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Profile von Senioren mit Autounfällen (PROSA)

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en des Alters 65 bis 87 Jahre und weist eine ungefähre<br />

Gleichverteilung über die Altersklassen<br />

auf. Da<strong>mit</strong> ist <strong>mit</strong> 35,4% mehr als ein Drittel der<br />

Teilnehmer dieser Gruppe der Altersklasse über<br />

74 Jahre zuzuordnen. Dies spricht eindeutig dafür,<br />

dass das chronologische Alter allein kein guter<br />

Prädiktor für Leistungsdefizite ist. Vielmehr scheint<br />

es in allen Altersgruppen <strong>Senioren</strong> zu geben, die<br />

gesund und fit eine sichere Verkehrsteilnahme als<br />

Autofahrer gewähren.<br />

Die Gruppe der jüngeren Schuldigen dagegen<br />

weist ein anderes Gruppenprofil auf. Ebenfalls<br />

scheinen sie nur wenig erkrankt, nehmen wenige<br />

Medikamente ein, kompensieren wenig und haben<br />

eine niedrige Risikowahrnehmung. Dabei fahren<br />

sie allerdings mehr km im Jahr als die anderen<br />

Gruppen. Die Gruppe zeichnet sich aber vor allem<br />

durch die höchste Unfallverwicklung aus. Über die<br />

Lebensspanne hinweg verursachen die Teilnehmer<br />

mehr Unfälle als die anderen Gruppen und<br />

geben mehr aktuelle Fahrverhaltensfehler an. In<br />

Bezug auf die objektiven Leistungen zeigen sie allerdings<br />

mindestens genauso gute Leistungen wie<br />

die unauffällige Gruppe der Unschuldigen aller Altersklassen.<br />

Weder in der verkehrsmedizinischen<br />

Untersuchung, in der Fahrverhaltensprobe noch in<br />

der Aufmerksamkeitstestung zeigen sich Auffälligkeiten.<br />

Fügt man diese Details zusammen, ergibt<br />

sich ein Bild des jüngeren Schuldigen, das sich<br />

nicht durch eine aktuelle Unfallverwicklung im Alter,<br />

sondern durch eine fortlaufend hohe Verhaltensfehlerbereitschaft<br />

und Unfallverschuldung über<br />

die Lebensspanne hinweg charakterisiert. Ihre objektiven<br />

Leistungen sowie ihre gesundheitlichen<br />

Voraussetzungen betrachtend, scheinen sie keinen<br />

Grund zu haben, so oft in einen Unfall verwickelt<br />

zu sein. Vielmehr scheint es mehr an intrinsischer<br />

Motivation zu mangeln, eine sicherheitsbewusste<br />

Grundeinstellung sowie ein Problembewusstsein<br />

und eine kritische Selbsteinschätzung<br />

zu entwickeln. So sollten Verkehrssicherheitsmaßnahmen<br />

interventiv an ihrer Einstellung ansetzen<br />

und sie durch gezielte Maßnahmen anregen, sich<br />

eine defensive Fahrweise, verbunden <strong>mit</strong> einer sicherheitsorientierten<br />

Grundeinstellung, anzueignen.<br />

Eine gezielte Ver<strong>mit</strong>tlung kritischer Selbstreflexionsstrategien,<br />

die die Risikowahrnehmung erhöhen<br />

und eigenes Fehlverhalten widerspiegeln,<br />

ist erforderlich, um das Gefährdungspotential dieser<br />

Gruppe zu vermindern. Für eine Identifizierung<br />

der Gruppe wäre ein weiterer Forschungsansatz<br />

wünschenswert, der prüft, ob <strong>mit</strong> bestehenden<br />

75<br />

oder noch zu entwickelnden Instrumenten zu einer<br />

sicherheitsorientierten Grundeinstellung und einer<br />

kritischen Selbstreflexion Teilnehmer dieser Gruppe<br />

auch vor einer Unfallbeteiligung erkannt werden<br />

können.<br />

Die älteren Schuldigen weisen die höchsten Werte<br />

in Bezug auf Erkrankungen auf und nehmen tendenziell<br />

mehr Medikamente als die anderen Gruppen<br />

zu sich. Sie fahren am wenigsten km pro Jahr<br />

und wenden kompensatorisches Verhalten am<br />

stärksten <strong>von</strong> den drei Gruppen an. Auch ihre Risikowahrnehmung<br />

ist am höchsten. Sie wissen über<br />

den eigenen Leistungsstand und fürchten obligatorische<br />

medizinische Fahreignungsuntersuchungen<br />

eher als die zwei anderen Gruppen. Hinsichtlich ihrer<br />

objektiven Leistungen schneiden sie schlechter<br />

in der Testung der Aufmerksamkeit und in der<br />

Fahrverhaltensprobe ab. Vor allem zeigen sie dabei<br />

Fehler beim Abstandhalten, beim Absichern<br />

sowie bei Vorfahrtsregelungen. Diese Ergebnisse<br />

deuten insgesamt daraufhin, dass die Gruppe weniger<br />

ein Problem hinsichtlich der Einstellung als<br />

vielmehr des Leistungsniveaus, auf dem sie sich<br />

aktuell bewegt, aufweist. So<strong>mit</strong> ist interventiv im<br />

Sinne <strong>von</strong> Verkehrssicherheitsmaßnahmen eher<br />

am aktuellen Verhalten dieser Gruppe anzusetzen.<br />

Betrachtet man das kompensatorische Verhalten,<br />

so wird zwar ersichtlich, dass die Gruppe den<br />

höchsten Wert aufweist, sich jedoch nicht signifikant<br />

<strong>von</strong> den anderen unterscheidet. Dies bedeutet,<br />

dass durchaus noch Spielräume gegeben sind,<br />

die Gruppe auf Möglichkeiten der Selektion, Kompensation<br />

und Optimierung hinzuweisen. Im Sinne<br />

der Selektion fällt z.B. auf, dass die älteren Schuldigen<br />

signifikant weniger fahren als die anderen<br />

Gruppen, der jährliche Durchschnitt aber immer<br />

noch bei über 7.000 km liegt. So ist in Betracht zu<br />

ziehen, im Rahmen <strong>von</strong> Mobilitätsberatungen auf<br />

Möglichkeiten der Vermeidung <strong>von</strong> Verkehrssituationen<br />

einzugehen und dabei herauszuarbeiten,<br />

welche unter den Gegebenheiten individueller<br />

Leistungseinbußen zur Gefahr werden könnten.<br />

Die Befragung hat gezeigt, dass die <strong>Senioren</strong> auch<br />

durchaus einer Kompensation durch (technische)<br />

Hilfs<strong>mit</strong>tel zugeneigt sind. So wären diese ebenfalls<br />

als Thema einer Mobilitätsberatung zu erwägen,<br />

sofern sie individuellen Schwächen angepasst<br />

sind und die Verkehrsteilnahme nicht durch<br />

technische Überforderung gefährden (RUDINGER<br />

& KOCHERSCHEID, 2008). Eine Optimierung der<br />

Fahrtüchtigkeit, wie sie durch gezieltes Training<br />

stattfinden kann, wird derzeit kaum <strong>von</strong> den Senio­

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