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Profile von Senioren mit Autounfällen (PROSA)

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tofahrer ausschließen und keiner darüber ausreichend<br />

informiert zu sein scheint. So ist sowohl für<br />

den Haus- als auch Fachärztlichen Dienst gefordert,<br />

eine Aufklärung der Patienten hinsichtlich ihrer<br />

Medikation stärker vorzunehmen. Dass eine<br />

Aufklärung über die eigene Fahreignung generell<br />

gewünscht und akzeptiert ist, spiegelt sich in der<br />

<strong>mit</strong> 66,3% hohen Akzeptanz einer obligatorischen<br />

medizinischen Fahreignungsuntersuchung wider,<br />

die auch in anderen Studien, wie z.B. in AGILE,<br />

bestätigt wurde (BREKER et al., 2003; POSCHA­<br />

DEL & SOMMER, 2008).<br />

Das Ergebnis, dass die meisten Unfälle der <strong>Senioren</strong><br />

an Kreuzungen stattgefunden haben, kommt<br />

nicht unerwartet und zeigt sich immer wieder in (inter)nationalen<br />

Studien (vgl. BREKER et al., 2003;<br />

FASTENMEIER & GSTALTER, 2008). Interessant<br />

scheint jedoch das Ergebnis, dass fast 60% der<br />

Schuldigen des Unfalls, aufgrund dessen die Teilnehmer<br />

rekrutiert wurden, angeben, dass eine Erschwernis<br />

wie eine schwierige außerplanmäßige<br />

Verkehrssituation, fehlerhaftes Verhalten anderer,<br />

unvorteilhafte Wetter- oder Lichtverhältnisse oder<br />

Enge an der Unfallstelle <strong>mit</strong> zum Unfall beigetragen<br />

habe. Dabei waren fast alle Teilnehmer <strong>mit</strong><br />

der Strecke vertraut, was dafür spricht, dass es<br />

sich um eine unerwartete Erschwernis handelte.<br />

Offenbar haben die <strong>Senioren</strong> Schwierigkeiten, ihr<br />

Fahrverhalten spontan diesen Umständen anzupassen.<br />

Auch FALKENSTEIN & SOMMER (2008)<br />

kommen zu dieser Hypothese. Sie vermuten, dass<br />

es zu Schwierigkeiten älterer Fahrer kommen könne,<br />

wenn eine überraschende Situation eine<br />

schnelle strategische Anpassung der Fahrmotorik<br />

erfordert. Besonders problematisch sei dies, wenn<br />

die Fahrsituation zum Zeitpunkt der überraschenden<br />

Situation bereits komplex ist.<br />

13.1 Vergleich <strong>mit</strong> unfallfreien Stichproben<br />

Die Ergebnisse eines Vergleichs der verunfallten<br />

Stichprobe <strong>PROSA</strong> <strong>mit</strong> der unfallfreien Stichprobe<br />

des in 2000 abgeschlossenen Projektes AEMEЇS<br />

zeigen signifikante Unterschiede zwischen beiden<br />

Gruppen auf. So machte die <strong>PROSA</strong>-Stichprobe<br />

ihren Führerschein deutlich früher und fährt heute<br />

mehr km <strong>mit</strong> dem Pkw pro Jahr. Die Probanden<br />

<strong>von</strong> <strong>PROSA</strong> haben eine geringere Risikowahrnehmung,<br />

aber ein besseres Selbstbild als Autofahrer.<br />

Sie gehen häufiger zum Arzt und haben<br />

71<br />

häufiger Augenerkrankungen als die Probanden<br />

der AEMEЇS-Studie.<br />

Zu erklären sind diese Unterschiede durch zwei<br />

Ansätze. So könnte zum einen ein Kohorteneffekt<br />

zwischen den Stichproben, die in zehn Jahren Abstand<br />

erhoben wurden, verantwortlich dafür sein,<br />

dass die <strong>PROSA</strong>-Stichprobe im Vergleich als eine<br />

aktive, selbstbewusste und gesundheitsorientierte<br />

Generation abschneidet. Zum anderen könnten die<br />

Unterschiede jedoch auch auf das gruppenunterscheidende<br />

Merkmal der Unfallverwicklung zurückzuführen<br />

sein. In diesem Fall wären die höhere<br />

Fahrleistung, die niedrigere Risikowahrnehmung,<br />

das (überschätzte) Selbstbild sowie die<br />

Häufigkeit einer Augenerkrankung als risikofördernde<br />

Komponenten der Verkehrssicherheit zu<br />

interpretieren. Eine Betrachtung der einzelnen Variablen<br />

soll helfen, eine Entscheidung für einen<br />

Interpretationsansatz zu fällen.<br />

Bezüglich des Alters zum Führerscheinerwerb<br />

scheint ein Kohorteneffekt verantwortlich zu sein,<br />

dass die <strong>PROSA</strong>-Stichprobe den Führerschein in<br />

einem jüngeren Alter machte. Eine Aufteilung nach<br />

Altersklassen zeigt, dass das Erwerbsalter zum<br />

Erhebungszeitpunkt Ende der 90-er zu heute in allen<br />

Altersklassen um durchschnittlich ein bis viereinhalb<br />

Jahre sinkt. Bezüglich der jährlichen km-<br />

Leistung ist keine eindeutige Interpretation möglich.<br />

ZUMKELLER, CHLOND, OTTMANN, KA­<br />

GERBAUER und KUHNIMHOF (2007) weisen auf<br />

der Grundlage ihres Mobilitätspanels daraufhin,<br />

dass in der letzten Dekade Steigerungen der Fahrleistungen<br />

im Alter zu verzeichnen sind. Allerdings<br />

betrifft dies nach den Autoren vor allem die Seniorinnen<br />

und nicht allgemein die Gruppe der Älteren.<br />

So ist nicht eindeutig, ob es sich um einen Kohorteneffekt<br />

handelt oder die Gruppe der verunfallten<br />

<strong>Senioren</strong> eine höhere km-Leistung aufweist und<br />

potentiell auch dadurch eher in einen Unfall verwickelt<br />

wurde. Dies würde jedoch den vielbestätigten<br />

Befunden des „low mileage bias“ widersprechen,<br />

nach welchen vor allem die Wenigfahrer unter<br />

3.000 km pro Jahr ein erhöhtes Unfallrisiko aufweisen<br />

(HAKAMIES-BLOMQVIST et al., 2002;<br />

LANGFORD, KOPPEL, MCCARTHY & SRINIVA­<br />

SAN, 2008; LANGFORD et al., 2006).<br />

Zur Interpretation des Ergebnisses einer niedrigeren<br />

Risikowahrnehmung der <strong>PROSA</strong>-Stichprobe<br />

ist zunächst festzuhalten, dass die Risikowahrnehmung<br />

bei <strong>PROSA</strong> in leicht veränderter Form<br />

gegenüber AEMEЇS erfasst wurde. Während die

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