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Profile von Senioren mit Autounfällen (PROSA)

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und fit eine sichere Verkehrsteilnahme als Autofahrer<br />

gewähren.<br />

Allerdings, so die Empfehlungen des Arbeitskreises<br />

weiter: Wenn im Einzelfall aufgrund <strong>von</strong> Tatsachen<br />

Bedenken gegen die uneingeschränkte<br />

Eignung bestehen und durch eine Untersuchung<br />

schwerwiegende Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit<br />

festgestellt worden sind, ist in der<br />

Regel <strong>mit</strong> Blick auf das Verhältnismäßigkeitsprinzip<br />

das Vorliegen einer bedingten Eignung zu prüfen.<br />

In Frage kommen etwa die Erteilung <strong>von</strong> Auflagen<br />

und/oder die Beschränkung auf Fahrten bei<br />

Tageslicht, im Umkreis der Wohnung und der Ausschluss<br />

<strong>von</strong> Fahrten auf Autobahnen.<br />

Die Unfallzahlen sowie die wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />

rechtfertigen also keine regelmäßigen<br />

und obligatorischen Gesundheits- oder Fahrverhaltensprüfungen.<br />

Das Unfallrisiko (bezogen auf die<br />

Fahrleistung) hängt weniger <strong>mit</strong> dem Alter als <strong>mit</strong><br />

der Kilometerleistung zusammen.<br />

Die Ergebnisse der hier berichteten Studie unterstreichen<br />

eine weitere Empfehlung des Arbeitskreises<br />

VI: Zur Erhaltung der Fahrkompetenz insbesondere<br />

bei älteren Menschen kann der Einzelne<br />

selbst etwas tun. Er sollte sich körperlich und<br />

geistig fit halten, seine Fahrfertigkeiten trainieren<br />

und sein Verkehrswissen auffrischen. Die verstärkte<br />

Nutzung <strong>von</strong> geeigneten Fahrerassistenz- und ­<br />

informationssystemen kann hilfreich sein. Der Arbeitskreis<br />

weist erneut auf die Verantwortung der<br />

Ärzteschaft zur Aufklärung und Beratung der Autofahrer<br />

hin.<br />

Aus der hier vorgelegten Studie <strong>PROSA</strong> und anderen<br />

aus dem Bonner Bereich - aber natürlich auch<br />

anderer Provenienz - ist bekannt: Die Mehrheit der<br />

<strong>Senioren</strong> stellt sich auf alters- und krankheitsbezogene<br />

Leistungseinbußen ein und passt ihr Verkehrsverhalten<br />

ihren Fähigkeiten entsprechend an,<br />

wie durch Reduzierung des Autofahrens, Vermeidung<br />

<strong>von</strong> z. B. Nachtfahrten, <strong>von</strong> Zeiten hoher<br />

Verkehrsdichte, zeigt also verschiedene Kompensationsmuster.<br />

Nur eine kleine Gruppe verändert ihr Verkehrsverhalten<br />

trotz erkannter Defizite nicht. Vor allem hier<br />

ist der sinnvolle und wichtige Ansatzpunkt für gezielte<br />

und individuelle Information und Beratung.<br />

Schon der 43. DEUTSCHE VERKEHRSGE­<br />

RICHTSTAG (2005) hat dazu durch seinen Arbeitskreis<br />

V: "Arzt und Fahreignungsmängel seines<br />

Patienten" eine entsprechende Empfehlung aus­<br />

77<br />

gesprochen: Der Arzt hat aus dem Behandlungsvertrag<br />

die Pflicht, seinen Patienten auch über<br />

mögliche Fahreignungsmängel aufzuklären und<br />

nachdrücklich auf daraus resultierende Gefahren<br />

für ihn selbst und für andere hinzuweisen. Dies hat<br />

er angemessen zu dokumentieren.<br />

Interessant ist im Übrigen die damalige Auffassung<br />

des Arbeitskreises, dass ein erhebliches Defizit an<br />

fundierten empirischen Erkenntnissen über die Unfallursächlichkeit<br />

<strong>von</strong> körperlich-geistigen Fahreignungsmängeln<br />

besteht. Dies betrifft beispielsweise<br />

psychiatrische, neurologische und geriatrische Erkrankungen<br />

sowie den Konsum <strong>von</strong> berauschenden<br />

Mitteln und die Einnahme <strong>von</strong> Medikamenten.<br />

Sehr viel hat sich an dieser Situation in den letzten<br />

vier Jahren nicht geändert, auch wenn die Studie<br />

<strong>PROSA</strong> durch die Identifizierung dreier Unfallgruppen<br />

in die Lage versetzt, Verkehrssicherheitsmaßnahmen<br />

maßgeschneidert an Zielgruppen zu richten,<br />

<strong>von</strong> denen man weiß, dass sie in spezifischer<br />

Weise zum Gesamtrisiko des Straßenverkehrs beitragen.<br />

Dabei müssen die Maßnahmen inhaltlich<br />

auf Charakteristika der Zielgruppen<strong>mit</strong>glieder - auf<br />

ihre <strong>Profile</strong> - zugeschnitten sein. Man weiß, dass<br />

ältere Menschen insgesamt eine heterogene<br />

Gruppe bilden – und so auch innerhalb der Verunfallten,<br />

so dass Verkehrssicherheitsmaßnahmen<br />

nicht alle älteren Menschen gleichermaßen betreffen<br />

und ansprechen können. Aus diesem Grund ist<br />

eine Binnendifferenzierung z.B. nach Leistungsstand,<br />

Gesundheitsstatus und Persönlichkeitsmerkmalen<br />

notwendig. Dies sei noch einmal an<br />

den beiden kritischen Unfall-Gruppen illustriert.<br />

So weisen z. B. die älteren Schuldigen die höchsten<br />

Werte in Bezug auf Erkrankungen auf und<br />

nehmen tendenziell mehr Medikamente als die anderen<br />

Gruppen zu sich. Eine Beratung, ein Training<br />

können nur erfolgreich sein, wenn Einsicht in<br />

die Zusammenhänge entwickelt wird. Da es sich<br />

bei der Gruppe der älteren Schuldigen eher um eine<br />

erkrankte und medikamentös behandelte Gruppe<br />

der <strong>Senioren</strong> handelt als bei den anderen beiden<br />

Gruppen, kommt der Rolle des Hausarztes eine<br />

besondere Bedeutung zu. Hier ist eine gezielte<br />

Aufklärungsarbeit hinsichtlich einer sicheren Verkehrsteilnahme<br />

gefordert, die eine Sensibilität und<br />

fundiertes Wissen des Arztes voraussetzt, das<br />

durch Fortbildungskonzepte wie des Projektes Ve-<br />

Bo gesichert werden kann. Auch sollten Instrumente,<br />

wie der im Rahmen <strong>von</strong> SREEMO entwickelte<br />

Screening-Test eingesetzt werden, um über<br />

Selbstwahrnehmung und Akzeptanz <strong>von</strong> Leis­

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