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Profile von Senioren mit Autounfällen (PROSA)

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22<br />

2.1.3 Intelligenz<br />

Keineswegs unterliegen alle Intelligenzleistungen<br />

altersbedingten Veränderungen im Sinne einer Defizitannahme.<br />

Vielmehr kommt es zu Strukturveränderungen<br />

im Alter, bei der die <strong>von</strong> Cattell beschriebenen<br />

Faktoren der kristallinen und fluiden<br />

Intelligenz deutlich hervortreten. Bei der fluiden Intelligenz<br />

handelt es sich um Prozesse der Wahrnehmung<br />

und der Informationsverarbeitung. Sie ist<br />

relativ unabhängig <strong>von</strong> kulturellen Einflüssen und<br />

vergangenen Lernerfahrungen. Fluide Fähigkeiten<br />

setzen geistige Wendigkeit, Flexibilität und Schnelligkeit<br />

voraus und nehmen ab dem <strong>mit</strong>tleren Erwachsenenalter<br />

kontinuierlich ab. Die kristalline Intelligenz<br />

umfasst kognitive Kompetenzen, erfahrungs-<br />

und wissensbezogene Inhalte zu verbinden,<br />

grundsätzliche Aussagen zu treffen und Strukturen<br />

zu erfassen. Sie ist relativ abhängig <strong>von</strong> Bildung,<br />

Lernerfahrung und kulturellem Hintergrund und<br />

bleibt bis in das hohe Erwachsenenalter relativ<br />

stabil (vgl. CATTELL, 1963; KRÄMER, 2004;<br />

WEINERT, 1994). Untersuchungen zur Intelligenzentwicklung<br />

im Alter bestätigen die Abnahme der<br />

Informationsgeschwindigkeit und den da<strong>mit</strong> erhöhten<br />

Zeitbedarf für die Bewältigung kognitiver Aufgaben.<br />

Sie zeigen aber auch, dass dem Leistungsabbau<br />

in fluiden Fähigkeiten durch Training<br />

in einem gewissen Maße entgegengewirkt werden<br />

kann. Außerdem heben sie hervor, dass es erst<br />

bei gravierenden Mängeln im Bereich der Intelligenz<br />

zu Auswirkungen auf die Fahrtauglichkeit<br />

kommt (KAISER & OSWALD, 2000; TRÄNKLE,<br />

1994).<br />

2.1.4 Gedächtnis<br />

Mit dem Alter gehen Leistungsminderungen des<br />

echoischen Gedächtnisses für akustische Reize<br />

und des ikonischen Gedächtnisses für visuelle<br />

Reize einher. Akustische und/oder visuelle Informationen<br />

können nicht mehr so effektiv bereitgestellt<br />

werden. In Bezug auf den Kurzzeitspeicher<br />

zeigen Ältere eine verringerte Gedächtnisspanne.<br />

Des Weiteren lassen sich bei Älteren im Vergleich<br />

zu Jüngeren hinsichtlich der Erwerbsleistungen<br />

deutlichere Defizite <strong>von</strong> Gedächtnisleistungen als<br />

bei den Behaltensleistungen aufzeigen. Bei der<br />

Unterscheidung <strong>von</strong> Verfügbarkeit und Abrufbarkeit<br />

<strong>von</strong> Gedächtnisinhalten scheinen Ältere eher<br />

durch eine erschwerte Abrufbarkeit <strong>von</strong> Informationen<br />

in ihren Gedächtnisleistungen beeinträchtigt<br />

(FLEISCHMANN, 1991; METKER et al., 1994). In<br />

der verkehrspsychologischen Forschung wird dem<br />

Gedächtnis nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt<br />

(KAISER & OSWALD, 2000). Der Anteil der Gedächtnisleistungen<br />

an der Aufgabenbewältigung im<br />

Straßenverkehr ist wegen komplexer Zusammenhänge<br />

<strong>mit</strong> anderen kognitiven Leistungen unklar.<br />

Es wird vermutet, dass Einbußen im Gedächtnisbereich,<br />

sofern sie nicht zu gravierend sind, zumindest<br />

partiell durch andere kognitive Komponenten<br />

kompensiert werden können. Erst durch eine<br />

Kombination <strong>mit</strong> Beeinträchtigungen in anderen<br />

Bereichen der kognitiven Leistungsfähigkeit wird<br />

das Nachlassen <strong>von</strong> Gedächtnisleistungen sicherheitskritisch<br />

(METKER et al., 1994).<br />

2.2 Beeinträchtigungen der Sinnesleistungen<br />

2.2.1 Das Sehvermögen<br />

Ein gutes Sehvermögen ist eine unabdingbare<br />

Voraussetzung für eine sichere Verkehrsteilnahme,<br />

denn den weitaus größten Teil der für den<br />

Verkehrsablauf relevanten Informationen bezieht<br />

der Kraftfahrer über das visuelle System (LA­<br />

CHENMAYR, 2003; LACHENMAYR, BERGER,<br />

BUSER & KELLER, 1998). Schätzungen sprechen<br />

sich dafür aus, dass ca. 90% aller für die Fahrzeugführung<br />

relevanter Informationen über das<br />

Auge aufgenommen werden (LACHENMAYR,<br />

1995; SEIB, 1990). Es wird vermutet, dass der Anteil<br />

<strong>von</strong> Unfällen, der durch schlechtes Sehvermögen<br />

hervorgerufen wird, bei etwa 7% aller Unfälle<br />

liegt. Dieser Anteil entspricht da<strong>mit</strong> der Größenordnung<br />

an Unfällen, die durch Alkoholeinfluss<br />

verursacht werden und stellt eine erschreckend<br />

große Zahl dar (HARMS, 1987). Besonders problematisch<br />

erscheint die Tatsache, dass <strong>mit</strong> zunehmendem<br />

Alter Defizite des Sehvermögens in<br />

der Regel langsam und schleichend voranschreiten<br />

und selten dem Kraftfahrer un<strong>mit</strong>telbar bewusst<br />

werden (LACHENMAYR, 2003). Verschlechterungen<br />

bemerken die älteren Kraftfahrer oft nur<br />

unzureichend, manchmal erst nach gehäuften<br />

Konfliktfällen. Sie überschätzen ihre Sehleistungen<br />

und unterschätzen deren Verschlechterung (EL­<br />

LINGHAUS et al., 1990; SCHLAG, 2001).<br />

Bei der Fähigkeit des Auges, kleine Objekte <strong>mit</strong><br />

feinem Detail bei hohem Kontrast aufzulösen,<br />

handelt es sich um die Sehschärfe. Diese steht in

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