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Profile von Senioren mit Autounfällen (PROSA)

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Rolle einnähmen, jedoch auch in jüngeren Altersgruppen<br />

nicht zu vernachlässigen seien.<br />

3 Kompensation<br />

Bisher aufgeführte altersbedingte Einbußen müssen<br />

nicht zwangsläufig negative Auswirkungen auf<br />

die Fahrtüchtigkeit älterer Menschen haben. Denn<br />

auftretende Defizite können <strong>von</strong> den betroffenen<br />

Personen durch ein angepasstes Fahrverhalten<br />

ausgeglichen werden. So umfasst Kompensationsverhalten<br />

älterer Autofahrer eine Veränderung<br />

des Fahrverhaltens, die den Ausgleich <strong>von</strong> verkehrsrelevanten<br />

Leistungsdefiziten bewirkt (funktional)<br />

bzw. erfolglos darauf abzielt (dysfunktional).<br />

Die BASt-Studie AEMEÏS versteht Kompensation<br />

als Vermeidung risikoträchtiger Situationen sowie<br />

als Veränderungen des Fahrstils zu einem defensiveren<br />

und da<strong>mit</strong> sicherheitsfördernden Fahrstil<br />

(JANSEN et al., 2001). Das Modell „Selektion, Optimierung<br />

und Kompensation“ (vgl. BALTES &<br />

BALTES, 1989) umfasst die Fähigkeit, <strong>mit</strong> Leistungseinbußen<br />

ausgleichend umzugehen und<br />

kann auch auf das Mobilitätsverhalten Älterer angewandt<br />

werden. Demnach kann Mobilität durch<br />

Selektion, im Sinne z.B. einer Einschränkung der<br />

Verkehrsteilnahme, durch Optimierung, wie sie<br />

durch Übung in Verkehrsprogrammen stattfinden<br />

kann, und durch Kompensation, durch z.B. technische<br />

Hilfs<strong>mit</strong>tel, risikoarm gestaltet werden (vgl.<br />

KRÄMER, 2004; SCHLAG & ENGELN, 2001). Des<br />

Weiteren werden <strong>von</strong> dem niederländischen Psychologen<br />

Michon Kompensationsstrategien auf<br />

strategischer, taktischer und operationaler Ebene<br />

beschrieben (vgl. WEINAND, 1997). Während die<br />

strategische Ebene Kompensationsmöglichkeiten<br />

vor Antritt der Fahrt, wie z.B. eine Wahl der Fahrtroute,<br />

umfassen kann, stellt die taktische Ebene<br />

das Streben nach konstant niedrigem Risiko durch<br />

antizipatorische Manöver während der Fahrt, wie<br />

z.B. eine Verlangsamung der Fahrgeschwindigkeit<br />

in einem Schulbereich, dar. Die operationale Ebene<br />

schließt eine Auswahl <strong>von</strong> un<strong>mit</strong>telbaren Manövern<br />

zur akuten Gefahrenabwehr ein und kann<br />

sich z.B. in einem Spurwechsel niederschlagen.<br />

Besonders die letztgenannte Ebene kann für Ältere<br />

aufgrund der begrenzt zur Verfügung stehenden<br />

Zeit zur Planung und Durchführung Probleme aufwerfen<br />

(WEINAND, 1997). Im Folgenden sollen<br />

einzelne Kompensationsstrategien auf Verhaltens­<br />

29<br />

ebene und aktuelle Forschungsergebnisse dazu<br />

aufgezeigt und erörtert werden. Da technische<br />

Kompensationsmechanismen wie Fahrzeugtechnologien<br />

(vgl. FÄRBER, 2000) bislang nur sporadisch<br />

eingesetzt werden, sind sie für die Studie<br />

<strong>PROSA</strong>, und da<strong>mit</strong> für den vorliegenden Bericht,<br />

nur <strong>von</strong> sekundärer Bedeutung.<br />

3.1 Strategien der Kompensation<br />

Das Fraunhofer Projekt AGILE (BREKER et al.,<br />

2003), setzt sich zum Ziel, ältere Fahrer zu<br />

unterstützen, so lange wie möglich sicher Auto zu<br />

fahren und Kenntnisse zur Etablierung einer<br />

rationalen paneuropäischen Politik für die<br />

Fahrtauglichkeitsbeurteilung älterer Kraftfahrer zu<br />

entwickeln. Unter anderem wurden 473 <strong>Senioren</strong><br />

ab dem Alter <strong>von</strong> 55 Jahren befragt, um ein<br />

besseres Bild der Situation zu erlangen, denen<br />

ältere Fahrer ausgesetzt sind. Es zeigte sich, dass<br />

viele befragte <strong>Senioren</strong> Kompensationsstrategien<br />

beim Fahren anwenden und eine Zunahme dieser<br />

<strong>mit</strong> dem Alter zu verzeichnen ist. So konnten<br />

folgende <strong>mit</strong> dem Alter zunehmende Strategien<br />

erfasst werden:<br />

- Vermeidung <strong>von</strong><br />

• Schnellstraßen<br />

• ungünstigen Straßenverhältnissen<br />

bei Eis, Schnee und Regen<br />

• Nachtfahrten<br />

• Rush-Hours<br />

• Fahrten in unbekannten Gebieten<br />

• Fahrten in urbanen Gebieten<br />

• komplexen Verkehrssituationen<br />

• Abbiegevorgängen an schwierigen<br />

Kreuzungen<br />

- Entscheidung für<br />

• Fahrten kürzerer Strecke<br />

• langsameres Fahren<br />

• Einhalten <strong>von</strong> größerem Sicherheitsabstand<br />

• vorsichtigeres Fahren<br />

Des Weiteren konnte eine <strong>mit</strong> dem Alter zunehmende<br />

Tendenz erfasst werden, das Überholen,<br />

Fahren unter Zeitdruck sowie Fahren ohne Beifahrer<br />

zu vermeiden. In Bezug auf das Vermeiden <strong>von</strong><br />

Überholen, Fahren unter Zeitdruck, Fahren bei<br />

Müdigkeit sowie Rückwärtsfahren machten die befragten<br />

Seniorinnen den größeren Anteil aus. Als<br />

einzige <strong>mit</strong> dem Alter abnehmende Strategie zeigte<br />

sich die gute Vorbereitung einer Fahrt (BREKER<br />

et al., 2003).

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