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Profile von Senioren mit Autounfällen (PROSA)

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74<br />

merksamkeitstestung noch in der Fahrverhaltensprobe<br />

heben sich die Schuldigen <strong>von</strong> den Unschuldigen<br />

ab.<br />

Es lässt sich schlussfolgern, dass die Schuldfrage<br />

allein kein ausreichendes Merkmal zu sein scheint,<br />

die Variation risikomodulierender Merkmale zu erklären<br />

und Gruppen unterschiedlicher Gefährdungsraten<br />

herauszubilden. Auch andere Autoren<br />

leiten ab, dass eine Vorhersage einer schuldhaften<br />

Verunfallung nur schwer zu erfüllen ist. So kommen<br />

DE RAEDT & PONJAERT-KRISTOFFERSEN<br />

(2001) zu dem Ergebnis, dass eine Vorhersage einer<br />

schuldhaften Unfallbeteiligung durch neurokognitive<br />

Funktionsleistungen nur bedingt möglich<br />

ist. Die Vorhersageleistung steigt jedoch nach Angaben<br />

der Autoren, wenn die Art des Unfalls (z.B.<br />

Kreuzungsunfall) berücksichtigt wird.<br />

So ist es auch für das Projekt <strong>PROSA</strong> relevant,<br />

nach weiteren Differenzierungsmöglichkeiten zu<br />

suchen, die erlauben, potentielle Ursachen des<br />

Unfalls zu beschreiben und spezifische Gefährdungsgruppen<br />

abzuleiten.<br />

13.3 Die Clusterlösung<br />

Verkehrssicherheitsmaßnahmen wenden sich<br />

idealerweise an Zielgruppen, <strong>von</strong> denen man weiß,<br />

dass sie in spezifischer Weise zum Gesamtrisiko<br />

des Straßenverkehrs beitragen. Dabei müssen die<br />

Maßnahmen inhaltlich auf Charakteristika der Zielgruppen<strong>mit</strong>glieder<br />

- auf ihre <strong>Profile</strong> - zugeschnitten<br />

sein. Man weiß, dass ältere Menschen eine heterogene<br />

Gruppe bilden, so dass Verkehrssicherheitsmaßnahmen<br />

nicht alle älteren Menschen gleichermaßen<br />

betreffen und ansprechen können. Aus<br />

diesem Grund ist eine Binnendifferenzierung z.B.<br />

nach Leistungsstand, Gesundheitsstatus und Persönlichkeitsmerkmalen<br />

notwendig (KAISER, 2003).<br />

Die bisher diskutierten Ergebnisse machen deutlich,<br />

dass ein Vergleich der schuldig und unschuldig<br />

verunfallten <strong>Senioren</strong> kaum einen Erklärungswert<br />

hinsichtlich Ursachen des Unfalls oder einer<br />

Differenzierung <strong>von</strong> Risikogruppen besitzt. Das<br />

strukturentdeckende Verfahren der Clusteranalyse<br />

wurde deshalb eingesetzt, um weitere Gruppierungsmerkmale<br />

zu erfassen. Ergebnisse der Clusterung<br />

über die risikomodulierenden Variablen des<br />

Fahrverhaltens zeigen in der Tat auf, dass die<br />

schuldigen <strong>Senioren</strong> eine zu heterogene Gruppe<br />

darstellen, deren Variabilität nicht zum Ausdruck<br />

kommt, wenn sie als eine Gruppe betrachtet wird.<br />

Die Clusteranalyse teilt deshalb die Alleinschuldigen<br />

des Unfalls nach Altersklassen in zwei Gruppen.<br />

So bilden sich eine Gruppe der jüngeren<br />

Schuldigen und eine der älteren Schuldigen. Diese<br />

sind der Gruppe derjenigen gegenübergestellt, die<br />

überwiegend unschuldig oder höchstens <strong>mit</strong> einer<br />

Teilschuld nach eigenen Angaben an dem Unfall<br />

beteiligt waren und in allen Altersklassen vertreten<br />

sind.<br />

Diese zusammenfassend und vereinfachend als<br />

Unschuldige aller Altersklassen bezeichnete Gruppierung<br />

zeichnet sich durch unauffällige Ergebnisse<br />

in jeglicher Hinsicht aus. Sie charakterisiert sich<br />

sowohl durch wenige Unfälle insgesamt als auch<br />

durch wenige schuldhafte Unfälle über die Lebensspanne<br />

hinweg, wenige Fahrverhaltensfehler<br />

in den letzten drei Monaten und durch eine <strong>mit</strong>tlere<br />

jährliche km-Leistung. Sie leidet unter wenigen Erkrankungen<br />

und nimmt wenige Medikamente ein.<br />

Auch hinsichtlich der diagnostischen Untersuchung<br />

schneidet die Gruppe durchweg durchschnittlich<br />

und unauffällig ab. Weder in Bezug auf die verkehrsmedizinische<br />

Stellungnahme noch auf die<br />

Aufmerksamkeitstestung oder Fahrleistung sind<br />

unterdurchschnittliche Leistungen zu vermerken.<br />

Die Gruppe erweist sich da<strong>mit</strong> als fit, was sich<br />

vermutlich in ihrer niedrigen Risikowahrnehmung<br />

und auch Kompensation niederschlägt. Es gibt für<br />

sie keinen Grund, ihr Fahrverhalten einzuschränken<br />

oder ein erhöhtes Gefahrenbewusstsein an<br />

den Tag zu legen. Die Gruppe der Unschuldigen<br />

aller Altersklassen scheint also im Sinne der Verkehrssicherheit<br />

keinerlei Risiko, weder für sich<br />

noch für andere, darzustellen. Demnach besitzt sie<br />

für die Verkehrssicherheitsarbeit kein Gefährdungspotential<br />

und bedarf keiner Intervention. Besonders<br />

hervorzuheben ist bei dieser Gruppe die<br />

Tatsache, dass sie rund 50% der Stichprobe darstellt.<br />

Wie bereits oben beschrieben, ist dieser<br />

Prozentsatz nicht repräsentativ für die Population<br />

aller autofahrenden <strong>Senioren</strong>. Zu vermuten ist,<br />

dass er in dieser wesentlich größer ausfällt. Denn<br />

so ist erneut zu betonen, dass es sich bei der<br />

Stichprobe um die hochselektive Gruppe verunfallter<br />

<strong>Senioren</strong> handelt, die in etwa 9% der Population<br />

der <strong>Senioren</strong> ausmacht (vgl. Kap. 1.4.1). Es ist<br />

anzunehmen, dass ein großer Anteil der aktuell<br />

nicht verunfallten <strong>Senioren</strong> ebenfalls zu der unauffälligen<br />

Gruppe zu rechnen ist. Ein weiterer Punkt,<br />

der hervorgehoben werden muss, betrifft die Altersverteilung<br />

der Gruppe. So umfasst sie Senio­

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