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Profile von Senioren mit Autounfällen (PROSA)

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5 Fahrmotivation und<br />

-biographie<br />

Neben den individuellen Leistungseinbußen und<br />

verkehrsrelevanten Persönlichkeitsmerkmalen sind<br />

weitere Aspekte wie Fahrmotivation und Fahrbiographie<br />

zu berücksichtigen, die sich potentiell auf<br />

das Fahrverhalten und Unfallrisiko auswirken können.<br />

Es ist zu betonen, dass diese Aspekte zum<br />

Teil eng <strong>mit</strong> Persönlichkeitsmerkmalen in Verbindung<br />

stehen, aufgrund besserer Übersichtlichkeit<br />

hier jedoch gesondert aufgeführt sind. Des Weiteren<br />

ist hervorzuheben, dass einige der Aspekte nur<br />

unzureichend in der Forschung <strong>mit</strong> dem Fahrverhalten<br />

Älterer und ihren Unfällen assoziiert worden<br />

sind.<br />

5.1 Aspekte zur Fahrmotivation<br />

Es zeigt sich, dass dem Autofahren im Alter unterschiedliche<br />

Motive und Leitbilder zugrunde liegen.<br />

Das bereits erwähnte Projekt SIZE (KAISER &<br />

KRAUS, 2005) stellte in der Auswertung qualitativer<br />

und quantitativer Studien besonders eine soziale<br />

Dimension <strong>von</strong> außerhäuslicher Mobilität heraus.<br />

Das eigene Auto wurde <strong>von</strong> den befragten<br />

<strong>Senioren</strong> in einer Situation sozialer Unsicherheiten<br />

und Ängste nicht nur als willkommenes Fortbewegungs<strong>mit</strong>tel,<br />

sondern auch als Schutz gegen<br />

unerwünschte Kontakte <strong>mit</strong> anderen Menschen<br />

genannt. So empfanden die befragten <strong>Senioren</strong><br />

das Sozialverhalten vieler Verkehrsteilnehmer als<br />

diskriminierend und unter Umständen als bedrohlich<br />

und zeigten sich sehr sensibel gegenüber<br />

Verwahrlosungserscheinungen öffentlicher Räume<br />

(z.B. Müll, Graffitis, „herumlungernde“ Jugendliche).<br />

Es stellte sich heraus, dass das Zufußgehen<br />

als der wichtigste Modus der Fortbewegung anzusehen<br />

ist. Doch sahen viele, gerade auf dem Land<br />

und in suburbanen Gebieten wohnende <strong>Senioren</strong><br />

es als schwierig an, die täglich notwendigen Besorgungen<br />

innerhalb einer angemessenen Zeit zu<br />

Fuß zu erledigen. Die Nutzung des eigenen Autos<br />

wird deshalb auch gelegentlich nicht nur als Freiheit,<br />

sondern auch als Zwang erlebt. Die außerhäusliche<br />

Aktivität wird des Weiteren als belastet<br />

durch die Dimensionen Zeit und Geschwindigkeit<br />

erlebt. So berichteten die <strong>Senioren</strong>, dass ihnen oft<br />

die Zeit fehle, angemessen zu reagieren oder <strong>mit</strong><br />

den Jüngeren <strong>mit</strong>zuhalten. Entsprechend war vor<br />

allem die überhöhte Geschwindigkeit der Autofah­<br />

33<br />

rer für die meisten <strong>Senioren</strong> als erhebliche Erschwernis<br />

zu bezeichnen. Auch die Geschwindigkeitsdifferenz<br />

zwischen verschiedenen Nutzern<br />

des gemeinsamen Mobilitätsraums gab häufig Anlass<br />

zu Besorgnis über die eigene Sicherheit bei<br />

der Verkehrsteilnahme.<br />

Diesen Motiven des Autofahrens, die eher den Aspekt<br />

der gezwungenen Nutzung betonen, sind Befunde<br />

<strong>von</strong> WITTENBERG (1986) gegenüberzustellen.<br />

Neben dem instrumentellen Wert eines Autos<br />

zur erleichterten und erhöhten räumlichen Mobilität<br />

war bei <strong>Senioren</strong> stärker als in anderen Befragtengruppen<br />

die Meinung vertreten, dass Unternehmungen<br />

ohne Auto weniger Spaß machten.<br />

Dies passt auch zu Ergebnissen <strong>von</strong> ELLING­<br />

HAUS & SCHLAG (1984), bei denen vor allem eine<br />

positive Sicht des Kfz unter den jüngsten (bis<br />

29-Jährigen) und den ältesten (60-Jährigen und älteren)<br />

Kraftfahrern verbreitet war. Diese stimmten<br />

zu 63% bzw. zu 59% dem Satz zu, „Autofahren<br />

macht mir einfach Spaß“, während dies bei 30-49­<br />

Jährigen zu 52% und bei 50-59-Jährigen nur zu<br />

47% der Fall war. In der Studie AEMEЇS (JANSEN<br />

et al., 2001) zeigte sich, dass die Bindung heute<br />

an das Auto stärker ist als noch 1989, was auf ein<br />

ausgeprägtes automobiles Leitbild hindeutet. Ein<br />

ähnliches Ergebnis fasst der DEUTSCHE VER­<br />

KEHRSSICHERHEITSRAT (2004) auf. So wird<br />

dargestellt, dass <strong>Senioren</strong> heute immer mobiler<br />

und unternehmenslustiger seien. Sie führten einen<br />

aktiven und exklusiven Lebensstil und spiegelten<br />

erste Anzeichen einer neuen Altersmobilität wider.<br />

Ein Vergleich der 50-60-Jährigen heute und vor<br />

zehn Jahren zeigt den Anstieg des Autofahrens<br />

<strong>von</strong> 17% auf 26%. Gleichzeitig kann sich auf individueller<br />

Ebene die Lebenslage im Alter schnell<br />

ändern und sich auf Mobilitätsbedürfnisse und<br />

-verhalten auswirken. Soziale Veränderungen wie<br />

die Berentung oder Verwitwung sind eng <strong>mit</strong> Mobilitätsveränderungen<br />

verknüpft (BREKER et al.,<br />

2003). Unklar ist bis jetzt, inwiefern sich diese unterschiedlichen<br />

Fahrmotivationen, Leitbilder und<br />

Lebenslagen auf das Fahrverhalten, und vor allem<br />

auf das Unfallrisiko auswirken.<br />

5.2 Aspekte zur Fahrbiographie<br />

Neben den individuellen Motiven, Leitbildern und<br />

Lebenslagen zeichnen sich auch individuelle Fahrbiographien<br />

und -gewohnheiten älterer Kraftfahrer<br />

ab. In Ergebnissen der Studie AGILE (BREKER et

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