstypisches Problem stellt die verminderte<br />

Leistungsfähigkeit bei Aufgaben <strong>mit</strong> geteilter Aufmerksamkeit,<br />

wie sie beim Fahren erforderlich ist,<br />

dar. Neben der Verringerung der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit<br />

führen diese Einengung<br />

der Aufmerksamkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten<br />

vor allem bei Mehrfachbelastungssituationen<br />

zu Problemen (SCHLAG, 1990). Eine<br />

unzweckmäßige Aufmerksamkeitszuwendung<br />

kann sich auch als Unfallursache niederschlagen.<br />

Wenn sich ein Lenker auf ein nachrangiges Objekt<br />

konzentriert, statt die Gefahr wahrzunehmen, kann<br />

diese verspätete oder fehlende Wahrnehmung zu<br />

einem Unfall führen. Schätzungen weisen dabei<br />

auf einen Anteil <strong>von</strong> 50% als Unfallursache hin<br />

(COHEN, 2002; NAGAYAMA, 1978).

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