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Profile von Senioren mit Autounfällen (PROSA)

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der letzten drei Monate unterscheiden, weisen die<br />

<strong>Senioren</strong> der <strong>PROSA</strong>-Stichprobe erneut eine höhere<br />

jährliche km-Leistung auf, was bereits in verschiedene<br />

Richtungen interpretiert wurde (s.o.).<br />

Viel bedeutender scheint jedoch die Tatsache,<br />

dass sich die verunfallte <strong>PROSA</strong>-Stichprobe <strong>von</strong><br />

der unfallfreien FRAME-Stichprobe durch die Anzahl<br />

der Erkrankungen unterscheidet. So haben<br />

die <strong>Senioren</strong> der <strong>PROSA</strong>-Stichprobe signifikant<br />

mehr Erkrankungen und zählen eher zu den multimorbiden<br />

<strong>Senioren</strong> <strong>mit</strong> zwei oder mehr Erkrankungen.<br />

Es kann nicht ausgeschlossen werden,<br />

dass gerade dieser Faktor zu der Unfallverwicklung<br />

der <strong>PROSA</strong>-Stichprobe beitrug und so<strong>mit</strong> als<br />

ein Risikopotential gesehen werden kann. Diese<br />

Interpretation wird durch die Befunde gestützt, die<br />

HOLTE & ALBRECHT (2004) <strong>von</strong> der vollständigen<br />

FRAME-Stichprobe berichten. So kamen sie<br />

zu dem Ergebnis, dass für Personen <strong>mit</strong> mehr als<br />

einer Erkrankung tendenziell eine größere Gefahr<br />

besteht, in einen Autounfall verwickelt zu werden,<br />

als für Personen, die lediglich eine Krankheit haben<br />

oder gesund sind. Das Risiko, in einen Autounfall<br />

verwickelt zu werden, ist nach den Autoren<br />

für Personen <strong>mit</strong> mehr als einer Krankheit 3,19-mal<br />

so groß wie für Personen <strong>mit</strong> einer Krankheit und<br />

2,6-mal so groß wie für Gesunde. Vor allem die<br />

Multimorbidität kennzeichnet demnach das erhöhte<br />

Unfallrisiko und deutet auf eine nicht ausreichende<br />

Kompensation hin. Diese wird nach den Autoren<br />

vor allem <strong>von</strong> Personen <strong>mit</strong> einer neurologischen<br />

Störung nicht angepasst angewendet. Besonders<br />

hohe Risikowerte wurden des Weiteren für Personen<br />

<strong>mit</strong> einer Erkrankung des Bewegungsapparates<br />

und einer weiteren Erkrankung festgestellt<br />

(siehe auch Kap.2.3.6). Auch diese Ergebnisse<br />

passen zu den Befunden des vorliegenden Vergleichs,<br />

denn so waren es neben dem Bluthochdruck<br />

vor allem die neurologischen Erkrankungen<br />

sowie die Erkrankungen des Bewegungsapparates,<br />

die die <strong>PROSA</strong>-Stichprobe häufiger als die<br />

FRAME-Stichprobe aufweist. Während bei der<br />

FRAME-Untersuchung die Gefahrenunterschiede<br />

zwischen den Gesunden und Kranken zu einem<br />

Teil auf das Alter zurückzuführen sind, spielt dieses<br />

bei dem Vergleich <strong>von</strong> <strong>PROSA</strong> zu FRAME<br />

keine Rolle. Durch das Parallelisieren der Altersklassen<br />

kann ausgeschlossen werden, dass die<br />

erhöhte Erkrankungshäufigkeit der <strong>PROSA</strong>-<br />

Stichprobe auf ein höheres Durchschnittsalter zurückzuführen<br />

ist. Umso erstaunlicher ist bei diesen<br />

Ergebnissen, dass die Probanden <strong>von</strong> <strong>PROSA</strong> ihre<br />

73<br />

Gesundheit und Beweglichkeit trotzdem genauso<br />

gut einstufen wie die der FRAME-Stichprobe. Diese<br />

scheinbare Überschätzung könnte ebenfalls einen<br />

Hinweis auf ein Gefahrenpotenzial darstellen,<br />

das möglicherweise zur Unfallverwicklung der<br />

<strong>PROSA</strong>-Stichprobe beigetragen hat.<br />

13.2 Unfall und Schuldfrage<br />

Neben dem Vergleich <strong>von</strong> verunfallten Probanden<br />

<strong>mit</strong> unfallfreien Stichproben stellt der Vergleich <strong>von</strong><br />

schuldig verwickelten <strong>Senioren</strong> und unschuldigen<br />

Unfallbeteiligten ein in der Forschung immer wieder<br />

gefordertes Vorgehen dar (MAUKISCH, 1990).<br />

Es ermöglicht, differenziert innerhalb der Gruppe<br />

der verunfallten <strong>Senioren</strong> zu untersuchen, ob und<br />

wenn ja, welche Merkmale potentiell zur schuldhaften<br />

Verunfallung beitrugen.<br />

Es zeigte sich, dass wesentliche risikomodulierende<br />

Variablen gemeinsam keinen Erklärungswert<br />

besitzen, die Schuldfrage des Unfalls, aufgrund<br />

dessen die Probanden rekrutiert worden waren,<br />

post hoc vorherzusagen. Auch eine Testung auf<br />

Unterschiede zwischen den Gruppen brachte<br />

kaum Ergebnisse. Weder in Bezug auf Fahr- oder<br />

Unfallbiographie noch auf Merkmale der Kompensation,<br />

Risikowahrnehmung, Einstellung zu obligatorischen<br />

medizinischen Fahreignungsüberprüfungen,<br />

subjektive Beurteilung der Gesundheit oder<br />

des Selbstbildes als Autofahrer zeigten sich zwischen<br />

den Gruppen Unterschiede. Es ließen sich<br />

lediglich gesundheitliche Aspekte aufführen, die<br />

tendenzielle Unterschiede zwischen den Schuldigen<br />

und Unschuldigen darlegen. So nehmen die<br />

Schuldigen tendenziell mehr Medikamente als die<br />

Unschuldigen ein. Deskriptiv weisen sie auch mehr<br />

Erkrankungen auf als die Unschuldigen.<br />

Dieses Ergebnis könnte darauf hinweisen, dass<br />

die Multimorbidität, verbunden <strong>mit</strong> einer Multimedikation,<br />

ein Gefahrenpotenzial darstellt, das möglicherweise<br />

zur schuldhaften Beteiligung an dem<br />

Unfall führte. Es ergänzt die Ergebnisse des FRA­<br />

ME-Vergleichs, dass eine Multimorbidität eher bei<br />

unfallverwickelten als bei unfallfreien Personen zu<br />

finden war (s.o.).<br />

Hinsichtlich der objektiven Leistungsdaten der<br />

diagnostischen Untersuchungen zeigen sich keine<br />

Differenzen zwischen der Gruppe der Schuldigen<br />

und der Gruppe der Unschuldigen. Weder in der<br />

verkehrsmedizinischen Untersuchung, in der Auf­

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