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Profile von Senioren mit Autounfällen (PROSA)

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8<br />

Kompensation wiederum steht <strong>mit</strong> Persönlichkeitseigenschaften<br />

eng in Beziehung (WEINAND,<br />

1997). So verdeutlichen Untersuchungen zum<br />

Selbstbild immer wieder, dass gerade die Älteren<br />

ihr Fahrverhalten als unproblematisch einschätzen<br />

(HARTENSTEIN, 1995; OTA & HAGIWARA, 1996;<br />

SCHERER, 1992; SCHLAG, 1986; WEINAND,<br />

1997). Für den Einsatz <strong>von</strong> Kompensationsstrategien<br />

ist die Reflektiertheit jedoch entscheidend<br />

(KAISER & OSWALD, 2000). Des Weiteren sind<br />

Variablen wie Risikowahrnehmung, Fahrmotivation<br />

und Fahrbiographie wichtige Faktoren, die ein Mobilitätsprofil<br />

prägen und auf andere Faktoren wie<br />

Kompensation oder Selbstbild Einfluss haben können<br />

(vgl. BREKER, HENRIKSSON, EECKHOUT,<br />

FALKMER, SIREN, HAKAMIES-BLOMQVIST,<br />

BEKIARIS, PANOU & LEUE, 2003; JANSEN et al.,<br />

2001; KAISER & KRAUS, 2005).<br />

Das Projekt <strong>PROSA</strong> (<strong>Profile</strong> <strong>von</strong> <strong>Senioren</strong> <strong>mit</strong> <strong>Autounfällen</strong>)<br />

des Zentrums für Alternskulturen (ZAK)<br />

setzt an uneinheitlichen Forschungsbefunden zum<br />

Unfallrisiko des älteren Autofahrers an. Es ist nur<br />

wenig über die Rolle altersbedingter Defizite und<br />

Erkrankungen bei der Unfallentstehung bekannt.<br />

Um jedoch gezielte Unfallprävention betreiben zu<br />

können, ist ein möglichst detailliertes Wissen über<br />

diese Unfallursachen notwendig. So setzt sich das<br />

Projekt <strong>PROSA</strong> <strong>mit</strong> verkehrspsychologischen und<br />

–medizinischen <strong>Profile</strong>n dieser Gruppe auseinander<br />

und untersucht differenziert, inwieweit Unfälle<br />

älterer Kraftfahrer tatsächlich <strong>mit</strong> altersbedingten<br />

Leistungseinbußen in Zusammenhang stehen und<br />

welche Aspekte besondere Risikofaktoren darstellen.<br />

Im Verlauf des Projektes wurde ein Interview entwickelt,<br />

<strong>mit</strong> dem unfallrelevante Merkmale erfasst<br />

werden. Die Befragung wurde an 180 Autofahrern<br />

im Mindestalter <strong>von</strong> 65 Jahren aus dem Großraum<br />

Köln/Bonn vorgenommen, die in den letzten fünf<br />

Jahren am Steuer eines Autos in einen Unfall <strong>mit</strong><br />

Sach- oder Personenschaden verwickelt waren.<br />

Zusätzlich wurden 50 <strong>Senioren</strong> der Untersuchungsteilnehmer<br />

einer internistischverkehrspsychologischen<br />

Untersuchung sowie einer<br />

Fahrverhaltensprobe im realen Straßenverkehr<br />

unterzogen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen<br />

im Folgenden dazu herangezogen werden, um<br />

Empfehlungen abzuleiten, die nicht nur der Unfallprävention,<br />

sondern darüber hinaus auch der Optimierung<br />

der Fahrkompetenz älterer Autofahrer<br />

dienen.<br />

1 Der ältere Autofahrer<br />

Um einen differenzierten Blick auf den älteren Autofahrer<br />

<strong>von</strong> heute werfen zu können, ist es notwendig,<br />

sich <strong>mit</strong> der demographischen Entwicklung,<br />

der Bedeutung der Mobilität für <strong>Senioren</strong> 1<br />

sowie ihrem Unfallverkehrsgeschehen auseinanderzusetzen.<br />

Neben bundesweiten Unfallstatistiken<br />

stellen des Weiteren vor allem Analysen des<br />

lokalen Unfallgeschehens des Erhebungsortes<br />

Bonn eine wertvolle Ergänzung dar.<br />

1.1 Demographische Entwicklung in<br />

Deutschland<br />

Bereits gegenwärtig führen demographische Veränderungen<br />

zu einer starken Alterung unserer Bevölkerung.<br />

Dieser Trend wird sich in den nächsten<br />

Jahrzehnten voraussichtlich noch steigern (vgl.<br />

BECKMANN, HOLZ-RAU, RINDSFÜSER &<br />

SCHEINER, 2005). In den meisten OECD-<br />

Mitgliedstaaten repräsentieren <strong>Senioren</strong> das am<br />

schnellsten wachsende Segment der Bevölkerung.<br />

Durch das Altern der „Baby Boom“-Generation<br />

(Personen, die zwischen 1946 und 1964 geboren<br />

wurden), eine höhere Lebenserwartung sowie<br />

rückläufige Geburtenraten wird sich die Bevölkerungsstruktur<br />

in den nächsten dreißig Jahren<br />

grundlegend verändern. Bis 2050 wird sich in den<br />

meisten OECD-Ländern der Anteil der über 80­<br />

Jährigen voraussichtlich verdreifachen (OECD,<br />

2001; SCHLAG, 2008b). Diese internationale<br />

Prognose entspricht den Vorhersagen für Deutschland.<br />

So lebten im Jahre 2007 in Deutschland bereits<br />

16,4 Millionen Menschen im Alter <strong>von</strong> mindestens<br />

65 Jahren, was einem Bevölkerungsanteil <strong>von</strong><br />

20% entspricht. 4,2% der Deutschen stellen dabei<br />

<strong>Senioren</strong> dar, die über 80 Jahre alt sind (STATIS­<br />

TISCHES BUNDESAMT, 2007). Nach den Prognosen<br />

ist da<strong>von</strong> auszugehen, dass bis 2050 der<br />

Anteil der über 60-Jährigen <strong>von</strong> gegenwärtig<br />

24,1% auf 36,7% ansteigen wird. Für den Anteil<br />

der über 80-Jährigen wird in Deutschland sogar<br />

ein Anstieg <strong>von</strong> gegenwärtig 4,2% auf 18% im Jahr<br />

1 Personenbezeichnungen sollen in diesem Bericht der<br />

besseren Lesbarkeit halber ausschließlich in der grammatikalisch<br />

maskulinen Form verwendet werden. Sie<br />

bezeichnen selbstverständlich - sofern nicht ausdrücklich<br />

anders gekennzeichnet - Personen beiderlei Geschlechts.

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