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Profile von Senioren mit Autounfällen (PROSA)

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engem Zusammenhang <strong>mit</strong> der Adaptionsfähigkeit.<br />

Im Bereich des mesopischen Sehens, also in einem<br />

Adaptionsbereich, in dem sich der nächtliche<br />

Straßenverkehr überwiegend abspielt, ist die Sehschärfe<br />

bereits auf etwa die Hälfte des photopischen<br />

Wertes, also des Sehens bei Tage im Zustand<br />

der Helladaption gesunken. So hat selbst ein<br />

normal Sehtüchtiger unter den Bedingungen des<br />

nächtlichen Straßenverkehrs nur noch eine Sehschärfe,<br />

die etwa halb so groß ist wie diejenige, die<br />

er vom Tag gewohnt ist. Bei skotopischer Adaption,<br />

d.h. bei völliger Dunkelheit, fällt die Sehschärfe<br />

noch weiter ab. Fehler der optischen Medien führen<br />

zu einer Herabsetzung der Sehschärfe. Diese<br />

können jedoch in der Regel durch einfache optische<br />

Hilfs<strong>mit</strong>tel wie Brillen oder Kontaktlinsen behoben<br />

werden. Trotz Korrektur durch Sehhilfen<br />

zeigten sich jedoch bei älteren Kraftfahrern zwischen<br />

60 und 82 Jahren signifikant schlechtere<br />

Sehschärfen bei Tag als bei Probanden <strong>mit</strong>tleren<br />

Alters (ELLINGHAUS et al., 1990). Keine Abhilfe<br />

kann oftmals im Fall einer Sehschärfenminderung<br />

durch häufig im Alter auftretende degenerative<br />

Veränderungen der Makula geleistet werden. Die<br />

Sehschärfe ist jedoch für das Sehen im Straßenverkehr<br />

<strong>von</strong> essentieller Bedeutung, denn je<br />

schlechter die Sehschärfe ist, umso kürzer wird die<br />

Erkennungsdistanz. Kritisch kann es besonders im<br />

Überlandverkehr werden, wenn sich der Fahrer<br />

beim Überholen auf größere Distanz vergewissern<br />

muss, ob ein anderer Verkehrsteilnehmer vorhanden<br />

ist und wie schnell sich dieser auf ihn zubewegt.<br />

Aber auch in anderen Situationen, wie bei<br />

Abbiege- oder Wendemanövern oder beim Einfahren<br />

in eine vorfahrtberechtigte Straße, in denen die<br />

Relativgeschwindigkeit <strong>von</strong> anderen Verkehrsteilnehmern<br />

erfasst werden muss, ist die Sehschärfe<br />

<strong>von</strong> zentraler Bedeutung. In gewissem Umfang ist<br />

eine Herabsetzung der Sehschärfe auch durch eine<br />

Änderung des Fahrverhaltens kompensierbar.<br />

Eine reduzierte Fahrgeschwindigkeit kann einen<br />

gewissen Ausgleich schaffen (LACHENMAYR,<br />

2003).<br />

Eine weitere Unterscheidung der Sehschärfe findet<br />

in den Bereichen der dynamischen und statischen<br />

Sehschärfe statt. Besonders der dynamischen<br />

Sehschärfe, die eine Klarheit des Sehens <strong>von</strong> Objekten,<br />

die sich relativ zum Beobachter in Bewegung<br />

finden, beinhaltet, wird Relevanz als Unfallursache<br />

beigemessen (ELLINGHAUS et al., 1990).<br />

Sie verringert sich wie die statische Sehschärfe<br />

nachhaltig <strong>mit</strong> fortschreitendem Alter und hat nach<br />

23<br />

FRIEDEL (1988) unter den verschiedenen Aspekten<br />

des Sehvermögens die vielleicht engste Beziehung<br />

zur Unfallrate.<br />

Durch Sehhilfen nicht zu kompensieren sind das<br />

Dämmerungssehvermögen und die Blendempfindlichkeit<br />

(BECKER, 2000). Während das Dämmerungssehvermögen<br />

meist durch Medientrübung <strong>mit</strong><br />

dem Alter abnimmt, nimmt die Blendempfindlichkeit<br />

durch eine größere Streuung des Lichts im<br />

Auge bei Verdichtung des Linsengewebes zu. Es<br />

ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass ein nennenswerter<br />

Anteil der Bevölkerung an Medientrübung leidet,<br />

die kein ausreichendes Dämmerungssehvermögen<br />

mehr zulässt (FÖRSTER, 1992; LACHENMAYR,<br />

2003). Nach Daten <strong>von</strong> AULHORN und HARMS<br />

(1970) liegt der Anteil der über 70-Jährigen, für<br />

das nächtliche Fahren ungeeigneten Kraftfahrer<br />

bei 34,5% (ohne Blendung) und 54% (<strong>mit</strong> Blendung).<br />

Zusätzlich problematisch wird dieses typische<br />

Problem des älteren Kraftfahrers durch die<br />

langsame und schleichende Verschlechterung des<br />

Dämmerungssehvermögens, die die Erkennung<br />

<strong>von</strong> Defiziten erschwert. Dämmerungs- und Nachtfahrten<br />

stellen insbesondere bei Blendung, wie sie<br />

bei regennasser Fahrbahn durch entgegenkommende<br />

Fahrzeuge auftreten kann, ein Unfallrisiko<br />

dar (LACHENMAYR, 2003).<br />

Das Gesichtsfeld wird durch den Raumwinkelbereich<br />

des Außenraumes beschrieben, der bei ruhig<br />

gestelltem Kopf und Primärstellung der Augen bei<br />

Fixation gleichzeitig wahrgenommen werden kann.<br />

Das binokulare Gesichtsfeld umfasst die Überlagerung<br />

der Gesichtsfelder <strong>von</strong> linkem und rechtem<br />

Auge und ist für den Straßenverkehr relevant. Bei<br />

normal ausgebildeten Augen erstreckt sich das binokulare<br />

Gesichtsfeld über den gesamten Bereich<br />

des zentralen und peripheren Sehens, der für den<br />

Kraftfahrer <strong>von</strong> Bedeutung ist. Gesichtsfelddefekte<br />

können durch Glaukome, die besonders bei Älteren<br />

auftreten, sowie durch Schädel-Hirn-Trauma<br />

oder Apoplex eintreten. Sehr schnell kann es dann<br />

zu einem Verlust der Fahreignung kommen. Problematisch<br />

wird es, wenn Betroffene <strong>mit</strong> Gesichtsfelddefekten<br />

nie subjektiv ihre Ausfälle erleben, da<br />

das Gehirn darauf trainiert ist, diese zu interpolieren.<br />

Doch auch Kompensationsmöglichkeiten wie<br />

vermehrte Blickbewegungen sind meist unzureichend<br />

(LACHENMAYR, 2003). Die Weite des Gesichtsfeldes<br />

reduziert sich durch eine zunehmende<br />

Erstarrung der Okulomotorik <strong>von</strong> 170-175 Grad bei<br />

20-Jährigen auf 140-159 Grad bei 70-Jährigen. Eine<br />

Kompensation durch verstärkte Kopf- und Kör­

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