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Profile von Senioren mit Autounfällen (PROSA)

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perbewegungen fällt Älteren ebenfalls zunehmend<br />

schwer. So wird es wahrscheinlicher, dass Verkehrsteilnehmer,<br />

die sich am Sichtfeldrand bewegen<br />

oder sich aus der Peripherie annähern, übersehen<br />

werden. Besonders bei Abbiege- oder<br />

Überholvorgängen können demnach Probleme<br />

entstehen (ELLINGHAUS et al., 1990).<br />

Weitere Einbußen bei älteren Kraftfahrern können<br />

sich in der Adaption, d.h. in der Dunkelanpassung<br />

niederschlagen. Da die für die Anpassung an verschiedene<br />

Lichtstärken notwendige Dynamik der<br />

Pupillenöffnung <strong>mit</strong> dem Alter abnimmt, kann es in<br />

Zusammenhang <strong>mit</strong> Medientrübungen zu einer<br />

Verlängerung der Adaptionszeiten kommen. Diese<br />

kann nach Blendung für die nachfolgende Dunkeladaption<br />

um bis zu 50% erhöht sein. Während der<br />

Adaption fährt der Betroffene sozusagen blind. Bei<br />

einer <strong>von</strong> Älteren benötigten Adaptionsleistung <strong>von</strong><br />

ca. zwei bis drei Sekunden und einer Geschwindigkeit<br />

<strong>von</strong> 100km/h, ergibt sich so eine Blindfahrstrecke<br />

<strong>von</strong> 55 bis 83 Metern (vgl. FÖRSTER,<br />

1992; GRAMBERG-DANIELSEN, 1984; KAISER &<br />

OSWALD, 2000).<br />

Die Auswirkungen der genannten Beeinträchtigungen<br />

auf die Straßenverkehrssicherheit <strong>von</strong> <strong>Senioren</strong><br />

untersuchte LACHENMAYR (1998) in einer<br />

Unfallstudie. Um die drei Unfallarten Dunkelheitsunfall,<br />

Vorfahrtsverletzung und Überholunfall zu<br />

analysieren, wurden 754 Unfallfahrer und 250 Personen<br />

<strong>mit</strong> vergleichbarer Alterszusammensetzung<br />

und Fahrerfahrung als Kontrollgruppe einer vollständigen<br />

augenärztlichen Untersuchung unterzogen.<br />

Es zeigte sich, dass bei Einschränkung des<br />

Dämmerungssehvermögens beziehungsweise einer<br />

Steigerung der Blendempfindlichkeit in statistisch<br />

signifikant erhöhtem Maße <strong>mit</strong> dem Auftreten<br />

eines Dunkelheitsunfalls zu rechnen ist. Bei Überholunfällen<br />

im Außerortsverkehr zeigte sich eine<br />

statistisch signifikant verminderte Tagessehschärfe<br />

der Unfallfahrer gegenüber der Kontrollgruppe und<br />

anderen Unfallkategorien. Hervorzuheben ist das<br />

Ergebnis auch deshalb, da die subjektive Einschätzung<br />

des Sehvermögens der Unfallfahrer in<br />

einer deutlichen Diskrepanz zu den objektiv erhobenen<br />

Befunden stand. Besonders galt dies für die<br />

Einschätzung des Dämmerungssehvermögens,<br />

das häufig überschätzt wurde und nicht <strong>mit</strong> dem<br />

tatsächlichen Unfallrisiko korrelierte (vgl. LA­<br />

CHENMAYR, 2003; LACHENMAYR et al., 1998).<br />

Wie bereits erwähnt, können neben altersbedingten<br />

Einbußen auch Erkrankungen des Auges das<br />

Sehvermögen deutlich einschränken. Glaukome,<br />

die auch den Grünen Star einschließen, Makuladegenerationen<br />

oder Katarakte, zu denen der<br />

Graue Star gehört, treten <strong>mit</strong> dem Alter vermehrt<br />

auf und können das Unfallrisiko im Straßenverkehr<br />

deutlich erhöhen. Während das Risiko für Personen<br />

<strong>mit</strong> Grauem Star 2,5-fach erhöht sein kann,<br />

gibt es Zahlen für den Grünen Star, die <strong>von</strong> einem<br />

bis zu 5,2-fach erhöhten Unfallrisiko sprechen<br />

(EWERT, 2006; OWSLEY et al., 1999). Da die<br />

Grenze zwischen altersbedingten Veränderungen<br />

ohne Krankheitswert und krankhaften Veränderungen<br />

fließend ist, muss eine Unterscheidung nicht<br />

immer sinnvoll sein (BECKER, 2000). Des Weiteren<br />

ist zu beachten, dass angesprochene Probleme<br />

in Kumulation auftreten können, die für ältere<br />

Kraftfahrer vergleichsweise wahrscheinlich wird.<br />

Schnelle Abläufe komplexer Verkehrsprozesse<br />

können dann zu Überforderungen führen (EL­<br />

LINGHAUS et al., 1990).<br />

2.2.2 Das Hörvermögen<br />

Ähnlich wie für die Sehfähigkeit gelten Altersveränderungen<br />

des Hörvermögens als gesichert. Bemerkbar<br />

machen sich diese in einer Abnahme der<br />

Hörschwellen, vor allem für hohe Töne, in Schwierigkeiten<br />

bei der Aufnahme leiser Töne, bei der<br />

Frequenz- und Intensitätsdiskrimination <strong>von</strong> Tönen<br />

wie bei der Sprachverständigung sowie in teilweise<br />

erschwertem Richtungshören (ELLINGHAUS et<br />

al., 1990; MÜTZE & REHBERG, 1986). Die Altersschwerhörigkeit<br />

oder so genannte Presbyakusis<br />

macht sich zunächst als Hörverlust bezüglich der<br />

höheren Frequenzen (über 2000Hz) bemerkbar.<br />

Der Verminderung der Hörfähigkeit wird, anders<br />

als der Reduktion der Sehfähigkeit, weniger Bedeutung<br />

für die Verkehrsteilnahme und Verkehrssicherheit<br />

älterer Menschen zugemessen (ERNST,<br />

1999; HELMS & SEILER, 1994). Denn so konnte<br />

bisher kein Zusammenhang zwischen abnehmendem<br />

Hörvermögen und spezifischer Unfallbeteiligung<br />

nachgewiesen werden (ELLINGHAUS et al.,<br />

1990). Trotzdem kann dem Hörvermögen eine Bedeutung<br />

für sicheres Fahren nicht ganz streitig<br />

gemacht werden (LANG, 1999). Es wird daher diskutiert,<br />

dem Hörvermögen als Faktor der Fahrzeugbedienung<br />

und Grundlage der Orientierung im<br />

Straßenverkehr möglicherweise derzeit zu wenig<br />

Beachtung zu schenken (KAISER & MYLLYMÄKI­<br />

NEUHOFF, 1995). HUBACHER (2000) stellte in<br />

einer Schweizer Studie fest, dass <strong>Senioren</strong> <strong>mit</strong> be­

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