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Profile von Senioren mit Autounfällen (PROSA)

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und Informationsverarbeitung gesteigert werden.<br />

Ein schwach erhöhtes Unfallrisiko stellen die Autoren<br />

für die Einnahme <strong>von</strong> Zyklischen Antidepressiva<br />

und Insulin sowie ein stark erhöhtes Unfallrisiko<br />

für die Einnahme <strong>von</strong> Benzodiazepinen heraus.<br />

Benzodiazepine wirken sedativ (beruhigend und<br />

schlaffördernd), anxiolytisch (angstlösend), muskelrelaxierend<br />

(muskelenstpannend), antikonvulsiv<br />

(krampflösend) und oft auch leicht stimmungsaufhellend.<br />

Sie finden in der Psychiatrie vor allem bei<br />

der Behandlung <strong>von</strong> Angst und Unruhezuständen<br />

Anwendung. Bei regelmäßiger Einnahme besteht<br />

die Gefahr der Gewöhnung und der Abhängigkeit.<br />

Benzodiazepine gelten als die Medikamente <strong>mit</strong><br />

der höchsten Missbrauchsrate in Deutschland. Sie<br />

können die Reaktionszeit, das Sehen, die Aufmerksamkeit<br />

und die motorische Koordination beeinträchtigen<br />

(EWERT, 2006). Die eindeutige dosisabhängige<br />

Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit<br />

durch Benzodiazepine ist experimentell bestätigt.<br />

Dabei zeigte sich, dass bei kurz wirksamen<br />

Benzodiazepinen bereits in der ersten Applikationswoche<br />

nur mehr geringe Leistungseinbußen zu<br />

verzeichnen sind, während bei den lang wirksamen<br />

Benzodiazepinen auch nach diesem Zeitraum<br />

noch <strong>von</strong> einer erheblichen Beeinträchtigung der<br />

Verkehrssicherheit auszugehen ist (BERGHAUS,<br />

1997; BRUNNAUER et al., 2004). So ist neben der<br />

Dosis und Einnahmedauer auch immer die Halbwertzeit<br />

eines Medikamentes zur Aussagekraft<br />

über die Fahrleistung heranzuziehen (MIDDLE­<br />

TON et al., 2003). Antidepressiva zählen aufgrund<br />

ihres breiten Indikationsspektrums (z.B. zur Behandlung<br />

<strong>von</strong> depressiven, Angst-, Zwangs- und<br />

Essstörungen) zu den am häufigsten verordneten<br />

Psychopharmaka. Vor allem ausgeprägt sedierende<br />

Antidepressiva können in der initialen Aufdosierungsphase<br />

zu einer beeinträchtigten Fahrtüchtigkeit<br />

führen. Aus diesem Grund wird zumindest<br />

während der ersten zwei bis drei Wochen vom<br />

Führen eines Kraftfahrzeuges abgeraten. Dies gilt<br />

auch beim Auftreten <strong>von</strong> unerwünschten Nebenwirkungen<br />

wie Blutdruckveränderungen <strong>mit</strong> Kollapsneigung,<br />

Akkomodationsstörungen und kognitiven<br />

Dysfunktionen. Auch bei Einnahme <strong>von</strong> Neuroleptika,<br />

die vor allem zur Behandlung psychomotorischer<br />

Erregtheit und psychotischer Syndrome<br />

<strong>mit</strong> Wahn und Halluzinationen verordnet werden,<br />

kann die Fahrtüchtigkeit in den ersten Wochen<br />

eingeschränkt sein. Erst nach Abklingen der psychosomatischen<br />

Symptomatik und bei längerfristiger<br />

konstanter medikamentöser Therapie <strong>mit</strong> Neu­<br />

roleptika kann die Fahrtüchtigkeit in Einzelfällen<br />

wieder gegeben sein (MÜLLER-SPAHN & DITT­<br />

MANN, 2004). Neben den Beeinträchtigungen der<br />

Fahrleistung durch Medikamente sollten aber auch<br />

mögliche günstige Wirkungen nicht übersehen<br />

werden. Bei Diabetes oder Krampfleiden z.B. können<br />

Arznei<strong>mit</strong>tel unter Umständen erst Fahrtüchtigkeit<br />

erzielen (FRIEDEL & BECKER, 1999).<br />

2.4 Die Studie an der Universität Turku<br />

In Finnland führten PERÄAHO & KESKINEN<br />

(2004) eine Studie durch, die Im Unterschied zu<br />

vielen anderen Studien sowohl individuelle Leistungsbeeinträchtigungen<br />

als auch objektive Merkmale<br />

der Unfallsituation untersuchte und Verknüpfungen<br />

analysierte. In einem interdisziplinären<br />

Team wurden disaggregierte in-depth Daten <strong>von</strong><br />

schweren Verkehrsunfällen der Jahre 1990-2000<br />

erfasst. Die Ergebnisse zeigen für die Altersgruppe<br />

der 60-90-Jährigen, dass diese im Vergleich zu<br />

jüngeren Fahrern weniger Unfälle bei Nacht, am<br />

frühen Morgen oder Abend aufwiesen, seltener<br />

Unfälle wegen Alkohol oder hoher Geschwindigkeit<br />

hatten und seltener arbeitsbezogene, sondern<br />

mehr freizeitbezogene Fahrten zum Unfallzeitpunkt<br />

gemacht hatten. Sie waren häufiger verantwortlich<br />

für Kollisionen und zeigten problematische Auffälligkeiten<br />

bei den Fahrsituationen des Spurhaltens<br />

und an Kreuzungen. Als Hauptunfallursachen waren<br />

bei den <strong>Senioren</strong> besonders die Ursache „observation“<br />

und der Einfluss <strong>von</strong> Erkrankungen verzeichnet.<br />

Die <strong>Senioren</strong> wiesen häufiger Langzeiterkrankungen<br />

auf. Dabei wurden besonders Herzerkrankungen,<br />

Blutdruck, Epilepsie, Diabetes sowie<br />

die Tendenz einzuschlafen als auf den Unfall<br />

einflussnehmende Krankheiten herausgestellt. Des<br />

Weiteren zeigte sich, dass Unfallverursacher häufiger<br />

Medikamente vor dem Unfall eingenommen<br />

hatten als diejenigen, die den Unfall nicht verursacht<br />

hatten. Dabei zeigten die <strong>Senioren</strong> die stärkste<br />

Medikamenteneinnahme. Darüber hinaus<br />

konnte als Ergebnis festgehalten werden, dass die<br />

Schwere <strong>von</strong> Unfällen <strong>mit</strong> dem Alter anstieg. Die<br />

Autoren fassen zusammen, dass ihre Studie bisherige<br />

Ergebnisse zu älteren Kraftfahrern stützt und<br />

die Problematik <strong>von</strong> Kreuzungen und komplexen<br />

Situationen verdeutlicht. Sie stellen heraus, dass<br />

Erkrankungen für ältere Kraftfahrer eine zentrale

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